Zu Besuch bei der Renault-Trafic-Camperschmiede
Sie spielen mit dem Ausbau des Renault Trafic eine Art Außenseiterrolle. Auch ihr Grundriss mit der Küche rechts in der Schiebetür ist eine Art USP – ein Unique Selling Point. Das kam halt so, erzählt Ulrich Diefenbach, Chef von Kompanja. Wir trafen ihn kurz vorm Feierabend.
Eine fast unscheinbare Fassade in einem Industriegebiet in Brühl bei Köln. Roter Rahmen um die Tür. Kompanja steht dran. Aufgetaucht ist der Name in der Branche zum ersten Mal 2016/2017. Ein erster Messestand, ein Prototyp. Von Anfang an anders als die meisten. Das Basisfahrzeug ein Renault Trafic. Kein VW? Kein Ford? Kein Daimler? Der Trafic ist breiter. Ist günstiger.
Das Kompanja Werk in Köln
Diefenbach öffnet die Tür. Dahinter moderne Büros, Holz, Metall, weiß. Sieht betriebsam aus. Der Chef sitzt an einem großen Schreibtisch. Ich auf einem Sofa. Hinter mir Zeitschriften, mit Artikel über Kompanja. Hinter der Glasscheibe eine riesige Halle. Sechs Autos werden immer gleichzeitig ausgebaut. "Und nach rund einer Woche sind dann alle gleichzeitig fertig."
Die Fahrzeuge haben einen Grundriss, was vieles fertigungstechnisch enorm erleichtere. Es gibt zwar viele Varianten, Farben, Module, aber was reinkommt, ist mehr oder weniger das Gleiche.
Im Eck ein Driftkart. Hinter einer Tür findet gerade ein Meeting statt. Ein paar Leute diskutieren miteinander, einer referiert. Diefenbach wäre jetzt eigentlich mit dabei. 20 Mitarbeiter haben sie im Moment. Rund 110 Autos bauen sie hier im Jahr. Stetig, kontinuierlich. Sie haben eine Fangemeinde, Menschen, für die der Grundriss genau das Richtige ist. "Ich habe den sozusagen sehr lange entwickelt."
Diefenbach war Kitelehrer in Italien. An einem der oberitalienischen Seen. Selbst ausgebaute Vans spielten da fast notgedrungen eine Rolle. "Mir ging und geht es gar nicht so um das Campen", sagt er. Vans sind für ihn Mittel zum Zweck. "Ich wollte am Idrosee stehen, ich wollte kiten und abends feiern. Platz haben für mein Equipment. Bei mir war die Küche schon bei meinen ersten Ausbauten rechts." Aus dieser Grundidee ist heute ein schlüssiges Konzept geworden und 2023 hat die Küche einige Neuerungen erfahren.
Er sagt nichts, aber er hat Zeitdruck. Seine Frau und die Familie warten auf ihn. Es ist später Nachmittag. Er gehört zu der Generation Chefs, die so einen Betrieb nicht mit 70 Stunden, sondern unter den üblichen 40-Stunden-Wochen führen. Und ich kam zu spät, das ist suboptimal.
Er führt den Betrieb als Chef fast alleine. Gestartet waren sie zu zweit, zwei Freunde. Er und Christoph Kneer. "Man hat uns gewarnt. Mache nie so einen Betrieb mit deinem besten Freund." Sie kannten sich praktisch aus dem Kreißsaal, heute sind sie froh, ihren ehemals gemeinsamen Betrieb auseinanderdefiniert bekommen zu haben.
Ausbauer mit Start-up Flair
Diefenbach hat nun Leute eingestellt. Er scheint froh um die aktuelle Situation. Er versucht das, was er nicht kann in einer Firma, möglichst auf gute Leute zu verteilen und zeigt auf einen gerade leeren Schreibtisch. Stichwort Controlling, Zahlen, Kohle. Ich bekomme noch einen Kaffee, bevor wir die Halle anschauen.
Es ist eine große Halle. Ein Schlagzeug steht auf einer Empore. "Abends sollen sich die Mitarbeiter wohlfühlen." Die sechs Renault Trafic stehen sauber abgedeckt beieinander. Folien schützen den Lack, die Schnittkanten im Dach.
Die neuen Schlafdächer sind sauber aufeinandergestapelt. Alle Autos sind leer. Die nächsten Tage werden sie parallel bestückt. Die Möbel sind schon fast fertig. Die kommen von der Schreinerei. Kunden haben die Möglichkeit, ihren Kompanja in verschiedenen Ausbaustufen und damit in verschiedenen Preisklassen zu bestellen. "Später kann man dann nachrüsten, es ist ja alles modular", sagt Diefenbach.
War die Firma anfangs eine Art Start-up, sieht hier heute alles professionell aus, trotz Driftkart und Schlagzeug. Die Dinge haben ihren Platz. Ein großer Kastenwagen steht in der Mitte. Ein Prototyp. "Ich wollte einen Van bauen mit vier Sitzen in einer Reihe hinten. Und das ist auch geglückt." Aber das Projekt ist erstmal auf Eis gelegt. "Die Entwicklung des weiteren Fahrzeugs, so wie ich mir das vorstelle, würde im Moment zu lange dauern." Er möchte sich nicht verzetteln.
Alltagsfahrzeug und Camper
Wir verlassen die Halle hinten raus. Ein großes Trampolin für die Kinder steht da und man kann hier als Kunde auch übernachten. Die Duschen sind links. Ein großes Rolltor geht auf und er fährt einen aktuellen Kompanja raus.
Hier bekommen auch die Kunden ihr Neufahrzeug. Blick ins Innere. Küche rechts, Holz, feines Material. Funktionales Design. Hochwertige Scharniere. Er selbst fährt auch einen.
"Wir campen auch, aber mit drei Kindern ist das hier echt eng", lacht er und fügt hinzu, dass die Familie das nur ab und an mache. "Auf dem Weg in den Urlaub." Es sei eben ein Alltagsfahrzeug, mit vielen Optionen. Er setzt sich hinein. Zeigt, erklärt, warum was ist und was noch kommen wird. Er mag den Bambus, weil er so schnell nachwächst. Er mag den Knopf von der Dieselheizung nicht, weil den die Kinder immer abpopeln und verschlampen. "Will ich jetzt aus dem 3D-Drucker nachfertigen."
Langsam scheint sich der Vater wieder an die Kinder daheim zu erinnern. Aber wir haben noch ein paar Minuten, holen unsere Jacken, es ist noch Frühling. Die Klappen klappen nach unten, Türen sind da angeschrägt, wo sie bei gebautem Bett nicht zu öffnen wären. Die Lösungstiefe ist groß. Die Entwicklung nun schon viele Jahre im Gange. Zwei Mitarbeiter laufen mit einem Feierabendbier über den Hof. Das Rolltor geht zu. Wir verabschieden uns. Er hat dann doch die Frau angerufen. Die Kinder werden aber noch wach sein, wenn er kommt.