Kaufberatung Mini
Der perfekte Mini für alle? Der lässt sich so schwer bestimmen wie die perfekte Frisur für alle. Versuchen wir dennoch, Fahrspaß und Konto-Realität in Einklang zu bringen.
Noch bevor Alec Issigonis, der für seine Verdienste um die britische Automobilindustrie im Jahr 1969 geadelt wurde, den Ur-Mini entwickelte, welcher 1959 startete, ergriff er revolutionäre Ansichten. Und eine Eisensäge. Mit ihr trennte er einen Prototyp des Morris Minor der Länge nach auf und setzte einen zehn Zentimeter breiten Blechstreifen in der Mitte ein, um innen mehr Platz zu schaffen. Denn, so hatte er erkannt, "Fahrer von Kleinwagen sind nicht zwangsläufig kleiner als Fahrer großer Autos". Sehen wir, wie erfolgreich der New Mini seit 2001 und drei Generationen das Angenehme mit dem Unnützlichen verbindet, lässt sich diese Erkenntnis erweitern: Kleinwagenfahrer müssen nicht zwangsläufig finanziell weniger gefestigt sein als Fahrer großer Autos.
In den letzten 15 Jahren rollten über drei Millionen Mini von den Bändern in Oxford - genug, um alle Einwohner Uruguays, der Mongolei oder Armeniens mit einem auszustatten. Oder alle von München und Hamburg zusammen, was ja gut passt zu einem Auto, das eigentlich als Stadt- und Kleinwagen startete.
Mini nimmt sich nun besonders ernst
In seiner aktuellen Generation versteht sich der Mini nun allerdings als ernst zu nehmender Kleinwagen und verhält sich auf einmal auch so. Er hat jetzt erstmals so etwas wie einen Kofferraum (211 - 731 Liter). Vier Erwachsene brachte zwar schon der 3,05 Meter kurze Ur-Mini erstaunlicherweise irgendwie unter, aber nie zuvor reiste es sich auch im Fond so bequem. Wobei Mini das Grundkonzept des Autos mit einem Längenzuwachs um zehn auf 382 Zentimeter schon sehr ausgedehnt hat.
Dazu hat sich der Mini nun etwas angeeignet, was sich durchaus mit "Federungskomfort" beschreiben lässt. Allerdings ist der Gewinn an Bequemlichkeit erheblich geringer als der Verlust an Agilität. Zwar biegt der Mini noch immer ansatzlos, präzise und ungestüm in Kurven. Aber in der letzten Generation war er eben noch ansatzloser, präziser und ungestümer. Vor allem die Vierzylinder Cooper S und SD fahren viel besonnener.
Empfehlenswerte, leichte Dreizylinder
Ohnehin passen die leichteren, viel quirligeren Dreizylinder am besten zum Mini. Das sehen auch die meisten Kunden so. Doch während wir Ihnen den Cooper mit 136 PS empfehlen wollen, liegt der in der Verkaufsrangliste nur auf Platz zwei hinter dem 2.200 Euro günstigeren One. Letzterer hat statt 1,5 nur 1,2 Liter Hubraum. Zwar genügen die 102 PS noch immer für kurzweiliges Temperament, doch wirkt der kleinere Dreizylinder wie künstlich eingebremst.
Stört nicht? Na gut, dann beginnen wir bei 17.700 Euro für den zweitürigen Mini mit dem präzisen, jede Automatik verlachenden Sechsganggetriebe. 900 Euro kostet der 17 Zentimeter längere Viertürer mehr. Wobei die Türen so kurz sind, dass selbst die Idealgewichtigen unter uns so leicht nicht einsteigen können. Und wie er aussieht. Nein, dann lieber die Kletterei in den Fond beim Zweitürer.
Wir quatschen Ihnen ja nicht in Geschmacksfragen rein, aber statt Stahlrädern mit Raddeckeln sollte ein Mini schon Alus haben. Wir nehmen die in 15 Zoll für 400 Euro. Volcanic Orange ist aufpreisfrei, wir lassen für 90 Euro aber die Spiegelkappen lackieren, womit wir fertig wären mit Individualisierungs-Schnickschnack, von dem es noch viel mehr gibt. Investieren wir besser in Erhellenderes – in LED-Scheinwerfer mit Abbiegelicht (990 Euro), Licht- und Regensensor (120 Euro) sowie Nützliches wie die Parksensoren hinten (350 Euro).
56 Seiten hat die Preisliste
Das City-Notbremssystem ist sinnloserweise Teil des Driving-Assistant- Pakets für 990 Euro, in das Mini auch Fernlichtassistent und Abstandstempomat packt. Gibt es aber nur mit dem teuren Multifunktions-Lederlenkrad (570 Euro) – brauchen wir aber auch fürs Infotainment. Das Radio Visual Boost (500 Euro) hat die Freisprecheinrichtung (sonst 150 Euro) dabei. Dazu nehmen wir Digitalradio (290 Euro) und das clevere kleine Navigationssystem (800 Euro). Fehlen noch Höhenverstellung für den Beifahrersitz (50 Euro), Klimaautomatik statt -anlage (370 Euro) und – weil die alle nehmen – Sitzheizung für 290 Euro.
Damit sind wir noch lang nicht am Ende der Möglichkeiten der 56-seitigen Preisliste angekommen, aber bei 23.510 Euro. Was viel für einen gewöhnlichen Kleinwagen wäre. Aber das war der Mini nie. Oder, um mit Oscar Wilde zu enden: "Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche jedoch ihren Wert."
Fazit: Nur er ist echt mini
Wenn Sie – was wir hoffen – hier öfter vorbeischauen, wissen Sie, dass der Mini in der letzten Ausgabe einen Vergleichstest gewonnen hat. Der Mini. Gewonnen. Das zeigt, wie sehr er sich inzwischen zu einem Kleinwagen entwickelt hat, der ernst genommen werden will und sich selbst viel ernster nimmt als früher. Aber wahrscheinlich ist es das, was Kunden wollen: mehr Platz, Komfort und Alltagsnutzen. Das Wichtigste aber: Noch immer fährt nur ein Mini so wunderbar agil wie ein Mini.