So wurde vor Gericht ums Design gestritten

Jaguar Land Rover wollte sich das Defender-Design schützen lassen, um die Kopie, die 2021 als Ineos Grenadier auf den Markt kommen soll, zu verhindern. Jetzt werden Details aus dem Gerichtsverfahren bekannt.
Als Jim Ratcliffe 2016 ankündigte, eine Neuauflage des Land Rover Defenders bauen zu wollen, wurden viele Menschen hellhörig. Zuerst natürlich Geländewagen-Fans, von denen die meisten jubiliert haben dürften: Schließlich stand zu diesem Zeitpunkt fest, dass der alte Landy eingestellt wird, und der offizielle Nachfolger aus dem Hause Land Rover war noch nicht in Sicht. Aber auch viele Wirtschaftsgrößen machten große Augen, schließlich ist die von Ratcliffe geführte Firma Ineos ein Chemie- und kein Autokonzern. "Die wollen jetzt Autos bauen? Na viel Glück.", dürfte die vorherrschende Meinung gewesen sein.
Defender-Design nicht spezifisch genug
Doch auch bei Jaguar Land Rover (JLR) spitzten sie die Ohren. Eine Defender-Neuauflage? Die machen wir selbst und sonst keiner, dürften sie sich in Coventry gedacht haben. Schnell sorgten sie dafür, dass Ineos der Name Defender verwehrt bleibt; den trägt allein der aktuell in die Schauräume der Land Rover-Händler rollende, offizielle Nachfolger der Geländewagen-Ikone. Ineos musste sein Modell anders nennen – und entschied sich für den Namen Grenadier.
Bei einem anderen Gerichtsverfahren hatte JLR weniger Glück. Die Tochtergesellschaft des indischen Tata-Konzerns versuchte, sich die Formgebung des Defenders schützen zu lassen, indem sie sich Markenrechte daran sichern wollte. Und holte sich dafür prominente Unterstützung: Laut "Automotive News Europe" trat der ehemalige Ford-Designchef James C. Mays im Verfahren als Gutachter für JLR auf. Und legte einige Argumente zugunsten des britischen Herstellers auf den Tisch. Gestalterische Details wie die genieteten Karosserieteile, die konturierte Motorhaube, die ins Dach eingelassenen Seitenfenster oder das seitlich versetzte Reserverad am Heck würden nicht dem Standard-SUV-Design entsprechen. Deshalb sei der klassische Defender einzigartig und unverwechselbar und dürfe nicht kopiert werden.
Britische Richter geben Ineos recht
Ineos hielt dem Bericht zufolge mit dem ehemaligen Volvo-Designer Stephen Harper dagegen. Aus seiner Sicht wiesen andere Geländewagen sehr wohl starke Ähnlichkeiten zum Defender auf, beispielsweise der Willys Jeep und die Mercedes G-Klasse. Dieser Sichtweise folgte auch das britische Amt für geistiges Eigentum. Es hielt die Formen, die geschützt werden sollten, für nicht "unterscheidungskräftig" – oder verständlicher formuliert: spezifisch – genug. Das sahen letztlich auch die Richter so: Die Unterschiede im Design mögen zwar einigen Fachleuten bedeutend erscheinen, aber "für den Durchschnittsverbraucher möglicherweise unwichtig sein oder von diesen nicht einmal registriert werden."
Ineos kann und will sein Grenadier-Projekt nun also wie geplant vorantreiben. "Wir setzen unsere Pläne zur Markteinführung fort und freuen uns darauf, den Grenadier 2021 auf den Markt zu bringen", heißt es in einer Erklärung, aus der die Nachrichtenagentur Bloomberg zitiert. Jaguar Land Rover zeigt sich dagegen enttäuscht von dem Urteil, zumal das Defender-Design in mehreren anderen Märkten als Warenzeichen geschützt sei: "Seine einzigartige Form ist sofort erkennbar und kennzeichnet die Marke Land Rover auf der ganzen Welt", sagt JLR. Das "ikonenhafte Fahrzeug" werde stets "Teil der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Land Rover" sein.