Mitsubishi L200 2.4 DI-D im Test
Mitsubishi bringt die Neuauflage des L200 zu den Händlern. Wir konnten den stark modernisierten Doppelkabiner in der Top-Ausführung bereits testen.
Das erste Wettrennen hat er jedenfalls gewonnen: noch vor den japanischen Rivalen von Nissan und Toyota, welche in diesem Jahr ebenfalls ihre Pickups in einer neuen Generation präsentieren, ist der Mitsubishi L200 als erster bei den Händlern. Und setzt dort auf einen seriösen Auftritt. Die vielen Rundungen haben sie ihm weg retuschiert, statt des Bübchen-Gesichts schaut der neue Mitsubishi L200 nun aus strenger gezeichneten Klarglas-Scheinwerfern und leistet sich auch in der Seitenansicht nicht mehr die stilistische Extravaganz des Vorgängers. Erreicht wurde das mit simplen Maßnahmen – eine in die Hecktüren fortlaufende Sicke der Ladefläche, die im Einstiegsbereich nach hinten gezogene Kabine statt der bisherigen kreisförmigen Rundung und die insgesamt etwas höher bauende Pritsche. Das neue Design muss man Außenstehenden definitiv seltener erklären.
Am Mitsubishi L200 ist alles neu
Dabei geht die neue Generation natürlich auch mit komplett überarbeiteter Technik an den Start. Motoren, Getriebe, Rahmen – alles frisch. Das gilt selbstverständlich gleichermaßen für den Innenraum. Obwohl Mitsubishi hier der eigentlichen Bestimmung des L200 als Arbeitsgerät nachgeht und auf stilistische Extravaganz verzichtet, sieht das Ergebnis ordentlich aus. Zweckmäßig, unverspielt, aber nicht billig. Mit Zierblenden in Glanzlack- und Aluminium-Optik wird ein bisschen Finesse hineingebracht, die verfügbare Ausstattung ist praxisgerecht – der Neue verfügt optional über schlüsselloses starten, Spurhalte-Assistent und Bi-Xenon-Scheinwerfer.
Um soviel Nettigkeiten zu erhalten, muss allerdings die höchste Ausstattungsversion „Top“ gewählt werden, mit welcher der Mitsubishi L200 zum Test antrat. Die Basis-Variante – einziges Modell mit dem 154-PS-Motor – ist dagegen erheblich rustikaler ausgestattet, selbst Fensterheber und Zentralverriegelung kosten hier extra.
Im Test musste sich der neue Mitsubishi L200 mit dem neu entwickelten Sechsgang-Schaltgetriebe bewähren, nachdem wir im ersten Fahrbericht bereits die Version mit fünfstufiger Automatik ausprobieren konnten. Das Schaltgetriebe verfügt über eine ungewöhnliche Abstimmung – der erste Gang ist sehr kurz, der Sprung zum zweiten ein großer, der sechste extrem lang übersetzt. Trotz der Neuentwicklung – so richtig präzise lässt sich das Getriebe nicht durchklicken, es fühlt sich stattdessen ein bisschen nutzfahrzeugig an, aber das passt ja.
Der neue Motor ist gelungen
Die neue Maschine im Mitsubishi L200 ist dagegen klar das Glanzstück im Gesamtpaket. Der Vierzylinder ist kein Leisetreter, stets grummelig präsent, aber dafür ein echter Arbeiter. Ein Turboloch kennt das Aggregat mit der variablen MIVECS-Ventilsteuerung zwar durchaus noch, aus niedrigen Drehzahlen kommt er erst zögerlich zur Sache. Doch insgesamt überzeugt die Maschine mit kräftigem Durchzug und Lebensfreude. Beim Verbrauch gibt sich der neue Turbodiesel zwar zurückhaltender als der betagte Vorgänger, der versprochene Minimalverbrauch von 5,7 Liter außerorts blieb im Test jedoch in weiter Ferne. Eine Sieben vor dem Komma ist realisierbar, dann sollte man es allerdings nicht all zu eilig haben.
Die Fortschritte in Sachen Fahrwerk fallen überschaubar aus. Dass der L200 ein Pickup mit blattgefederter hinterer Starrachse ist, bleibt den Passagieren nicht verborgen, speziell, wenn die Ladefläche leer bleibt. Kleine Nickschwingungen aus der Hinterhand, je nach Untergrund bis hin zu kräftigen Stößen prägen das Bild. Dabei wird es bei höherem Tempo besser, auf der Autobahn reist es sich mit dem neuen L200 passabel. Ein echter Pluspunkt ist der (abschaltbare) Permanent-Allrad. Damit kann der L200 mit einem sicheren, gut beherrschbaren Kurvenverhalten punkten und bei Bedarf überraschend zügig um die Ecken geworfen werden. Stichwort Fahrsicherheit: Gespannfahrer freut die jetzt serienmäßige Anhängerstabilitätskontrolle.
Neuer Mitsubishi L200 mit Traktionskontrolle
Im Gelände kommt der neue L200 letztendlich nicht weiter als das Vorgängermodell. Die Gesamtübersetzung im ersten Gang/Untersetzung fällt etwas länger aus, das kann der L200 allerdings mit seinem höheren Drehmoment kompensieren. Löblich ist auch die Erhöhung der genehmigten Wattiefe um 100 auf 600 Millimeter. Dafür sind die Überhänge länger, der neue Mitsubishi L200 eckt vorne wie hinten an steilen Kuppen eher an als das Vorgängermodell. Die Traktionskontrolle funktioniert im Gelände brauchbar. Sie arbeitet bei Verlust des Vortriebs zwar etwas ruckartig, sorgt aber letztlich für konsequenten Vorwärtsdrang selbst bei zwei durchdrehenden Rädern. Mit ein bisschen Hartnäckigkeit lässt sich so im Gelände durchaus etwas mit dem L200 anfangen. Schade: weiterhin gibt es die zuschaltbare 100-Prozent-Sperre der Hinterachse nur für die Basismodelle mit einfachem Zuschalt-Allrad, die besser ausgestatteten Varianten müssen sich alleine auf die Elektronik zur Traktionsverbesserung verlassen.
Preislich hat sich beim neuen Mitsubishi L200 ebenfalls etwas getan. Die einfacher ausgestattete Basisvariante als Anderthalb-Kabiner um 1.000 Euro günstiger als bisher, allerdings auch weniger reichhaltig ausgestattet. In allen anderen Versionen sind die Preise gestiegen, zum Teil spürbar. Beim Doppelkabiner reicht die Spannweite von 28.490 Euro (Basis) bis zu 40.290 Euro (L200 Top Automatik).