Fahrbericht BMW 735i, BMW 740i
Zwischen den kleinen Sechszylindern und dem großen Zwölfzylinder offerieren die neuen BMW-Achtzylinder einen goldenen Mittelweg.
Warum nicht gleich? Das war bei der Vorstellung der neuen, im Hubraum vergrößerten BMW-8-Zylinder, die zunächst im 7er, ab Mai auch im 5er und 8er eingesetzt werden, die meistgestellte Frage. Die Antwort darauf hat eine vorwiegend marktpolitische Seite. Natürlich hätte man auch schon vor vier Jahren, bei der Premiere der BMW-Achtzylinder, den Hubraum größer wählen können.
Dem stand technisch nichts im Wege. Doch sollte ja der damals brandneue V8 den sogenannten großen BMW-Sechszylinder ersetzen. Und der deckte das Hubraumsegment von 3 bis 3,5 Liter ab. Hätte man den V8 gleich mit 3,5 Liter gestartet, wäre die Lücke zum kleinen 2,5 Liter-Sechszylinder zu groß gewesen. Nun ist die sensible Hubraum-Welt der Luxusklasse wieder in Ordnung. BMW hat von unten den auf 2,8 Liter gewachsenen Sechszylinder nachgeschoben und darunter sogar noch den 2,5 Liter großen Turbodiesel plaziert.
Ganz oben thront als Topmotorisierung der 7er-Reihe der 12-Zylinder, inzwischen mit 5,4 Liter Volumen, so dass auch hier ein gebührender Abstand zum großen Achtzylinder gewahrtbleibt. Mit 3,5 und 4,4 Liter Hubvolumen bieten die neuen 8-Zylinder nun jenes Drehmomentpotential, das in der Oberklasse das Fahren zu einer sehr komfortablen, aber auch überlegenen Angelegenheit macht. Schon der BMW 735i schöpft fühlbar aus dem vollen, sofern man nur bereit ist, das elektronische Gaspedal durchzutreten. Bei 1500 Umdrehungen stehen 270 Newtonmeter an, satten Durchzug verspürt man spätestens beim Drehmomentmaximum (320 Newtonmeter), das mit relativ bescheidenen 3300 Umdrehungen einhergeht. Auch darüber lässt die Zugkraft nicht nach, und das jenseits von 4000/min gut gedämpft hörbare Verbrennungsgeräusch verrät, dass hier ein sehr intensiver Gaswechsel betrieben wird.
236 PS leistet der kleine Achtzylinder, das bringt beim vollen Ausdrehen exzellente Fahrleistungen, die für das serienmäßige 5-Gang-Schaltgetriebe mit 7,6 Sekunden beim Beschleunigen auf 100 km/h angegeben werden. Das Ende der Beschleunigungsphase wird bei respektablen 244 km/h erreicht. Motor und 5-Ganggetriebe harmonieren gut miteinander, aber komfortabler und auch angemessener lässt sich der 735i mit der neuen 5-Gang-Automatik bewegen.
Unter dem Begriff Steptronic bietet BMW als Novität den manuellen Eingriff in einer separaten Schaltgasse. Doch auch in der bevorzugt genutzten Automatikstellung bieten die dort abgelegten beiden adaptiven Economy- Programme eine optimierte Zugkraftanpassung bei kaum noch spürbaren Schaltvorgängen. Das alles geht natürlich mit dem bärenstarken 4,4 Liter-V8 (286 PS) noch müheloser. Die über einen breiten Drehzahlbereich üppige Kraftentfaltung beschränkt manuelle Eingriffe auf gezielte Sonderaktionen.
Das in der Grundversion lieferbare Sechsganggetriebe bleibt unverbesserlichen Schaltfanatikern vorbehalten. Die neuen Achtzylindermodelle haben natürlich nicht nur höhere Fahrleistungen, sondern auch höhere Preise. Ab 95.500 DM beginnt im 7er der V8-Komfort, er endet beim BMW 740iLA (Langversion mit Automatik) mit 124.700 DM in einem Bereich, wo auch der sogenannte Besserverdienende nachdenklich wird.