So schlägt sich der Integrierte im Langzeit-Test

Ein Carthago C-Tourer I 148 LE begleitet etwas über ein Jahr die Redaktion und stellt sich dem harten Dauertestmarathon von promobil. Dabei zeigte sich viel Licht, gegen Ende aber auch etwas Schatten.
Bis kurz vor Testende gab es von technischer Seite kaum was zu meckern am Carthago-C-Tourer-Dauertestwagen. Ein Defekt am seitlichen Blinker, ein ausgehängtes Abwassertank-Ablassventilgestänge und eine schlecht klebende Haltenase am Tankdeckel waren die einzigen, relativ leicht zu lösenden Probleme. Ansonsten bremste nur ein Steinschlag an der Frontscheibe Calle kurz aus, und es ging zum Scheibenwechsel in die Werkstatt.
Sie haben unsere Logbuch-Einträge noch nicht gelesen? Hier gibt es das Logbuch des Carthago C-Tourer.
Technische Daten
C-Tourer I 148 LE
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Preis: ab 115.850 EuroBasis: Mercedes Sprinter 415 CDI, Alko-Tiefrahmen, 1950 cm³, 150 PSGesamtgewicht: 4200 kgLänge/Breite/Höhe: 7520/2370/2945 mmEmpfohlene Personenzahl: 2–4Baureihe: Die C-Tourer-I-Baureihe gibt es in insgesamt zwölf Varianten. Acht basieren auf dem Ducato und vier auf dem Sprinter. Das kürzeste Modell, der I 141 LE, ist 6,67 Meter lang, das längste, der I 149 LE, streckt sich auf stattliche 7,65 Meter.
Wintercamping
Als der Testwagen im Februar 2021 in die Redaktion kommt, bremsen noch Reisebeschränkungen den Freiheitsdrang. Erst im späteren Frühjahr geht’s wirklich los, im Winter 2021/22 auch erstmals in den Schnee. Hier zeigt sich, dass auch ein Carthago nicht vor beschlagenen Frontscheiben gefeit ist. Die Luftfeuchtigkeit hinter der Verdunkelung gefror an der Scheibe.
Die vereiste Scheibe taute nach dem Öffnen der Verdunkelung zwar wieder auf, das führte aber zu kleinen Seen in zwei Armaturenbrettmulden. Das spricht zwar für die gute Isolierung der Frontverdunkelung, ist aber trotzdem ein etwas ärgerliches Phänomen, das allerdings auch bei anderen Integrierten auftritt und dem man durch Aufnehmen des Schmelzwassers mit einem Lappen beikommt.
Im gleichen Wintercampingeinsatz verabschiedet sich auch noch der aufklappbare Seitensitz. Das Sitzbrett ist im 90-Grad-Winkel mit einem weiteren Brett verzapft, das mittels unten angeschlagener Scharniere klappbar angebracht ist. Gesichert wird diese Konstruktion durch zwei Fangbänder. Hier ist die Belastung irgendwann zu groß, und die Sitzfläche bricht aus der Verzapfung.
Kurz vor der Rückgabe kommt ein undichter Siphon am Spülbecken hinzu und der Seitenblinker meldet sich ein zweites Mal vom Dienst ab. Damit aber genug mit dem (sehr) "kleinen Gruselkabinett". Widmen wir uns lieber den vielen positiven Dingen.
Die Basis des Carthago C-Tourer
Der Integrierte auf Basis des Mercedes Sprinter mausert sich nach seiner Ankunft im Testfuhrpark schnell zu einem Liebling der Redaktion. Mit seinem komfortablen Fahrwerk, der insgesamt guten Übersichtlichkeit mit großen Außenspiegeln und der Rückfahrkamera lässt sich der über 7,50 Meter lange Brocken angenehm durch die Lande pilotieren. Dennoch leidet die Seitenschürze einmal beim Kontakt mit einem Begrenzungsstein, den ein etwas unachtsamer C-Tourer-Nutzer übersah.
Mit dem 4,2-Tonnen-Chassis gibt es kaum Zuladungssorgen, so dass die mit bis zu 350 Kilogramm belastbare Garage nach Herzenslust genutzt werden kann. Wer dennoch mehr Zuladung braucht, kann für 305 Euro eine Auflastung auf 4,5 Tonnen buchen. So oder so haben die jüngeren Kollegen mit B-Führerschein aber das Nachsehen und müssen auf Calle verzichten. Ein Redaktionskollege entscheidet sich jedoch nur deshalb, den bereits länger gehegten Plan, den C1-Führerschein zu machen, endlich umzusetzen.
Fahren im Integrierten
Kollegen, die nachts mit dem Carthago fahren, sind voll des Lobes über die hellen LED-Scheinwerfer, die die Straße gut ausleuchten. Angetrieben vom optionalen 170-PS-Diesel mit sanft schaltender Automatik, verlieren auch steile Anstiege ihre Schrecken, der Carthago zieht souverän vorwärts. Je nach Schwere des Gasfußes lag der Verbrauch im Testzeitraum zwischen 10,8 und 12,5 Liter je 100 Kilometer.
Ein Tempomat sorgt für entspanntes Reisen. Allerdings bedauern nicht wenige Kollegen, dass das Kreuzchen für den optionalen Abstandsregel-Tempomaten bei der Chassisbestellung offenbar vergessen wurde – und damit ein Vorzug des Sprinter nicht genutzt werden kann. Es empfiehlt sich, das Fahrassistenzpaket für 1835 Euro mitzuordern, möchte man den Mercedes-Komfort komplett genießen. Neben dem Abstandstempomaten umfasst das Paket den aktiven Bremsassistenten, Reifendruckkontrolle und den Aufmerksamkeitsassistenten.
All das bekommt man allerdings nur, wenn auch MBUX und Automatik mit an Bord sind. Das an sich gut funktionierende Multimediasystem erntet dennoch immer wieder Kritik: Für die Navigation ist keine Fahrzeugdaten-Eingabe möglich. So kann das Navi den 4,2-Tonner mitunter auf Straßen führen, die für seine Dimensionen ungeeignet oder gar verboten sind. Geradezu indiskutabel ist zudem der Klang der Original-Audioanlage.
Bett und Sitzgruppe
Der Ausbau erhält besonders für die Schlafgelegenheiten viel Lob. So sind die Matratzen der Einzelbetten 83 Zentimeter breit und 1,97 beziehungsweise 1,88 Meter lang. Der Einstieg in das von allen Testern als bequem eingestufte Nachtlager klappt komfortabel über zwei Stufen. Auch das Hubbett vorne überzeugt. Mit einer Matratzengröße von 1,92 mal 1,53 Meter gehört es zu den größten der Klasse.
Ebenfalls auf Lattenrosten gelagert, liegt es sich auch hier sehr bequem. Einen Herausfallschutz gibt es allerdings nicht, weshalb (Klein-)Kinder eher nicht allein im Hubbett schlafen sollten. Der Einstieg erfolgt bequem über den Seitensitz in das tief hängende Bett.
Dick und bequem sind die Polster der Sitzgruppe. Zwei Personen können es sich hier richtig gemütlich machen. Für vier ist immer noch gut Platz vorhanden, nur die etwas kleine Tischplatte kommt dann an ihre Grenzen. Dafür ist sie variabel in alle Richtungen verschiebbar. Hinter der Seitensitzlehne versteckt sich elegant der respektabel große 32-Zoll-TV.
Küche und Bad
Im Anschluss an die Sitzgruppe folgt der L-förmige Küchenblock, der in Sachen Arbeitsfläche und Stauraum wenig Wünsche offenlässt. Eine beliebte Option ist die Kapselkaffeemaschine in ihrem speziellen Oberschrank. Gegenüber dem Küchenblock wartet ein 153-Liter-Kühlschrank auf seinen Einsatz, der durch die erhöhte Einbaulage und die Tür mit Doppelanschlag sehr gut zu beladen ist.
Kritik äußern einige Nutzer dagegen am Bad. Es ist zwar alles drin und dran, was man so im Reisealltag benötigt, aber es fällt für ein Fahrzeug dieser Länge doch eher knapp aus. Die integrierte Dusche gehört mit einer Grundfläche von 655 Millimetern im Durchmesser ebenfalls zu den kleineren in Integrierten. Etwas mehr Bewegungsfreiheit im Bad verschafft die Tür, wenn sie, mittels Hilfsflügeln von gegenüber, über den Gang hinweg geschlossen wird. Die Stehhöhe von rund 1,90 Meter im Bad ist ebenso nicht üppig, reichte den meisten Testern aber aus.
Stauraum
Stauräume zu schaffen, ist fast schon eine Obsession bei Carthago – zum Wohl der Kunden. Und in der Tat überzeugt Calle auch in diesem Punkt. Angefangen bei der großen Garage, die ein fast quaderförmiges Format mit rund 3400 Liter Volumen bereithält, bis hin zum gut nutzbaren Doppelboden, der größtenteils von innen und außen zugänglich ist. Schuhe reisen im praktischen Schuhfach unter der Sitzbank mit.
Das Bodenstaufach im Einstiegsbereich wird mittels abgesenkter Wanne so nach unten vergrößert, dass sogar Getränkekisten hineinpassen. Für Hemden und Jacken hält der C-Tourer zwei gut zugängliche Kleiderschränke parat. Einer unter dem linken Bett mit einer Hängehöhe von 1,06 Meter und einer zwischen Küche und Bett mit 1,46 Meter Höhe.
Insgesamt hinterlässt Calle einen sehr positiven Eindruck und die Redaktion gibt ihn nur schweren Herzens wieder zurück. Verwunderung kam am Ende allerdings beim Blick in die Preisliste auf. Lag der Grundpreis bei Testbeginn im Februar 2021 noch bei rund 96000 Euro, kostet der C-Tourer I 148 LE aktuell fast 116 000 Euro – rund 20000 Euro mehr. Eine gegenwärtige Entwicklung, die sprachlos macht.
Logbuch des Dauertesters von Carthago
Wie haben während des Test-Zeitraums natürlich ein Logbuch für den Carthago C-Tourer O 148 LE geführt. Hier hat jeder Tester, jede Testerin, wenn möglich die Erlebnisse mit dem Fahrzeug und Reisen protokolliert und berichtet, wie gut er oder sie mit dem Integrierten harmoniert haben. Hier geht es zum ganzen Logbuch-Artikel.
Vor- und Nachteile
(+) Komfortables Fahrwerk. (+) Starker Motor.(+) Feine Wandlerautomatik.(+) Gute Rundumsicht.(+) Bequeme und große Betten vorne wie hinten.(+) Gemütliche Sitzgruppe.(+) Große Küche.(+) Viel Stauraum in Schränken, im Doppelboden und in der Heckgarage.(+) Gut zugänglicher Gaskasten.(+) Sehr gute LED-Scheinwerfer.(+) Großer Kühlschrank.(+) Gute Zuladungsreserven und günstige Auflastungsoption.(+) Große Frisch- und Abwassertanks.
(-) Kein Fenster im Bad. (-) Für vier Personen ziemlich kleiner Tisch.(-) Erbärmlicher Klang der Lautsprecher.(-) MBUX-Navi ohne Fahrzeugdaten-Eingabe.(-) Eingeschränkte Sicht nach schräg vorn in Kreuzungen. (-) Hoher Einstieg trotz elektrischer Trittstufe.(-) Etwas knapp geschnittenes Bad.(-) Nicht abgedichteter Toilettenschacht.
Zuladung und Gewicht
Gut austariert: Nach promobil-Standard gewogen, also mit vollen Diesel- und Wassertanks sowie zwei vollen Gasflaschen à 11 Kilo, zeigt sich, dass die Radlasten links und rechts nah beieinander liegen. Das liegt unter anderem an den mittig im Fahrzeug im Doppelboden untergebrachten Tanks.
610 Kilogramm Zuladungsreserven reichen für den Zwei-Personen-Betrieb locker aus – und meist auch für die Vier-Personen-Besatzung. Rund 230 Kilo Fahrzeuggewicht gehen auf das Konto der Extras.
Das haben wir nachgerüstet
Nur eine Optimierung haben wir Calle im Dauertest verpasst. Allerdings eine wesentliche. Um den Komfort nicht nur beim Fahren, sondern auch im Stand genießen zu können, bekam der C-Tourer eine HLC-Smart-Hubstützenanlage von Goldschmitt installiert.
Deren Besonderheit: Alle Komponenten werden unterflur angebaut, so wird kein Stauraum verbraucht und nur ein Loch für die Stromversorgung in den Unterboden des Fahrzeugs gebohrt.
Nach gut einem Tag hatte der Testwagen vier Stempel an Bord, die sich wahlweise per Fernbedienung oder per übersichtlicher App steuern lassen. Die verwendeten Hubstützen werden speziell auf das jeweilige Fahrzeug abgestimmt und ausgewählt. Der Dauertest-Carthago bekam vorne zwei einfache Stützen mit je 3,15 Tonnen Traglast und hinten Teleskopstützen mit je zwei Tonnen Hubkraft.
So sind jederzeit genug Reserven vorhanden, um den Wagen zu nivellieren. Insgesamt 27 Meter Hydraulikschläuche und 6,5 Liter Hydraulik-Öl werden mittels der zentralen Pumpeneinheit zum Heben und Senken des Carthago benötigt. Die Kosten für den Einbau inklusive der Wiegefunktion betrugen rund 6400 Euro.
Was ging kaputt?
Härteprüfung Dauertest: Ein Jahr im promobil-Dauertest strapaziert ein Fahrzeug richtig und fordert dessen Widerstandskraft heraus. Schäden bleiben da nicht immer aus und so hat auch der C-Tourer ein paar Schwächen gezeigt. Bis auf das gebrochene Sitzbrett waren es aber kleinere Ausfälle, die schnell behoben waren. Der Steinschlag, der die Frontscheibe traf, läuft unter "Fremdeinwirkung" und ist nicht dem Fahrzeug anzukreiden. Ebenso zog sich der C-Tourer leichte Blessuren an den unteren Verkleidungsteilen zu, weil beim Rangieren, trotz der guten Übersichtlichkeit, ein niedriges Hindernis übersehen wurde.