Ford Focus 1.0 Ecoboost im Test
Ford Focus 1.0 Ecoboost – sparsamer, spritziger und trotz Spartechnik kaum teurer als ein gleich starker Vierzylinder; drei gute Gründe also für den kompakten Dreizylinder. Macht der Viertürer seinem Namen alle Ehre?
Na toll: Der Ford Focus 1.0 Ecoboost startet nicht. Dabei hat der Anlasser genölt und der Dreizylinder sich fühlbar ins Leben geschüttelt. Scheinbar nur kurz, denn jetzt ist nichts mehr zu hören. Also greift der rechte Zeigefinger erneut zum Starterknopf, will gerade drücken, da fällt der Blick auf den Drehzahlmesser – sein Zeiger pendelt knapp unter 1.000/min. Der Motor läuft tatsächlich.
Nun lauschen die Ohren angestrengt – nichts, nur das Lüftungsrauschen. Erst als wir die Klimaanlage des Ford Focus 1.0 Ecoboost abschalten, ist unterschwelliges Murmeln zu vernehmen. Aha-Erlebnisse dieser Art sind selten. Bei Achtendern der Luxusklasse vielleicht oder beim Vierzylinder des VW Golf 1.4 TSI – ein echter Einzelfall innerhalb seines Genres. Doch bei einem Dreizylinder, dem Inbegriff des Rappel-Motors?
Ford Focus 1.0 Ecoboost tanzt aus der Reihe
Der Ford Focus 1.0 Ecoboost nimmt ohnehin eine Sonderstellung ein, ist der erste seiner Art in der Kompaktklasse, die sich auf vier als Zylinderzahl praktisch festgelegt hat. Ford leistet also echte Pionierarbeit, wobei jetzt schon sicher ist, dass Konkurrenten folgen werden – der Trend zu weniger Hubraum und Zylindern ist nicht mehr aufzuhalten. Doch die Messlatte für Nachahmer liegt in Sachen Akustik und Kultiviertheit verdammt hoch.
Selbst bei Teillast nuschelt der Einliter des Ford Focus Ecoboost nur. Erst bei Vollgas knurrt es im leicht unrhythmischen Takt unter der Vorderhaube. Wer nun vor seinem geistigen Auge einen dröhnenden Rüttelverdichter sieht, muss aber umdenken – das war gestern. Heute läuft der Ecoboost genannte Neuling kaum rauer als viele Vierzylinder-Benziner, unterscheidet sich allenfalls durch das charakteristische Trommeln.
Auch die Ära des Schüttelns scheint bei den Wenig-Zylindern vorbei. Ford kommt sogar ohne Ausgleichswelle aus, ordnet auf der Schwungscheibe stattdessen Gegengewichte an – mit erstaunlichen Auswirkungen: Die Zahl der Brennräume ist nur noch zu hören, aber nicht mehr zu spüren. Und selbst das Heraushören gelingt beim Ford Focus 1.0 Ecoboost nur unter Last, denn ausgeschäumte Motorabdeckungen absorbieren gekonnt Zwischentöne.
Verhaltener Klang ist gewöhnungsbedürftig
Laufruhig ist er also – aber kann ein Einliter-Motörchen einen stattlichen Kompakt-Viertürer wie den Ford Focus mit fast 1,4 Tonnen Leergewicht standesgemäß vorwärtsbewegen? Legen wir den ersten von sechs Gängen ein und lassen die Kupplung kommen. Wie alle Wenig-Zylinder benötigt auch der Ford-Dreier etwas mehr Drehzahl zum Anfahren. Zu Beginn sind es noch 2.000/min, später schafft man es auch mit 1.500.
Dennoch hört sich der Ampelstart nicht nach Fahrschule an, denn Dreizylinder spielen die Touren akustisch herunter. So auch der Ford Focus 1.0 Ecoboost. Man täuscht sich meist beim Blick auf den Drehzahlmesser, muss sich an den verhaltenen Klang gewöhnen, um nicht erst jenseits von 3.000/min zu schalten.
Zum Mitfließen in der Stadt reichen deutlich weniger, denn der Einliter zieht dank strammer Turboaufladung erstaunlich gut durch, mobilisiert kurzzeitig im Overboost bis zu 200 Nm Drehmoment – mehr haben manche Zweiliter-Vierzylinder auch nicht zu bieten. Nur zum Vergleich: Der Einliter-Dreizylinder des VW Up mit 75 PS stemmt 95 Nm.
Nur 200 Euro Aufpreis./strong>
Noch eine Gegenüberstellung: Es gibt den Ford Focus weiterhin mit dem altbekannten 1,6-Liter-Benziner samt 125 PS und 159 Nm. Der bleibt in der Preisliste, kostet 200 Euro weniger. Anders gesagt: Die Eco-Technik inklusive Start-Stopp, Rekuperation und einem versprochenen Minderverbrauch von rund 20 Prozent gibt es bei Ford für einen erstaunlich geringen Aufpreis. Auch das ist wegweisend für Konkurrenten.
Überland ist der Ford Focus 1.0 Ecoboost geradezu in seinem Element; der aufgeweckt drehende Dreizylinder passt hervorragend zum quicklebendigen Einlenkverhalten, zieht deutlich besser durch als der 1,6-Liter. An seine Grenzen stößt der Einliter erst auf der Autobahn, und zwar weit jenseits der Richtgeschwindigkeit. Bis 180 km/h bleibt der Vortrieb munter, sofern man hohe Drehzahlen nicht scheut. Und der Dreizylinder wirbelt mit Vorliebe Richtung 6.000/min – Drehzahlen, bei denen die meisten Vierzylinder bereits unwillig dröhnen.
Ford Focus 1.0 Ecoboost mit 7,5 Liter im Testmittel
Klar, dass der Spareffekt beim Schnellfahren in den Hintergrund tritt. Man muss sich frühes Hochschalten angewöhnen, eher das reichliche Drehmoment als die Leistung nutzen, will man in den Bereich der von Ford versprochenen Verbrauchswerte kommen – so wie auf der Verbrauchsrunde von auto motor und sport. Hier begnügt sich der Ford Focus 1.0 Ecoboost im Schnitt mit 5,3 Liter auf 100 Kilometer, wobei der 1,6-Liter-Bruder in einem früheren Test nur nach einem Zehntel mehr verlangt hat.
Beim Durchschnitts-Verbrauch ist der Abstand größer: Der Dreizylinder-Ford nimmt 7,5 Liter auf 100 Kilometer, was etwa zehn Prozent unter dem Wert des 1,6-Liters liegt (8,1). Doch das alleine qualifiziert den Ford Focus 1.0 Ecoboost noch nicht zum besseren Kauf; der Einliter ist ganz einfach der freudvollere Motor, legt motivierter los, dreht munterer hoch. Das macht ihn zum empfehlenswertesten aller Focus-Benziner und den kompakten Ford erstmals zum Fünf-Sterne-Kandidaten. Nur so nebenbei: Es ist wieder so still – läuft der Motor eigentlich noch?