Mehr Abkühlung mit neuer Dometic-Klimaanlage?
Die Sonne brennt und der Körper sehnt sich nach Kühlung. Eine Dach-Klimaanlage sorgt im Reisemobil für Linderung. Bei besserer Kühlleistung soll die neue FJX-Serie von Dometic sogar weniger Strom verbrauchen. promobil macht den Praxistest.
Dachklimaanlagen im Wohnmobil sind eine verbreitete Möglichkeit, den Wunsch nach etwas Abkühlung beim Campen zu erfüllen. Konfiguriert aus einem äußeren Gehäuse, in dem die Technik untergebracht ist, und dem Luftverteiler auf der Innenseite, sind sie vergleichsweise einfach nachrüstbar.
Es braucht lediglich einen geeigneten Platz möglichst mittig auf dem Dach und den entsprechenden Ausschnitt. Oft kann man die vorhandene Öffnung einer Dachhaube nutzen. Eine ausführliche Kaufberatung zum Thema Klimaanlagen im Wohnmobil gibt es hier.
Neue Dachklimaanlage Dometic FJX
Dometic hat seine Dachklimaanlagen zur neuen Saison umfassend überarbeitet. Die neue Generation hört auf den Namen FJX und ist – wie die vormalige Freshjet – in mehreren Leistungsklassen verfügbar (1500, 1700, 2200, 3000 und 3500).
Die am häufigsten eingesetzte Leistungsstufe ist die 2200er, sie eignet sich für Fahrzeuge bis etwa sieben Meter Fahrzeuglänge – für typische Teil- und Vollintegrierte im Grunde das Standardmaß.
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Überarbeitete Klimaanlage
Gleich in mehreren Punkten hat der Hersteller seine neue Klimaanlage optimiert. Grundsätzlich wurden alle Geräte auf das neue, umweltfreundlichere Kältemittel R 32 umgestellt. Weil dieses jedoch weniger effektiv kühlt, waren darüber hinaus weitere Maßnahmen nötig, um dennoch die Kälteleistung zu verbessern.
Unter anderem erreicht Dometic dies durch eine neue Steuerung des Kompressors. Bei der bisherigen Freshjet lief der Verdichter stets mit derselben Drehzahl; nach dem Erreichen der eingestellten Zieltemperatur erfolgte der Regelbetrieb durch simples Ein- und Ausschalten. Die Folge: Der Kompressor springt an, läuft eine Weile, untermalt von den entsprechenden, nicht eben leisen Brummgeräuschen, und verstummt nach Erreichen der Zielmarke. Die Temperatur steigt wieder, bei einer bestimmten Schwelle springt der Kompressor wieder an, verstummt erneut und so weiter.
Die FJX arbeitet dagegen mit variabler Kompressor-Drehzahl. Ein wesentlicher Effekt: Das Gerät arbeitet im Regelbetrieb nur ganz selten mit Volllast. Auch die typischen hohen Anlaufströme kurz nach dem Start der Anlage werden damit vermieden. Diese Stromspitzen können bei Campingplätzen mit schwach dimensionierter Elektrik die Sicherung zum Auslösen, und somit die Stromversorgung zum Erliegen bringen. Mit entsprechenden Unannehmlichkeiten für die Beteiligten. Außerdem soll die FJX bis zu 30 Prozent weniger Strom verbrauchen. Ebenso eine Folge der flexiblen Drehgeschwindigkeit, mit der die Anlage – jedenfalls theoretisch – feine Temperaturschwankungen ausgleichen kann.
Damit einher soll ein verbesserter Geräuschkomfort gehen. Ein relativ gleichmäßiges, permanentes Brummen wird schlicht als weniger störend empfunden als der ständige Wechsel zwischen Anspringen, Maximalbrummen und wieder Stille. Zusätzlich hat Dometic den Kompressor (siehe Kasten oben) auch mechanisch mit einer Schicht PE-Schaum gedämmt, und obendrein wurden die Eigenfrequenzen der Anlage minimiert. Diese entstehen bei bestimmten Drehzahlen und machen sich durch Vibrationen, die sich zum Teil auch auf den Aufbau übertragen können, akustisch und körperlich bemerkbar. Die variable Steuerung ermöglicht es, diese Drehzahlbereiche praktisch zu überspringen.
Bessere Kälteleistung, geringerer Stromverbrauch, leiserer Betrieb. Klingt nach dem Jackpot. Unter Laborbedingungen hat Dometic dies bereits verifiziert: in einer Holzbox mit 10 m3 Volumen bei einer Außentemperatur von 35 °C. Übliche, vor allem optimal reproduzierbare Bedingungen für die Standortbestimmung.
Der Klimaanlagen-Test
Doch die Praxis sieht oft anders aus. Deshalb wollte sich promobil das Ganze unter realen Bedingungen anschauen. Zum Test tritt das gängigste Modell, die FJX 2200 an, sowie zum Vergleich der Vorgänger FJ 2200. Beide werden in identische Fahrzeugmodelle eingebaut. Dabei handelt es sich um zwei typische Teilintegrierte aus der Weinsberg Pepper-Serie mit Einzelbetten im Heck. Drei Sensoren registrieren jeweils in den wichtigsten Wohnbereichen jede Temperaturänderung. Für den Test werden die Fahrzeuge an einem durchschnittlich warmen Sommertag im Juli in die Sonne gestellt sowie die Anlagen auf maximale Kühlleistung (16 °C) programmiert. Dann heißt es warten.
Vorher registrieren wir jedoch noch ein paar Details. Den neuen Luftverteiler etwa, bei dem sich die Luftführung deutlich einfacher justieren lässt als beim früheren Modell mit seinen etwas hakeligen Drehrädchen. Die integrierte Beleuchtung innen ist moderner gestaltet – die LED-Streifen an der Außeneinheit sind eher eine Randnotiz: fancy, aber eigentlich nutzlos. Die Bedienung ist variabler geworden; sie funktioniert über das Touchdisplay an der Inneneinheit, die selbsterklärende Fernbedienung oder die Smartphone-App Dometic Climate. Optional lässt sich die FJX zudem mit dem Luftreinigungselement Breathe 2500 ausstatten, das Schadstoffe in der Raumluft via Ionisation reduziert.
Während die alte FJ nur über ein elektrisches Zuheizelement verfügt, hat die FJX eine echte, leistungsfähige Wärmepumpenfunktion. Damit kann das Gerät, zumindest in der Übergangszeit, als Heizung ausreichen. Die Monteure wird freuen, dass der Einbau mit dem variablen Adapterrahmen jetzt auch bei kleineren Dachausschnitten funktioniert.
Die Testergebnisse
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Geräuschentwicklung. In einer Phase, in der beide Anlagen ordentlich schuften müssen, messen und hören wir nach. Die Ermittlung des Schallpegels liefert ein eindeutiges Ergebnis. Die alte FJ ist mit 68 dB(A) deutlich lauter als die FJX mit 63 dB(A). Damit bleibt die neue Anlage unter dem Wert von etwa 65 dB(A), bis zu dem die meisten Menschen ein Geräuschniveau noch als normal empfinden. Auch der subjektive Eindruck ist im Fahrzeug mit der neuen Anlage positiver. Kompressor und Lüfter arbeiten im Zusammenspiel weniger dröhnig, die Frequenzen sind angenehmer. Allerdings: Auch die FJX bleibt akustisch stets präsent und wahrnehmbar.
Wie sieht es mit der Kühlleistung aus? Von der, in unserem Fall optimalen, zentralen Einbauposition in der Mitte transportieren sowohl die FJX 2200 als auch die FJ 2200 bei maximal geöffnetem Luftverteiler die Kühlluft sowohl nach hinten als auch nach vorn. Im Schlafzimmer wird es teils sogar sehr kalt (FJX). Am wärmsten bleibt es an der Sitzgruppe. Erklärung: Um es den Anlagen schwer zu machen, wurden weder das Fahrerhaus noch das Dachfenster verdunkelt.
Der Blick auf Temperaturverläufe und -verteilung zeigt aber auch große Unterschiede. Die FJX kühlt das Mobil schneller, und die erreichten Temperaturen sind erkennbar tiefer. Die FJ erreicht den Zielwert dagegen nicht und pendelt sich im Mittel bei rund 20 °C ein. Etwas träge reagiert die FJX auf eine Veränderung der Außentemperatur nach rund zwei Stunden und regelt erst mit Verzögerung wieder hoch.
Bei der Leistungaufnahme zeigt sich ein differenziertes Bild. In Summe verbraucht die neue Anlage im Messzeitraum geringfügig mehr Strom. Auffälliger sind jedoch die unterschiedlichen Kurvenverläufe – mit sehr hohen Anlaufstromspitzen bei der FJ und einer viel gleichmäßigeren Leistungsaufnahme samt Softstart bei der FJX. Fliegende Sicherungen sollten damit vom Tisch sein.
Testaufbau
Test unter Realbedingungen. Für den Vergleich von alter und neuer Klimaanlage statteten wir zwei grundrissgleiche Reisemobile mit den beiden Geräten und exakt demselben Testaufbau aus. Dometic-Laborleiter Marcus Dietrich platzierte – unter Aufsicht des promobil-Redakteurs – je einen Temperatursensor an den Heckbetten, im Mittelgang und an der Sitzgruppe. Datenlogger (Foto) zeichnen den Verlauf im Sekundentakt auf. Die äußeren Bedingungen: ein durchschnittlicher, überwiegend sonniger Sommertag mit Temperaturen zwischen 25 und 32 °C.
So funktioniert eine Kompressor-Klimaanlage
- Verdampfer: Flüssiges Kältemittel (vom Kondensator) wird hier durch die angesaugte warme Umgebungsluft verdampft. Die durchströmende Luft wird dadurch heruntergekühlt und zum Lüfter transportiert.
- Lüftermotor: Treibt das Lüfterrad in Abhängigkeit von der eingestellten Gebläsestufe an.
- Lüfter: Bläst die abgekühlte (wahlweise die erwärmte) Luft durch die Luftverteilerbox in den Innenraum des Reisemobils.
- Kondensator: Das Kältemittel wird hier unter Druck und Zuführung von Außenluft (große Öffnung im Gehäusedeckel) heruntergekühlt und dabei verflüssigt.
- Kompressor: Das Herz. Saugt das gasförmige Kältemittel an, verdichtet es und pumpt es in den Kondensator. Dabei muss der Kompressor gegen den enorm ansteigenden Druck arbeiten.
- 4-Wege-Ventil: Macht die Kühlanlage bei Bedarf zur Wärmepumpe, indem sie die Flussrichtung des Kältemittels umkehrt.
- Steuerelektronik: Das Gehirn der Klimaanlage. Es regelt die Kompressordrehzahl und Kühlleistung, überwacht gleichzeitig mit Hilfe von Sensoren ständig die Temperaturen im System.