Opel Zafira Life M 2.0 Diesel
So richtig zünden wollen Vans ja nicht mehr. Dennoch nimmt Opel mit dem Zafira Life ein besonders üppig dimensioniertes Großraumauto ins Programm. Test der Medium-Version mit großem Diesel.
Wer mit dem Namen Zafira ein bei allem Van-Sein doch eher ein Kombi-ähnlich geschnittenes Auto verbindet, wird Respekt verspüren, wenn er auf den neuen Zafira Life zugeht. Steht der womöglich noch in einer schmalen Lücke zwischen massivem Betonpfeiler und auf Tuchfühlung geparktem Nachbarn in einem effizient geplanten – also engen – Parkhaus, kann aus Respekt durchaus Bammel werden.
Doch wer es mittels eines beherzten Schrittes bergauf in den großen Fahrersitz mit Massagefunktion geschafft hat und sich dann umschaut, stellt erleichtert fest: Alles halb so schlimm. Okay, die mächtige Frontpartie entzieht sich den Blicken, doch die Parksensoren schlagen ja frühzeitig Alarm, ehe die Bugschürze an Beton oder Blech stößt. Auch die üppigen Fensterflächen sowie die kastige Form helfen im Verbund mit der Rückfahrkamera und den großen Außenspiegeln beim Rangieren. Somit kommt der Zafira Life, der technisch eng verbandelt ist mit Citroën Spacetourer, Peugeot Traveller und Toyota Proace, erstaunlich unaufgeregt selbst aus engen Lücken.
Die Dimensionen sind schnell vergessen
Man muss nur im Falle der getesteten Version Tourer 400 Euro für die Rückfahrkamera und noch einmal 260 Euro für die Parksensoren vorn investieren (hinten Serie). Gut angelegtes Geld, zumal mit den vorderen Sensoren auch elektrisch anklappbare Spiegel samt Totwinkelwarnung (allerdings nur bis 140 km/h) geliefert werden. Angesichts des mit 13 Metern alles andere als kleinen Wendekreises sind beide Extras durchaus sinnvoll.
Aber nun muss es mal gut sein mit dem Rangieren, wichtiger sind ja das Raum- und das Fahrerlebnis mit dem neuen XXL-Opel, der als Tourer sehr üppig ausgestattet ist – bis hin zu Head-up-Display, Soundsystem und Lederbezügen. Ja, das Auto ist hoch und breit und in der mittleren von drei Längen bereits knapp fünf Meter lang. Aber man sitzt erhaben über dem Verkehr und kann ungehindert über andere hinwegschauen.
So sehen das auch Mitfahrer auf den hinteren Plätzen, wo es zwar weniger Seitenhalt gibt als in der ersten Reihe, aber wie dort eine kommode Polsterung. Da die Sitze in Reihe zwei und drei – im Testwagen ganz hinten eine im Verhältnis 2 :1 geteilte Bank (600 Euro) statt der serienmäßigen Einzelsitze – in Schienen verschiebbar sind, lautet die beruhigende Info: Platz ist für alle da, und zwar wirklich reichlich.
Herausnehmen lassen sich die hinteren Sitze natürlich auch – und das ohne vorausgehendes Muskeltraining, denn sie sind relativ leicht geraten. Von der riesigen Heckklappe kann man das nicht wirklich behaupten: Sie wirkt schwer wie eine Grabplatte. Sie zu öffnen (um dann festzustellen, dass größer gewachsene Menschen sich schnell am hervorstehenden Schloss eine blutige Stirn zuziehen können), erfordert daher wirklich Kraft. Hier wäre ein Elektroantrieb hilfreich, doch den gibt es – beim Tourer serienmäßig – mit Sensorsteuerung für Fußbewegungen nur für die zwei Schiebetüren (rechts Serie, links 1.150 Euro).
Das trübt durchaus die Funktionalität des Kingsize-Opel, der ansonsten wenig anbrennen lässt: Ablagen gibt es zweifach in den vorderen Türen, wie auch das Handschuhfach doppelt ausgeführt ist und durch ein riesiges Staufach in Armaturenbrettmitte ergänzt wird.
Viele Ablagen und ein fahrender Tisch
An den Rückseiten der Vordersitze gibt es Klapptabletts und – wie an den Sitzen der zweiten Reihe – Staunetze. Natürlich können auch die Mitfahrer ganz hinten ihre Getränke in Cupholdern abstellen, während die Vorderleute ihre Becher in den Fächern der Rollbox (650 Euro) positionieren. Außerdem hält sie zwei Miniatur-Schreibtische fürs Arbeiten oder Spielen bereit.
Damit wären wir dann beim Fahren, und da zeigt sich der Zafira Life wie auch mit seinem Einsatz von erstaunlich viel Hartplastik im Innenraum teilweise rustikal. Härten verkneift sich das Fahrwerk zwar, doch wippt das Auto auf Bodenwellen fröhlich über die Hinterachse. Kurze Stöße wiederum kommen angesichts des hohen Leergewichts verblüffend deutlich durch – womöglich als Appell, den Opel möglichst oft bestimmungsgemäß, also mit vielen Freunden und Gepäck, zu nutzen. Dann nämlich zeigt er sich zunehmend sanfter.
Unangestrengt fahren, entspannt ankommen
Der nicht sonderlich gut gedämmte, aber laufruhige und kräftige Zwei-liter-Dieselmotor har- moniert klasse mit der Achtgangautomatik. Die Gangwechsel laufen aufmerksam und sanft ab, lassen sich gut mit dem Gasfuß steuern. Jenseits von 150 km/h ist vom Wind einiges zu hören, doch es gibt ja auch viel Fläche, an der er sich reiben kann. Alles in allem ist das Fahren trotzdem unangestrengt und entspannt, da passt sogar irgendwie die extrem indirekt ausgelegte Lenkung. So viel Kurbelei für so wenig Richtungsänderung? Nun, man gewöhnt sich daran so wie an das Format dieses Opel – schneller als gedacht.