VW Touran im Test

Beim Familienvan VW Touran ist es ein bisschen wie einst beim Käfer: Wenn eine neue Modellgeneration herauskommt, erkennen nur wenige den Unterschied zum Vorgänger. Wer hinter dem Lenkrad Platz nimmt, zweifelt nicht mehr am technischen Fortschritt.
Britische Racer haben einen Kernspruch der Autoszene geprägt: Never change a winning team. Er kann mühelos auch auf gänzlich unsportliche Familien-Vehikel wie den VW Touran übertragen werden, denn der zählt seit seinem Start 2003 zu den Gewinnern. In Deutschland beherrscht er sein Marktsegment mit überwältigenden 47 Prozent.
VW Touran zeigt langjährig Bewährtes im aktuellen VW-Auftritt
Was also groß ändern bei einer Touran.Neuauflage? Da hatten die Designer keine leichte Aufgabe, weil ein funktioneller Van-Quader wenig Raum zum Spielen bietet. Die Gestaltung des Auftritts zeigt Feinarbeit, die in Details wie geänderten Rückleuchten oder einem dem aktuellen VW-Auftritt angeglichenen Kühlergrill sichtbar wird. Umdrehen wird sich niemand nach dem jüngsten VW Touran, aber wegen der Außenwirkung kauft sich auch niemand ein solches Auto. Sondern weil es so praktisch ist. Daran hat sich nichts geändert, der Kunde trifft auf langjährig Bewährtes. Beispielsweise auf die mühelos klappbaren Sitze in der zweiten Reihe, die man bei erhöhtem Platzbedarf auch herausnehmen kann, was beim VW Touran im Test ebenfalls ohne unzumutbaren Kraftaufwand funktioniert.
VW Touran mit dritter Sitzreihe erhältlich
Versenkbare Sitze für den VW Touran wären besser? Nicht unbedingt, denn sie müssen aus Platzgründen spärlich dimensioniert sein. Im Familienvan findet man ordentlich dimensionierte Sessel, die hohe Bequemlichkeit bieten. Selbst ein mittig platzierter Passagier hat es noch gut, wenngleich hier das Platzangebot des VW Touran im Test durch die weit nach hinten reichende Mittelkonsole etwas eingeschränkt wird. Das zweite Argument für die VW-Lösung: Wie oft transportieren Sie Gegenstände, die das gesamte mögliche Raumvolumen beanspruchen? Und wie oft nehmen hinten Kinder Platz? Na also.
Für Großfamilien gibt es auch eine zweiplätzige dritte Sitzreihe. Die kann im Kofferraumboden versenkt werden, ist aber auf längeren Strecken nur dem Nachwuchs zuzumuten. Vater oder Mutter ganz vorn haben es dagegen besonders gut. Die Sitze lassen an Bequemlichkeit und Verstellbarkeit keine Wünsche offen, die Sitzposition passt wie ein gut geschnittener Anzug, und die Cockpit-Umgebung präsentiert sich VW-typisch: sauber verarbeitet, schlicht gestaltet, frei von Stilistik-Firlefanz. Da findet man sich zurecht, ohne die dickleibige Bedienungsanleitung zu Rate ziehen zu müssen.
Adaptive Fahrwerksregelung DCC passt sich permanent den gegebenen Umständen an
Alles wie gehabt also im Touran. Keineswegs, auf dem Gebiet der Technik gibt es spürbare Fortschritte. Die meisten kosten allerdings zusätzliches Geld, bevor sie Vergnügen machen. So besitzt der Testwagen die adaptive Fahrwerksregelung DCC. Die passt die Kennung der Stoßdämpfer des VW Touran im Test permanent den gegebenen Umständen an und erlaubt es dem Fahrer, zwischen den Modi Sport, Normal und Komfort zu wählen. Wenn die Familie unterwegs ist, empfiehlt sich Komfort. Damit federt der VW Touran Bodenunebenheiten mit hoher Geschmeidigkeit weg. Der Federungskomfort erreicht das Niveau einer Limousine der gehobenen Mittelklasse, aber die Dämpfung wird nie so nachgiebig, dass es zu Nachschwingungen des Aufbaus kommt. Normal stellt immer noch einen guten Kompromiss dar, Sport macht die Sache deutlich härter - das ist dann etwas für das allein reisende Familien-Oberhaupt, das insgeheim von einem Porsche träumt.
VW Touran 1.4 TSI mit einem Verbrauch von 8,9 Liter/100 km
Man kann im VW Touran 1.4 TSI durchaus sportlich fahren und daran auch Vergnügen haben. Das präzise Lenkverhalten und die trotz der hohen Sitzposition als gering empfundenen Wankbewegungen der Karosserie sprechen für die dynamischen Qualitäten. Aber die für ein 1.600-kg-Auto relativ bescheidene Bereifung (205/55 R 16) bei der getesteten Version Comfortline setzt natürliche Grenzen - etwa in Form frühzeitig aufschreiender Gummis, wenn der Lenker seinem Optimismus freien Lauf lässt.
Üppigere Bereifungen stehen in der Aufpreisliste, wollen aber wohl überlegt sein. Eine weitere Dynamisierung der Fahreigenschaften erscheint gerade bei einem Familienvan fragwürdig, weil sie auf Kosten des Komforts geht. Und die Serien-205er sind, weil eine weit verbreitete Massengröße, beim Ersatz besonders preisgünstig. Womit wir bei der Wirtschaftlichkeit wären. Für den 1.4 TSI-Motor mit 140 PS verspricht VW eine Verbrauchssenkung um über einen halben Liter, was vor allem dem von 0,32 auf 0,29 reduzierten cW-Wert der Karosserie zu verdanken ist. Im Test sind es dann 8,9 Liter. Die Differenz zum Normverbrauch (6,6 Liter) ist kein Wunder. Unter den wenig realistischen Normbedingungen läuft der kleine Vierzylinder, der von einer Kombination aus Kompressor und Turbolader aufgeblasen wird, kaum ernsthaft im Ladebereich.
Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes mit langer Übersetzung
Mit dem Praxisverbrauch des VW Touran von auto motor und sport kann man zufrieden sein, weil man sehr harmonische Antriebseigenschaften bekommt: guter Durchzug schon unten herum, geschmeidiges Hochdrehen sowie ein unaufdringliches Laufgeräusch. Dazu trägt auch die lange Übersetzung des optionalen Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes bei, das auf der Autobahn die Drehzahl wirksam reduziert. Zum automatisierten DSG-Getriebe des VW Touran im Test bleibt ansonsten nur zu sagen: Es ist in all seiner Unauffälligkeit eines der besten seiner Art und, wenn es das Portemonnaie erlaubt, eine klare Kaufempfehlung. Wie der ganze VW Touran. Auch daran hat sich nichts geändert.