EU-Unfallstatistik 2015

Jahrelang konnte in der EU die Zahl der Verkehrstoten deutlich heruntergeschraubt werden. Jetzt scheint diese Entwicklung aber zu stagnieren. 2015 lag deren Zahl ähnlich hoch wie in den vorangegangenen beiden Jahren.
"Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten beeindruckende Ergebnisse bei der Verringerung der Zahl der Verkehrstoten erzielt, der gegenwärtige Stillstand ist jedoch alarmierend, sagte EU-Kommissarin Violeta Bulc bei der Vorstellung der Statistiken zur Straßenverkehrssicherheit 2015 am Donnerstag (31.3.2016).
Rückgang bei den Verkehrstoten stagniert
Im vergangenen Jahr starben auf den Straßen in der EU 26.000 Menschen, das sind 5.500 weniger als im Jahr 2010. Allerdings ist auf EU-Ebene keine Verbesserung gegenüber 2014 zu verzeichnen. Die durchschnittliche Zahl der Verkehrstoten lag 2015 bei 51,5 je 1 Million Einwohner. Der Anteil der Verkehrstoten je einer Million Einwohner zählt verglichen mit 106 in den Vereinigten Staaten und 174 weltweit zwar zu den niedrigsten überhaupt, dennoch hat sich der Fortschritt in letzter Zeit jedoch deutlich verlangsamt: So ging die Verbesserung bei der Zahl der Verkehrstoten zwischen 2013 und 2014 auf fast Null zurück, und dieser Trend hat sich 2015 fortgesetzt.
Zwischen 2001 und 2010 konnte die Zahl der Verkehrsunfälle mit Todesfolge trotz größeren Verkehrsaufkommens um 43 Prozent gesenkt werden, seit 2010 ging die Zahl der Verkehrstoten um weitere 17 Prozent zurück.
Fußgänger am stärksten gefährdet
Bei der Zahl der Verkehrstoten in der EU gibt es nach wie vor große Unterschiede zwischen den Mitgliedsländern, auch wenn sich diese Kluft jedes Jahr verringert. So starben 2015 in Bulgarien und Rumänien 95 Menschen pro eine Million Einwohner im Straßenverkehr, in Schweden 27 und in Malta 26. Nur durchschnittlich 7 Prozent aller Todesfälle ereignen sich auf Autobahnen. 38 Prozent aller tödlichen Verkehrsunfälle treten innerhalb städtischer Gebiete auf. Die Mehrzahl (55 Prozent) alle Unfälle mit Todesfolge werden in ländlichen Gebieten verzeichnet.
22 Prozent aller Verkehrstoten sind Fußgänger, und diese Zahl ging langsamer zurück als die anderen Verkehrstotenzahlen. Besonders hoch ist der Anteil in Rumänien, Lettland, Estland, Polen und Litauen, wo Fußgänger mehr als ein Drittel aller Verkehrstoten ausmachen. Auf die Radfahrer entfallen 8 Prozent aller Verkehrstoten in der EU. Deren Zahl ging zwischen 2010 und 2014 nur um 4 Prozent zurück - ein viel geringerer Rückgang als bei der Gesamtzahl der Verkehrstoten (18 Prozent).
Männer sind bei den Verkehrstoten überrepräsentiert: Sie machen 76 Prozent aller Unfalltoten aus. Junge Menschen sind im Verkehr am stärksten gefährdet: Der Anteil der 15- bis 24-jährigen an der Gesamtbevölkerung beträgt 11 Prozent, bei den Verkehrstoten jedoch 16 Prozent. Zwischen 2010 und 2014 ging die Verkehrstotenzahl bei diesem Personenkreis jedoch um 32 Prozent zurück; dies ist mehr als in jeder anderen Altersgruppe. Dagegen verringerte sich der Anteil alter Menschen (9 Prozent) in dieser Statistik nur um 3 Prozent.
Autonomes Fahren vorantreiben
Die EU hält weiter an ihrem Ziel fest, die Zahl der Verkehrstoten bis 2020 gegenüber dem Jahr 2010 wenigstens zu halbieren. Dazu soll auch das automatisierte Fahren beitragen. Im zweiten Halbjahr 2016 will die EU-Kommission einen Masterplan für die Einführung kooperativer intelligenter Verkehrssysteme (ITS) für die wechselseitige Kommunikation zwischen Fahrzeugen bzw. Fahrzeugen und der Straßeninfrastruktur entwickeln.