Das taugen Gebrauchtwagen von BMW, Mercedes & Co.

Mit einem gebrauchten Zugwagen kann man zum Preis eines kleineren Neuwagens mindestens eine Klasse höher einsteigen. Wir haben uns die Gebrauchtwagen-Qualitäten vom Audi A6, BMW 5, Mercedes E-Klasse, Opel Insignia und Skoda Superb gecheckt.
Wer sich einen Caravan anschafft und darum einen Zugwagen braucht oder auf ein zugstärkeres Auto umsteigen will, denkt oft an einen Neuwagen. Dabei kann man mit dem Geld für ein fabrikneues Exemplar einen Gebrauchten bekommen, der ein bis zwei Anhängelastklassen höher angesiedelt ist.
Um das Risiko eines Gebrauchtkaufs und den Frust bei der Suche so gering wie möglich zu halten, helfen Planung, Werkzeug und Gebrauchtberatungen wie jene, die unsere Kollegen von AUTO, MOTOR & SPORT gemeinsam mit den Sachverständigen der Dekra in der Gebrauchtwagen-Sonderausgabe auf die Beine stellen. Aus genau dieser haben wir die fünf Modelle Audi A6, BMW 5, Mercedes E-Klasse, Opel Insignia und Skoda Superb ausgesucht. Als nützliches Tool helfen Online-Anzeigenportale wie Mobile.de und Autoscout24.de samt detaillierten Suchkriterien (z. B. Anhängekupplung) und Verkaufspreiseinschätzungen.
Worauf Sie achten sollten
Zur Planung gehört, dass man Fahrzeuggattung, Leistungsklasse und Budget exakt festlegt. Die beste Kaufzeit ist übrigens genau jetzt. Denn zum Jahresende steigen die Preise um rund ein Prozent. Weil Autos deutscher Premiummarken, vor allem dann, wenn sie ab Werk mit einer Anhängekupplung ausgerüstet sind, technisch auch hundertprozentig aufs Ziehen ausgelegt sind (bei Nachrüstkupplungen kann es sein, dass nicht die volle Anhängelast freigegeben ist – also unbedingt beim Verkäufer nachfragen!), liegen auch die Preise über jenen ausländischer und/oder günstigerer Fabrikate.
Konkret: Besonders gut kommen BMW 3er, 5er, VW Golf, Audi A4 und Mercedes E-Klasse in Schwarz oder Grau und mit 150 bis 200 PS Leistung an. Wer bei der Farb- und Motorwahl und natürlich bei der Marke im Rahmen der (Zug-)Möglichkeiten flexibel ist, kann auf Schnäppchen hoffen. Überdurchschnittlich ausgestattet und meist top in Schuss sind Leasingrückläufer und Jahreswagen. Sie sind bei den Leasingfirmen selbst und auf den Gebrauchtwagenportalen der Hersteller zu finden.
Sparen mit Jahreswagen
Jahreswagen sind in der Regel nicht älter als zwölf Monate, in einem sehr guten Zustand und haben dazu noch eine geringe Laufleistung. Weitere positive Aspekte: Die Werksgarantie ist noch gültig, der Preisvorteil fällt je nach Modell trotzdem hoch aus. Nach einem Jahr kann der Wert der Autos schon bis zu 40 Prozent unter Listenpreis liegen.
So kostet ein BMW 520d Touring als Jahreswagen über 10.000 Euro weniger als ein neuer, vergleichbar ausgestatteter 320d Touring. Beim jungen gebrauchten Opel Insignia macht der Unterschied zu einem neuen Astra immerhin noch rund 6000 Euro aus. Auch bei anderen Modellpaarungen geht die Rechnung auf: So kostet der Ford Kuga neu rund 550 Euro mehr als ein noch nicht mal ein Jahr altes Exemplar seines großen Bruders Ford Edge.
Beispielhafte Vergleichspreise bei Jahreswagen
- Ford Kuga 2.0 EcoBlue: Neupreis: 43.500 Euro
- Ford Edge 2.0 EcoBlue: Erstzulassung: 12/2019, Laufleistung: 2800 km, Neupreis: 59.700 Euro, Preis heute: 42.950 Euro
- Opel Astra 1.2 DI Turbo: Neupreis: 25.960 Euro
- Opel Insignia 1.5 GS: Erstzulassung: 3/2019, Laufleistung: 2700 km, Neupreis: 28.505 Euro, Preis: 19.980 Euro
Es muss nicht immer Diesel sein
Wer außerhalb von Städten und Ballungsräumen mit Dieselfahrverboten lebt und seine Urlaubsreisen auch nicht dorthin plant, hat Glück: Junggebliebene Euro-5-Diesel sind günstig. Aber es muss nicht immer Diesel sein. Wer unter 10.000 Kilometer fährt, setzt auf einen effizienten Turbobenziner, der proper zieht. Laufleistungen jenseits der 100-000 Kilometer sind heute kein K.-o.-Kriterium mehr – regelmäßige Pflege und normale Nutzung vorausgesetzt.
Dabei gilt es natürlich auch, nach intensivem Anhängerbetrieb zu fragen, der bei Vans und SUVs häufiger ist als bei Limousinen. Eine stark be- und abgenutzte Anhängevorrichtung und zahlreiche Ankuppeldellen im Stoßfänger legen davon Zeugnis ab.
Fünf starke Gebrauchtwagen-Modelle zum Caravan ziehen
1. Audi A6
Welcher Motor ist empfehlenswert?Mit den 1,8 und zwei Liter großen Turbobenzinern ist der A6 ausreichend motorisiert. Noch besser harmoniert er allerdings mit dem 3.0 TDI V6 samt SCR-Abgasreinigung (idealerweise als Euro-6-Modell suchen und kaufen).
Welches Modelljahr?Das Qualitäts- und Verarbeitungsniveau stimmte von Anfang an, was sowohl für die technische Haltbarkeit als auch die optische Anmutung gilt. Ob Spaltmaße, Passungen oder Oberflächengüte von Stoff, Lack oder Kunststoff: alles top. Vorsicht ist höchstens bei V6-Modellen vor 2013 geboten: Bei den Benzinern kam es zum Rückruf wegen undichter Einspritzleitungen, beim Diesel zu Ausfällen des Bremskraftverstärkers. Zwischen 2012 und 2014 gab es auch eine Hybridvariante. Ganz aktuell (seit 2018) sind Mildhybride und ein Plug-in-Hybrid.
Welche Ausstattung ist sinnvoll?Navigationssystem (aktuellen Stand beachten!) und Einparkhilfe sollten immer an Bord sein, für Langstreckenfahrer zusätzlich die Luftfederung und der adaptive Tempomat. Wenn sie nicht bereits serienmäßig sind, machen Automatikgetriebe und Allradantrieb das Leben leichter und sicherer. Ebenfalls sinnvoll: die effizient arbeitenden Optionslichtsysteme.
Was kostet er?Ältere A6 mit kleinem Motor gibt es bereits unter 10.000 Euro – egal ob Kombi oder Limousine. Beim Diesel sind Schnäppchen drin, Benziner notieren höher. Wer um die 20.000 Euro investiert, bekommt schon eine große Auswahl und kann sich zwischen diversen Ausstattungsoptionen entscheiden.
Was sagen die DEKRA-Experten?Verarbeitung wie in allen Audi-Modellen top. Schwachpunkte, auf die es sich zu achten lohnt: Der MMI-Bildschirm neigt zu Ausfällen, die Bremsbeläge hinten verschleißen bei Modellen mit ACC schneller.
2. BMW 5er
Welcher Motor ist empfehlenswert?Feine Triebwerke sind die Reihensechszylinder – zum Beispiel der 535i. Wer dagegen häufig lange Strecken zurücklegt, ist günstig im 520d (Euro 6 ab 7/13) unterwegs, der sich mit weniger als 6 L/100 km bewegen lässt.
Welches Modelljahr?Die sechste Generation (F10) ab 2010 ist immer noch eine Empfehlung, weil sie erstens günstig ist und zweitens wenig zickt. Wer seine Suche bei den Benzinern auf die schwächeren Reihensechszylinder beschränken will, für den kommt keines der Modelle nach dem Facelift 2013 infrage – da gab es die Motoren nicht mehr. Generation sieben (G30) ist vorwiegend vierzylindrig am Markt anzutreffen, hier wird vor allem der 520d als junger Gebrauchter mit geringer Laufleistung gesucht. Gleiches gilt übrigens für den Plug-in-Hybrid 530e iPerformance; ihn gab es bei Generation sieben schon ab Modelljahr 2017.
Welche Ausstattung ist sinnvoll?Navigationssystem und Bi-Xenon-Scheinwerfer (später LED) zählen zu den empfehlenswerten Extras – ebenso wie das Head-up-Display. Diese Ausstattungsdetails finden sich häufig im Fünfer, denn bei der bereits gut ausgestatteten Basis blieb es selten. Wer in den Bergen wohnt und viel zieht, sollte zu einer Allradvariante greifen. Nur sie bietet gute Traktion auf Schnee.
Was kostet er?Obwohl Premium-Autos einem hohen Wertverlust unterliegen, sind sie selten Schnäppchen: Rund 13.000 Euro sollte man für einen gebrauchten BMW Fünfer mindestens einplanen. Einen gut ausgestatteten 535i gibt es hingegen nicht unter 20.000 Euro
Was sagen die DEKRA-Experten?Der Fünfer wird auch gebraucht noch recht hochpreisig gehandelt. Beim Vierzylinder-Diesel auf Undichtigkeiten achten. Auch die Hinterachslager sind einen genaueren Blick wert – Rissbildung ist hier nicht selten.
3. Mercedes E-Klasse
Welcher Motor ist empfehlenswert?Unter der Vielzahl von Aggregaten bei der E-Klasse stechen drei heraus: der sparsame 2,1-Liter-Diesel (oft nur Euro 5!), der günstige Basisbenziner und der kultivierte, souveräne V6-Turbobenziner mit starken Fahrleistungen.
Welches Modelljahr?Bis auf die frühen Diesel-Aggregate sind E-Klassen beider Generationen empfehlenswert, Modelle nach dem Facelift von 2013 sind ausreichend am Markt vertreten und ebenfalls einen Tipp wert. Vom aktuellen Modell (seit 2016) gibt es mittlerweile ebenfalls eine reichhaltige Auswahl, teils mit Euro 6d-Temp.
Welche Ausstattung ist sinnvoll?Mit der Avantgarde Line ist oft eine Tieferlegung mit strafferem Fahrwerk verbunden, ebenso beim sehr beliebten AMG-Sportpaket. Die Linie Elegance (ab 2016 Exclusive) lässt den Innenraum deutlich hochwertiger erscheinen und passt gut zum Charakter. Parkassistent, Navi sowie Xenon- oder LED-Scheinwerfer kosteten meist Aufpreis, sind aber im Alltag und beim Wiederverkauf sinnvoll. Einzig das Navigationssystem und Infotainment könnten im Lauf der Zeit spürbar veralten. Wer öfter unter erschwerten Bedingungen unterwegs ist, sollte ruhig 4Matic-Modelle (auch als Vierzylinder) in Erwägung ziehen.
Was kostet er?Die Basislimousine E 200 von 2015 mit weniger als 100.000 km ist für kleines Geld zu haben. Schicke, kultivierte E 400 als Limo oder Kombi von 2016 mit geringer Laufleistung gibt es um 30.000 Euro, mit fürstlicher Ausstattung um 35.000 Euro. Ähnliche E 220 Diesel notieren mit gut 20.000 Euro.
Was sagen die DEKRA-Experten?Nicht umsonst ist die E-Klasse als Taxi sehr beliebt: Hohe Qualität schafft hohe Laufleistungen. Wie bei der C-Klasse sind – zumindest bis 100.000 Kilometer – keine Schwächen erkennbar.
4. Opel Insignia
Welcher Motor ist empfehlenswert?Unter den Dieselversionen verdienen die Vierzylinder mit 136 und 170 PS den Vorzug – sie erfüllen Euro 6 und sind seit 2015 im Programm. Bei den Benzinern stellt der 1,6-Liter-Turbo mit 170 PS den besten Kompromiss aus Temperament und Sparsamkeit dar.
Welches Modelljahr?Greifen Sie lieber zu einem jungen Modell. Im Herbst 2013 wurde der Insignia einer gründlichen Modellpflege unterzogen, die ihm beispielsweise ein aufgeräumtes Cockpit, weitere Extras sowie stärkere Benzin- sowie Dieselaggregate bescherte. Euro-6- Diesel mit SCR-Kat folgten erst 2015. Wichtig: Vor allem beim 2.0 CDTI ist darauf zu achten, ob der Rückruf bezüglich erhöhter Schadstoffwerte befolgt worden ist. Im Juni 2017 kam die modernere zweite Generation in den Handel. Bei diesem Modell hat Opel auf die Stufenheck-Limousine verzichtet.
Welche Ausstattung ist sinnvoll?Die Basisversion Selection ist mager bestückt, deshalb besser die Ausführung Edition mit Klimaautomatik, Tempomat, Parkpiepser, Nebelscheinwerfern und weiteren Extras wählen. Richtig gemütlich wird es im vollausgestatteten Innovation, der im Markt häufig anzutreffen ist. Außerdem empfehlenswert: Bi-Xenon-Licht (AFL+), adaptives Fahrwerk und AGR-Sitze. Allrad erhöht die Anhängelast.
Was kostet er?Ein Sports Tourer Innovation von 2016 mit rund 40.000 Kilometern auf der Uhr sowie Euro-6-Dieselmotor (136 PS) ist bereits ab 12.000 Euro zu bekommen. Bei etwa 14.000 Euro starten die Preise für den 2.0 CDTI. Die seltenen Turbobenziner (170 PS) liegen auf ähnlichem Niveau.
Was sagen die DEKRA-Experten?Bei Dieselmodellen von Opels Mittelklasse-Flaggschiff sollten Käufer checken, ob das Schadstoff-Update erledigt ist. Auch Ölverlust ist vielen Dieseln nicht fremd. Wer hier genau hinschaut, bekommt aber viel Auto fürs Geld.
5. Skoda Superb
Welcher Motor ist empfehlenswert?Bei den Benzinern ist der kraftvolle und ruhige 1,8-Liter-Turbo erste Wahl. Mehr Druck entwickelt der Zweiliter-TDI, während der 1.4 TSI mit Zylinderabschaltung früh an seine Grenzen kommt. Alle Motoren erfüllen die Euro-6-Norm.
Welches Modelljahr?Die dritte Generation des Superb Combi kam erst im September 2015 auf den Markt, doch schon 2017 wurde ein verbessertes Infotainment mit Online- Anbindung und größeren Monitoren eingeführt. Wer darauf keinen Wert legt, kann getrost zu den älteren und deutlich günstigeren Modellen greifen.
Welche Ausstattung ist sinnvoll?Vier Linien stehen beim Superb zur Wahl. Bereits die Basismodelle sind gut ausgestattet. Dennoch empfehlen wir die feineren Linien (Ambition, Style). Erst diese Varianten ließen sich beispielsweise mit Xenon-Scheinwerfern und Adaptivdämpfern bestellen.
Was kostet er?Die dritte Generation ist vergleichsweise teuer. Ein Combi als 1.4 TSI ACT oder 2.0 TDI mit jeweils 150 PS und rund 30.000 km liegt bei rund 20.000 Euro. Immerhin sind die Fahrzeuge meist sehr gut ausgestattet. Limousinen? Sehr selten, aber günstiger.
Was sagen die DEKRA-Experten?Der Superb zeigt sich ähnlich wie seine Skoda-Markengeschwister: gut in Sachen Preis-Leistung, häufiger mangelhaftes Tragbild der hinteren Bremsscheiben und gelegentlich Probleme mit dem Wählhebel bei Automatik.