Opel Mokka, Mini Countryman und Nissan Juke
Der neue Opel Mokka baggert nach Kundschaft unter den kleinen
SUV. Lassen sich Mini Countryman und Nissan Juke das gefallen?
Erster Vergleich.
Wenn automobile Pragmatiker in Richtung Zulassungsstatistik blicken, könnten sie ebenso in eine Zitrone beißen: In den letzten drei Jahren haben coole SUV ihren Marktanteil bei uns glatt verdoppelt. Speziell die kleinen Wusler des kompakten B-Segments, irgendwo zwischen vier und viereinhalb Meter lang, sind begehrt wie neue Smartphones.
Woran liegt‘s? Nun, viele, die Kleinwagen und Kombis für piefig und große SUV für zu teuer halten, schielen nach hoher Sitzposition und einem klitzekleinen Hauch optischer Verwegenheit. Und zack – sitzen sie in einem Kia Sportage, Nissan Juke, Mini Countryman oder demnächst im Opel Mokka, dem neuen Opel-Einstand in die kleine SUV-Clique.
Opel Mokka mit 115 PS ab 18 .990 Euro
Also nichts wie ran an den zeitgeistigen Hoffnungsträger. Ortstermin St. Peter-Ording. Messpuppe, GPS-Geräte und Punkteschema bleiben in Stuttgart, stattdessen dürfen Nissan Juke und Mini Countryman mit dem Opel Mokka an den Strand. Raues Klima, irgendwie passend für die knuffigen Viertürer mit Gelände-Aroma. Der Nissan Juke konzentriert auf 4,14 Metern so viel schräges Design wie möglich. Expressionismus mit 1,6-Liter-Benziner und Frontantrieb zum Grundtarif von 15.690 Euro. Dafür lugt bei Mini höchstens ein junger gebrauchter Countryman um die Ecke. Neu kostet der 4,10 Meter lange Maxi- Mini mit 98 PS mindestens 20.300 Euro. Nach oben ist die Skala offen, für unser Fotoauto Cooper S All4 sind 28.100 Euro fällig – ohne Extras, versteht sich.
Und der Opel Mokka? Mit 4,28 Metern ist er der Längste, beim Einstandspreis von 18.990 Euro für den Basisbenziner mit 115 PS und Vorderradantrieb sortiert er sich in die Mitte. Was nichts an seinen Ambitionen ändert. Schon nach dem Einsteigen ist klar: Dieser Opel meint es ernst – erkennbar etwa an der passenden Sitzposition hinter dem weit verstellbaren Lenkrad auf Vordersitzen mit Gesundheits-Siegel. Ebenso auffällig: die Assistenzsysteme. Die Frontkamera ermöglicht Abstands- und Spurkontrolle sowie Kollisionswarner und Verkehrschild-Erkennung.
Zwar können die Systeme nicht selbstständig agieren, warnen den Fahrer aber, etwa wenn dieser zu dicht auffährt oder ein Aufprall droht. Das famose Bixenon-Licht mit situativer Lichtverteilung von der Spielstraße bis zur Autobahn ist in dieser Klasse der Knaller – auch wenn es Aufpreis kostet. Stereo- und Klimaanlage, Start-Stopp und Tempomat sind bereits beim Basismodell (Selection) Serie. In der Topversion Innovation wird es dann mit Adaptivlicht, Parkpilot und 18-Zoll-Alurädern fast feudal. Praktisch ist der Opel Mokka ohnehin, schon wegen der zahlreichen Ablagen vom doppelten Handschuhfach bis zu Türtaschen, die vorn 1,5-Liter- und hinten Halbliter-Buddeln packen.
Opel Mokka mit maximal 1.372 Liter Ladevolumen
Beim Ladevolumen steckt er die Konkurrenten ebenfalls in den Sack. Sitzflächen hochklappen, Lehnen runter, und schon stehen 1.372 Liter auf einer Ebene parat. Der Mini Countryman kontert mit verschiebbaren Einzelsitzen hinten (Dreierbank wahlweise ohne Aufpreis). Opel-Kenner kommen sofort klar, Instrumente und Bedienelemente entsprechen denen von Astra und Co, auch der Tastenblock in der Mittelkonsole, dessen Beherrschung nach kurzer Übung problemlos klappt. Beim Fahrwerk mixt Opel ebenfalls bewährte Komponenten von Meriva bis Insignia, nutzt die so genannte kleine B-Plattform. Sollte noch mal jemand behaupten, es handle sich um die Corsa-Basis, so wird er von den Opel-Jungs mit Kadett-C-Starrachsen vom Hof geprügelt. So, das wäre auch geklärt.
Zurück zur Opel-Mokka-Technik und zum 2.000 Euro teuren, neu entwickelten Allradantrieb mit elektronisch gesteuertem Differenzial an der Hinterachse. Bei Schlupf gehen bis zu 50 Prozent des Antriebsmoments nach hinten, während der 1,5-Tonner ansonsten mit reinem Vorderradantrieb unterwegs ist.
Der Mini Countryman All4 zeigt sich flexibler, sein elektrohydraulisches Mittendifferenzial arbeitet quasi vorausschauend und beherrscht die vollvariable Kraftverteilung. Beim Nissan Juke ist die Nummer schaltbar, erzielt maximal paritätische Kraftverteilung, jedoch zusätzlich Torque Vectoring, wobei die Power nicht nur achsweise, sondern auch nach links und rechts portioniert wird. Zum Juke-Allradantrieb gehört überdies eine Multilenker-Hinterachse (sonst Verbundlenker).
Opel setzt grundsätzlich auf Verbundlenker, jedoch in spezieller Ausführung für Vorderrad- und Allradantrieb. Dort preist man die höhere Steifigkeit, die einfache Anpassung an unterschiedliche Modelle sowie den geringen Platzbedarf. Der wiederum macht erst den aus der Stoßstange herausziehbaren Fahrradträger (Flexfix) am Opel Mokka möglich, den sonst auch keiner hat.
Wer will schon strampeln, wenn er mit dem Countryman kurven kann
Die Mini-Leute sagen sich: Wer will schon strampeln, wenn er mit dem Countryman kurven kann – und verpassen ihm dazu gleich die aufwendige Mehrlenker-Achse. Spürt man das? Ja, denn der Brite saust am agilsten um die Ecken, setzt Befehle über die elektromechanische Lenkung direkt um und rettet die markentypische Agilität in die höhere Klasse. Mit der Sporttaste kommt allerdings etwas Zähigkeit und Nervosität in Kurswechsel. Dem Nissan Juke fehlt es ein wenig an Präzision, dafür ist er weniger straff abgestimmt.
Und der Opel Mokka? Für schwarzen Espresso bleibt bei Opel zwar der Corsa OPC zuständig, doch der neue SUV fährt leichtfüßig und kalkulierbar mit ordentlichem Federungskomfort, der nur auf Querfugen von Achspoltern unterbrochen wird. Der aufgeladene 1,4-Liter-Benziner entfaltet seine 140 PS und 200 Newtonmeter gleichmäßig, überlässt aber energischen Drehwillen anderen. Für 300 Nm Zugkraft ist der sparsame 1,7-Liter-Turbodiesel zuständig, der wohl den größten Anteil erzielen dürfte.
Mit dem Opel Mokka fädelt Opel jedenfalls geschmeidig in die SUV-Erfolgsspur ein – geschützt von Kollisionswarner und Spurhalteassistent. Mancher Mitbewerber könnte schon mal die Zitrone bereitlegen.