BMW 2er GT, Grand C-Max, Zafira Tourer, VW Touran
Benötigen Sie maximalen Platz bei minimaler Größe des Autos, dann werden Sie nur mit einem Van glücklich. Anders als ein Kombi oder ein SUV bietet er zudem noch konkurrenzlose Variabilität.
Ein praktisches Auto? Da hat die öffentliche Meinung sofort einen SUV parat – dabei steht der Titel Alleskönner den Vans zu. Schon vergessen? Das sind die Variabilitäts-Könige und Laderaum-Chefs. Und die wirklichen Best-Buys für Familien. Vans wie der BMW 218i Gran Tourer, der Ford Grand C-Max 1.5 Ecoboost, der Opel Zafira Tourer 1.4 Turbo und der VW Touran 1.4 TSI, die es optional als Siebensitzer gibt.
VW Touran mit viel Komfort und viel Dynamik
Wie war das noch mit den Erfolgreichen: Sie werden geliebt oder gehasst. Wohl keinem zweiten Van bringen Nörgler in Online-Foren so viel Aufmerksamkeit entgegen wie dem Bestseller aus Wolfsburg. Und fast immer bekritteln sie den schlichten Look. Dieser änderte sich bei der jüngst aufgelegten zweiten Generation kaum – und das hat durchaus praktische Gründe. Ein eckiges Design zieht nicht nur die beste Übersichtlichkeit nach sich, sondern auch das größte Raumangebot.
Die Entwickler haben den Radstand der zweiten Generation auf das Niveau des neuen Passat gestreckt – mit allen Annehmlichkeiten für die Fondpassagiere; nirgends sonst im Vergleichsumfeld können sie sich so ungehindert bewegen. Das gilt übrigens auch für den dritten Mann in Reihe zwei.
Die drei Einzelsitze lassen sich dort separat um rund 20 Zentimeter in Längsrichtung verschieben. Erstmals sind die äußeren Plätze im Fond gegen Aufpreis beheizbar, und dank Dreizonen-Klimaautomatik können die Passagiere die Temperatur der Klimaanlage hier selbst regulieren. Ab Comfortline klappt auch die Beifahrersitzlehne serienmäßig flach nach vorn; dann wird der Van zum Transporter für bis zu 2,70 Meter langes Ladegut. Bei siebenfacher Besetzung fasst der VW immer noch 137, als Fünfsitzer 743 Liter und bei umgeklappten Rücksitzlehnen bis zu 1.980 Liter: Rekord im Umfeld.
Wird der maximale Laderaum benötigt, kann die Gepäckraumabdeckung ausgeklinkt und unterm Ladeboden verstaut werden. Daneben gibt es eine Kofferraumbeleuchtung, die sich herausnehmen und als Taschenlampe nutzen lässt. Haufenweise Ablagen und Fächer, zusätzlich Schubladen unter den Vordersitzen, ein Gepäcknetz im Beifahrerfußraum und Einstecktaschen an der Oberkante der Vordersitz-Rückenlehnen – VW hat an alles gedacht.
Doch der größte Unterschied zu den Konkurrenten offenbart sich erst beim Fahren – es ist von einem gewissenhaften Komfort begleitet, der in der Van-Klasse seinesgleichen sucht. In den optionalen Adaptivdämpfern verschwinden Unebenheiten aller Art; oft ist nur noch ein Abrollgeräusch zu hören.
Also ein entkoppeltes Fahrwerk. Mitnichten. Bei den Fahrdynamiktests flitzt der Touran sogar am schnellsten um die Pylonen, vermittelt mit seiner fein ansprechenden Lenkung genug Gefühl und lässt sich wie selbstverständlich bedienen.
Als hätte man es nicht bereits geahnt, erlaubt sich der VW auch im Sicherheitskapitel keine Schwächen, wird bei den Assistenzsystemen nur vom BMW übertroffen, setzt aber mit dem kürzesten Bremsweg aus Tempo 130 (warm) ein Ausrufezeichen.
BMW 2er Gran Tourer mit Komfortschwächen
BMW und Van? Stimmt, der 2er Gran Tourer. Mit ihm wagt sich BMW auf völlig unbekanntes Terrain: Frontantrieb, bis zu sieben Sitze, Hochdach-Silhouette. Es gehört Mut dazu, sich als Gralshüter der Fahrdynamik auf dieses wenig imageträchtige Feld zu begeben.
Als Einziger im Vergleichstest tritt der BMW mit einem Dreizylinder an, was nur Liebhaber des kernigen Laufgeräuschs erfreuen dürfte. Anders als der Plattformbruder Mini wirkt der Gran Tourer mit dem 136-PS-Aggregat ziemlich untermotorisiert – obwohl er im Test die besten Beschleunigungswerte erzielt und gleichzeitig am sparsamsten ist.
Wer dann zumindest erwartet, dass sich der BMW-Van feurig in den Fahrdynamik-Parcours wirft, sieht sich enttäuscht: Im Gegensatz zum kleinen Bruder Active Tourer wankt er stark, wirkt dabei unpräzise und erzielt beim doppelten Spurwechsel nur unterdurchschnittliche Zeiten. Dabei setzen die Konstrukteure bei der Abstimmung auf längst überwunden geglaubte Härte – anders als frühere Testwagen kommt der aktuelle ohne Verstelldämpfer und ist schlicht viel zu straff ausgelegt. Aufbau und Passagiere kommen nie zur Ruhe, nicht in der Stadt, nicht über Land, nicht auf der Autobahn. Das nervt schon auf kurzen Strecken und gibt dicke Abzüge bei der Federung. Dringender Rat an Kaufinteressenten: unbedingt ein Kreuzchen bei den aufpreispflichtigen Stoßdämpfern mit Komfort-Modus setzen.
An der Ausgestaltung des Innenraumes gibt es wenig zu meckern. Im 3er beispielsweise zeigte BMW einen übertriebenen Ehrgeiz beim Sparen. Nicht so im Gran Tourer. Einfacher Kunststoff findet sich erst im unteren Bereich der Verkleidung, das Armaturenbrett ziert ein (aufpreispflichtiges) Metallpaneel, und der Kofferraum ist erstklassig ausgekleidet.
Im Vergleich zum kleineren Active Tourer wurde der Radstand um elf Zentimeter verlängert. So finden zwei Erwachsene im Fond genug Fußraum vor; ein Dritter zwischen ihnen sitzt allerdings wie auf einem Büßerbänkchen – der Mittelsitz ist eigenwillig schmal und für Erwachsene kaum zu gebrauchen.
Viel Mühe haben die Ingenieure nicht nur in die einfache Bedienung, sondern auch in das Laderaumrollo gesteckt: Normalerweise eine ärgerlich fummelige Angelegenheit, lässt es sich beim Gran Tourer besonders einfach entriegeln und anschließend unter dem doppelten Ladeboden verstauen. Dahinter befindet sich eine Wanne zum Wegpacken von Kleinkram.
Verzurr-Ösen und Haken zum Befestigen von Einkaufstaschen komplettieren den Kofferraum. Einzigartig im Vergleichstest sind die Fernentriegelungen an der Ladewand; damit lassen sich die Rücksitzlehnen vom Kofferraum aus dreigeteilt vorklappen – anders als bei Opel und VW können die Sitzflächen aber nur im Verhältnis zwei Drittel zu einem Drittel in der Länge verschoben werden.
Ford Grand C-Max mit erfrischender Fahrdynamik aber Schwächen beim Sitzsystem
Wie man die Dynamik glaubwürdiger in die Van-Klasse bringt, zeigt der Grand C-Max. Sein Fahrwerk ist Ford durch und durch. Erinnern wir uns: War es nicht der Focus, der die Dynamik in die Kompaktklasse brachte, ohne stumpf auf Federungshärte zu setzen? Gleiches gilt jetzt für den Van. Wie der BMW tritt der Ford mit konventionellen Stoßdämpfern an – doch diese sind gekonnt abgestimmt. Die letzte technische Überarbeitung brachte hier schneller ansprechende Dämpferventile.
Zusätzlich hätte Ford bei der Gelegenheit dringend auch in puncto Verarbeitungsqualität nachlegen müssen: Die Einzelteile des Armaturenbretts wirken teilweise wie provisorisch zusammengefügt, kratzempfindliche Kunststoffe im Kofferraum sowie Styropor im Ladefach hinterlassen keinen stabilen Eindruck. Mit Baumarkt-Einkäufen will man sie nicht unbedingt belasten.
Zurück zum Fahrwerk. Das grundsätzliche Set-up ist straff, stellt Stöße aber erst bei starker Beladung durch und verhindert unangenehme Seitenneigung in Kurven. In Verbindung mit der angenehm direkten Lenkung saust der C-Max erfrischend quirlig über Land und bietet auf Fernstraßen dennoch jenen Federungskomfort, der lange Strecken erträglich macht. So geht Dynamik-Kompetenz.
Dank hinterer Schiebetüren – ein Alleinstellungsmerkmal im Vergleichstest – gelingt der Zustieg in Reihe zwei besonders einfach. Doch dann merkt man schnell, dass der Ford enger geschnitten ist; das spüren vor allem die Passagiere der mittleren Reihe.
Leider sind seine Fondstühle auf längerer Strecke nicht sehr bequem, was ähnlich wie beim BMW vor allem für den mittleren Platz gilt. Wer sich hier niederlässt, muss erst einmal einen breiten Karabinerhaken einklicken, um den mittleren Gurt nutzen zu können. Das ist ähnlich umständlich wie folgende Tatsache: Um einen ebenen Ladeboden zu erhalten, muss man nach dem Umklappen der Fondreihe erst eine mitgelieferte stabile Matte verlegen.
Etwas näher zusammenrücken wie im Opel lassen sich die äußeren Rücksitze auch nicht, lediglich längs verschieben. Benötigt man den mittleren Notplatz nicht, lässt er sich unter dem rechten äußeren Rücksitz wegklappen, und eine Art Durchlade – etwa für langes Sportgerät – entsteht. Oder ein Gang, um zur dritten Reihe zu gelangen. Doch diese optionalen Zusatzstühle sind nur empfehlenswert, falls der Grand C-Max als Kindergarten-Taxi genutzt werden soll. Ansonsten können Sie sich die 760 Euro Aufpreis dafür getrost sparen und den Fünfsitzer nehmen.
Opel Zafira Tourer für Pragmatiker
Der Zafira reist mit dem sogenannten Lounge-Sitzsystem im Fond zum Vergleich an, also mit drei bequemen Einzelsitzen, die sich zu zwei Sesseln plus Mittelarmlehne zurechtrücken lassen. Das erfordert zwar kräftiges Hinlangen, denn die Mimik geht stramm, doch es schafft noch mehr Bewegungsfreiheit – und keiner bietet ähnliche Kniffe.
Zwischen den Vordersitzen befindet sich eine Multifunktionskommode samt Schubladen. Und selbst Reihe drei (sofern geordert) bietet Staufächer plus Getränkehalter. Einem derartigen Pragmatiker muss man eben schlichtere Materialanmutung und Displays verzeihen – ebenso die vielen Knöpfe auf der Mittelkonsole und die komplexe Bedienlogik.
Und beim Fahren? Da zeigt der Opel, dass Ladekapazität nicht unbedingt transporterartiges Fahrverhalten nach sich ziehen muss. Eine gewisse Bedächtigkeit kann man dem Zafira zwar nicht absprechen; dennoch lässt er sich flott genug durch Kurven dirigieren, bleibt trotz seines hohen Aufbaus einfach beherrschbar und bietet nach dem Touran den zweitbesten Federungskomfort. Im direkten Vergleich zum strafferen Ford hinterlässt er allerdings einen weniger engagierten Eindruck. Und während der Fahrdynamiktests fällt er mit der Neigung auf, bei ansprechendem ESP in der Spur zu versetzen; daraus resultiert ein Abzug bei der Fahrsicherheit.
Hier kann er auch nicht mit der Lässigkeit des VW begeistern. Das liegt zum großen Teil an seinem Vierzylinder, dessen Turbo scheinbar im Leistungstief festsitzt, denn der Zafira legt beim Gasgeben ziemlich trantütig los. Die absoluten Fahrleistungen reichen zwar aus – um mit Touran und C-Max mitzuhalten, muss man aber fleißig drehen und sich durch die weiten Wege des Schaltgetriebes mühen.
VW Touran in der Zwischenbilanz vorn
In der Eigenschaftswertung liegt der VW mit deutlichem Vorsprung vorn; seine Pole-Position hat er sich mit seinem riesigen Kofferraum, dem klassenbesten Federungskomfort, seinem laufruhigen und kräftigen Motor sowie dem einfachen und effektiven Fahrverhalten gesichert. Ihm folgt der BMW, der sein Komfortmanko mit einem enormen Arsenal an Sicherheitsextras, Assistenzsystemen und Multimedia-Ausstattung sowie dem niedrigsten Verbrauch zumindest teilweise bei der Bepunktung ausgleicht.
Mit Respektabstand folgen Ford und Opel – beide zeigen große Lücken bei den Assistenzsystemen. Zudem kassiert der Grand C-Max Abzüge bei der Qualitätsanmutung und fällt mit dem höchsten Verbrauch im Vergleich negativ auf, während den Zafira Tourer sein unwilliger Vierzylinder samt freudlosem Getriebe und das etwas bedächtigere Fahrverhalten weitere Punkte kostet.
VW Touran ist am teuersten und gewinnt doch
Als Einziger unter den vieren kommt der VW mit dem Doppelkupplungsgetriebe (DSG) für 1.950 Euro, was ihm als Drei-Punkte-Malus auf den Grundpreis geschlagen wird und zum Teuersten im Vergleich macht. Den Komfortvorteil bewertet auto motor und sport folglich mit drei Pluspunkten, um gleiche Voraussetzungen zu den Handschaltern zu schaffen. Einen Punkt muss der Touran wieder lassen, weil er häufig mit einem leichten Ruck anfährt (vor allem nach dem Start-Stopp-Schlaf).
Der Testwagen kommt als teurer Highline, ist aber noch besser ausgestattet als der Ford Grand C-Max in der Toplinie Titanium. Bei diesem wie übrigens auch beim BMW müssen beispielsweise die Dachreling, beheizbare Vordersitze sowie die Einparkhilfe extra bezahlt werden.
Immerhin schon mit Klimaautomatik und Tempomat ist der BMW in der Linie Advantage ausstaffiert. Was ihm fehlt? Etwa der klappbare Beifahrersitz, das CD-Laufwerk zum Radio, Sitzheizung, Dachreling und die beheizbaren Scheibenwischer.
In der Kostenrechnung fällt der Opel zunächst mit den günstigsten Verschleißteilen auf. Beim Zafira Edition müsste man im Wesentlichen das Paket bestehend aus Klimaautomatik, Sitzheizung und Parkpilot sowie Regensensor und Gepäckraummanagement ordern, um auf ein ähnliches Ausstattungsniveau wie beim VW zu kommen.
Dass der Touran alleine schon wegen seines DSG-Malus im Kostenkapitel Punkte lässt, ändert kaum etwas an seinem deutlichen Vorsprung. Unter den Kompakten ist er der beste Van, wobei seine Adaptivdämpfer einen neuen Klassenmaßstab definieren. Ihm folgt der BMW, der sich einzig beim Federungskomfort eine eklatante Schwäche erlaubt.
Der Grand C-Max rettet seinen dritten Platz ins Ziel, hinterlässt als Dynamiker einen guten Eindruck. Knapp dahinter der Zafira Tourer – nach wie vor ein äußerst praktischer, wenn auch kein herausragender Van.