BMW 4er Facelift (2017)

Egal ob als Cabrio, Coupé oder Gran Coupé – ab sofort liefert BMW die 4er-Reihe mit aufgefrischtem Design, optimierten Motoren und neu abgestimmtem Fahrwerk.
Es ist gerade mal vier Jahre her, dass BMW die immer umfangreichere 3er-Familie in zwei Baureihen splittete. Nicht wenige waren damals der Meinung, das sei kein so richtig guter Zug gewesen, zumal die mittlere Baureihe mit der Drei in der Typenbezeichnung seit über 40 Jahren das Herz der Marke ist.
Über 400.000 4er in vier Jahren
Und nun, 2017, steht wohl fest, dass die Marketingstrategen richtig lagen. Die 4er-Reihe ist ein Bestseller, inzwischen 400.000-mal gebaut, wovon – auch das überraschend – mehr als die Hälfte auf das viertürige Gran Coupé entfällt. Coupé und Cabrio teilen sich den Rest ziemlich brüderlich. Ähnlich sind die Verhältnisse auf dem deutschen Markt, wo 60 Prozent den Viertürer, ein Viertel der Käufer das Coupé und 15 Prozent das Cabrio wählen.
Es ist genügend Zeit, Ihnen das zu erzählen, denn die geplante Frühjahrsausfahrt ins Voralpenland entwickelt sich zu einer unerwartet winterlichen Angelegenheit. Über den Bergen im Süden hängen düstere Schneewolken, und die Temperaturanzeige zittert sich so gerade zu einer Vier vor dem Komma.
440i Coupé mit Sechszylinder und 326 PS
Da trifft es sich gut, zuerst mit dem Coupé loszufahren. Es ist ein 440i mit dem Dreiliter-Sechszylinder, 326 PS stark und in dieser Form nun mindestens 52.800 Euro teuer, plus 2.150 Euro für die Achtgang-Steptronic. Es geht natürlich auch etwas volkstümlicher, das Coupé gibt es als 420i ab 39.650 Euro, der preiswerteste Diesel ist der 420d, der bei 42.850 Euro startet.
420i Cabrio für 51.700 Euro
Am Chiemsee blinzelt zum ersten Mal die Sonne durch die Schneewolken – Zeit also, ins Cabrio umzusteigen. Der 430i mit dem stärksten Zweiliter-Turbo für 51.700 Euro bildet die Mitte des Modellprogramms, die Achtgangautomatik geht auch hier extra. Für unerschütterliche Selbstschalter gibt es fast alle Varianten mit Sechsganggetriebe, nicht jedoch die Sechszylinder-Diesel und den 440i xDrive. Dabei bietet die bekannt souveräne Automatik wenig Anlass, sich für die Handarbeit zu erwärmen.
252 PS und 350 Nm entwickelt der Vierzylinder im 430i, mehr als ausreichend für entspannte Ausflüge unter freiem Himmel und natürlich mit reichlich Reserven für schnelle Landstraßenetappen. Auffällig ist nur sein neues Timbre: Es klingt weniger rau, scheint zudem etwas seidiger zu laufen und passt so besser ins gepflegte Ambiente dieses Premium-Cabrios.
Wirkungsvoller Nackenwärmer
Das macht so viel Spaß, dass es fast egal ist, wie viel kalte Polarluft, freundlicherweise vom Tiefdruckgebiet Quentin in den Chiemgau geschaufelt, ins Cockpit strömt. Es ist eine Menge, doch die Möglichkeiten der Klimakontrolle sind vielfältig. Maßnahme eins: alle vier Fenster nach oben, dann Sitzheizung (bei Leder Serie, sonst 370 Euro Aufpreis) an und schließlich Nackenwärmer (400 Euro) aktivieren. Der heißt tatsächlich in der offiziellen Preisliste so. Liest sich heimelig, wie ein aufgewärmtes Kirschkernkissen, und erweist sich in der Praxiserprobung als ebenso wirkungsvoll.
Harmonisches Fahrwerk
Anders als bei den beiden Coupés blieb übrigens die Fahrwerksabstimmung unverändert, sie sei beim Vorgänger bereits so harmonisch gewesen, dass kein Handlungsbedarf bestehe. Können wir so akzeptieren. Das adaptive Fahrwerk kostet 1.100 Euro extra und bietet den gewohnt gelungenen Spagat zwischen Sportlichkeit und annehmbarem Komfort.
Alles beim Alten also beim Cabrio? Scheint beinahe so, denn die optischen Änderungen gegenüber dem Vorgänger fallen nur ausgesprochenen Markenspezialisten auf – etwa die nun serienmäßigen LED-Doppelscheinwerfer, die LED-Nebellampen und die neu gestaltete Frontschürze. Hinten formen LED-Leuchten das markentypische L – auch das fällt nur Kennern auf.
Nicht viel anders verhält es sich beim Interieur, auf Wunsch gibt es ab sofort das programmierbare Instrumentendisplay (390 Euro), und das Infotainment folgt nun ebenfalls der bereits aus Fünfer und Dreier bekannten Bedienlogik.
Quentin hat inzwischen den Himmel über den Alpen endgültig verfinstert, das vollautomatische Dach vollzieht seine komplizierte Schließzeremonie bei langsamer Fahrt in weniger als einer halben Minute, der Schneeregen kann kommen.
Ordentlicher Restkomfort im Coupé
Für den Rest der Fahrt ist wieder der 440i dran. Das Topmodell der Baureihe unterhalb des M4 spurt entspannt und mit mehr als nur sehr ordentlichem Restkomfort über die Landstraße. Der Fahrmodus-Schalter bleibt auf „Comfort“ – nur keine Hektik. Im Detail wurden Fahrwerk und Lenkung neu abgestimmt, Federung und Dämpfer straffer, die Lenkung feinfühliger, doch entscheidend ist das große Ganze, und das ist sehr harmonisch. Selbst im Sportmodus wirkt der Vierer nicht hart, bleibt auch auf schlechteren Wegstrecken sauber in der Spur. Das liegt nicht zuletzt an der etwas schwergängigen, aber feedbackfreudigen Lenkung.
Schneematsch beginnt die Fahrbahnränder zu markieren. Da ist es gut, wenn man aufmerksame Assistenzsysteme an Bord hat. Nur selten flackert die DSC-Leuchte auf, sanft greift die Elektronik ein und holt das Heck wieder zurück in die Spur.
Obwohl wir von den verfügbaren 450 Nm nicht mal die Hälfte abrufen, geht es trotz dichten Schneefalls schnell und entspannt über die Rossfeldstraße zum Ziel. Gut gemacht, BMW.