Handy über Nacht laden: Die Gefahren
Handy über Nacht laden: Die Gefahren
Viele Menschen versorgen ihr Smartphone über Nacht mit neuem Strom. Das birgt allerdings kleine Schwierigkeiten in Bezug auf Kapazität und Lebensdauer des Akkus. Wir zeigen, wie Sie es besser machen können.
Das Problem moderner Akku-Batterien
Um die Geräte möglichst flach zu bauen, sind Akkus heute meist fest ins Smartphone integriert. Das heißt: Ist der Akku beschädigt, können Sie ihn nicht ohne Weiteres austauschen. Reparaturen von Fachleuten sind meist nicht sonderlich günstig. Damit Sie gar nicht erst in diese Lage kommen, sollten Sie sich unsere Tipps ansehen. So verlängern Sie die Lebensdauer des Akkus und damit oft des ganzen Smartphones.
Nachts Handy laden? Das sollten Sie wissen:
Chemische Probleme bei nächtlicher Akku-Ladung
Tagsüber wird das Smartphone genutzt, also wird es nachts aufgeladen. Was logisch erscheint und daher auch von den meisten Anwendern so praktiziert wird, ist aus Sicht des Akkus nicht unbedingt die beste Lösung. Denn: Moderne Smartphones sind meistens nach ein bis zwei Stunden voll geladen. Die restlichen Stunden, in denen Sie schlafen, hängt der Akku also am Limit seiner Kapazität, aber wird trotzdem weiterhin mit Strom vollgepumpt.
Zwar sind Akkus mit einem Überspannungsschutz ausgerüstet, sodass Ihnen und auch dem Gerät keine Gefahr droht. Allerdings reicht es aus, den Akku permanent am Limit zu halten, um ihm damit zu schaden. Die chemische Alterung der Batterien - moderne Akkus arbeiten fast ausschließlich nach dem Lithium-Ionen-Prinzip - schreitet schneller voran als bei weniger stark geladenen Akkus. In absehbarer Zeit wird der Akku also ausfallen oder Kapazität verlieren.Erste Hilfe durch Hersteller und Entwickler
Mit einer steigenden Ladung wächst auch die Spannung im Akku selbst. Daraus folgt, dass Lithium-Ionen-Akkus einen Bereich haben, in dem sie sich ganz besonders "wohlfühlen". Der liegt normalerweise irgendwo zwischen 30 und 70 Prozent der maximalen Ladung. Darüber hinaus arbeitet der Akku zwar immer noch tadellos, aber der Grad der Abnutzung nimmt zu. Irgendwann kommen Sie um einen Austausch nicht mehr herum.
Natürlich ist dieses Problem den Herstellern hinlänglich bekannt. Daher liefern Apple, Samsung und Co. ihre Geräte mit einem Energiemanagement aus, der einen Eigenschutz der Akkus anstrebt. In eine ähnliche Kerbe schlagen die Entwickler zahlreicher Apps für Android-Geräte, die ebenfalls den Akku schonen können. Auch die Aufladung bei Nacht verliert damit ihren Schrecken.Softwarelösungen für Android
Auch ohne eine in Hardware gegossene Lösung können Sie Ihren Akku schonen. Die passenden Apps sorgen dabei für die Umsetzung dieses Ziels. Anwendungen wie " AccuBattery" und " Akku Saver" finden Sie im Play Store von Google. Sie zeigen Ihnen die Ladung.ströme recht exakt an und spucken eine Warnung aus, wenn ein bedenklicher Akkustand erreicht wird. Möchten Sie eine volle Ladung generell verhindern, empfiehlt sich " Battery Charge Limit". Das Problem daran ist aber, dass Sie Root-Zugriff auf Ihr Smartphone benötigen.Hardwarelösungen als Alternative
Noch mehr Kontrolle bieten kleine USB-Geräte wie Chargie. Dabei handelt es sich um eine Brücke, die Sie zwischen Ladegerät und Smartphone basteln. Eine offizielle App des Herstellers gibt Ihnen damit recht weitläufige Anpassungsmöglichkeiten. Beispielsweise definieren Sie ein Kapazitätslimit bis aufs Prozent genau, sodass eine Ladung bis 100 Prozent immer verhindert wird - auch auf Geräten ohne Root-Zugriff. Etwa 30 Euro müssen Sie dafür allerdings investieren.
Schutz durch die Hersteller
Schauen wir uns nun an, welche Maßnahmen die Hersteller selbst ins Auge gefasst haben. Eine kleine Auswahl bekannter Unternehmen zeigt die unterschiedlichen Herangehensweisen.
Google
Ab dem Pixel 4 bietet Google einen Akkuschutz in den Einstellungen an. Dort gehen Sie auf "Einstellungen", "Akku" und "Intelligenter Akku". Tippen Sie dort auf "Adaptives Laden". Diese Auswahl äußert sich wie folgt: Wenn Sie nach 21:00 Uhr ins Bett gehen und den Wecker auf einen Zeitraum zwischen 5:00 Uhr und 10:00 Uhr morgens gestellt haben, verläuft die Ladung über Nacht nur schleichend. Erst kurz vor dem Wecker gibt die Steckdose das letzte bisschen Strom in den Akku, sodass dieser nie an seine Grenze gelangt.Samsung
Samsung geht einen recht eigenwilligen Weg auf Modellen wie dem Galaxy Tab S6 und S7. Dort finden Sie unter "Einstellungen", "Gerätewartung" und "Akku" eine Funktion namens "Akku schützen". Dahinter verbirgt sich ein simpler Trick: Das Limit für die Aufladung wird auf 85 Prozent begrenzt, allerdings werden Ihnen trotzdem 100 Prozent angezeigt. Die reale Ladung klettert somit nie über die 85 Prozent hinaus und der Akku bleibt geschützt. Dass dies zu Lasten der Gesamtlaufzeit geht, da eben nie die vollen 100 Prozent erreicht werden, ist aber ein Makel.OnePlus
Falls Sie mindestens OxygenOS 10.0 verwenden, finden Sie in den Einstellungen unter "Optimiertes Aufladen" eine ähnliche Funktion wie bei Google. Das Smartphone analysiert, wann Sie morgens normalerweise aufstehen, und lädt sich erst kurz davor von 80 auf 100 Prozent auf. Anders als bei Google müssen Sie aber keine Weckzeiten definieren.Huawei
Eine Kombination aus Nutzerverhalten und Wecker führt zu einer ähnlichen Lösung wie bei Google und OnePlus. Unter "Smart Charge" stellt der Hersteller eine Funktion bereit, die nachts eine langsame Aufladung anstrebt und diese erst kurz vor dem Aufwachen rasant beschleunigt. Das Ergebnis ist dasselbe wie bei den beiden genannten Konkurrenten.Apple
Seit iOS 13 gibt es das "Optimierte Laden der Batterie". Apple geht einen Schritt weiter als die Konkurrenz und überlässt dem Smartphone die Entscheidung. Es lädt sich nur bis zu 80 Prozent auf und verhindert eine weitere Aufladung, wenn es berechnet, dass Sie sowieso nicht mehr Strom für den Rest des Tages brauchen. Laden Sie jeden Tag an Ihrer Arbeitsstelle pünktlich um 9:30 Uhr das iPhone auf, muss das Gerät nicht vorher bis zum Anschlag gefüllt sein - beispielsweise. Auch Standortinformationen werden in diese Berechnungen einkalkuliert.Sony
Bei Sony können Sie über die "Batteriepflege" in den Optionen diverse Varianten ausprobieren. Beispielsweise können Sie selbst die maximale Ladung auf 80 bis 90 Prozent begrenzen. Außerdem dürfen Sie sich auf eine intelligente Software verlassen, die das Smartphone so auflädt, dass es immer kurz vor dem Aufwachen voll wird - ähnlich wie bei Google oder OnePlus.
Der Effekt ist bei allen Herstellern identisch: Der Akku wird geschont und Sie werden ein wenig länger Spaß an Ihrem Smartphone haben.
So laden Sie Ihr Handy richtig
Einige einfache Tricks helfen dabei, den Alltag akkuschonend zu gestalten:
Laden Sie den Akku nur dann, wenn es notwendig ist. Ein Smartphone mit 60 Prozent Kapazität beispielsweise ist völlig ausreichend. Auf 100 Prozent sollten Sie das Gerät nur laden, wenn Sie genau wissen, dass eine weitere Möglichkeit zur Aufladung so schnell nicht wiederkommt - wie etwa bei einem längeren Ausflug in die freie Natur. Das Smartphone verliert keine Leistung, wenn es nicht zu 100 Prozent geladen ist.
Zu kalte oder zu hohe Temperaturen mögen Lithium-Ionen-Akkus nicht. Legen Sie es im Sommer nicht in die Sonne und lassen Sie es im Winter nicht an einem offenen Fenster liegen. Dies beeinträchtigt die Lebensdauer. Auch auf eine Aufladung sollten Sie im Temperaturbereich zwischen -10° und +40° Celsius verzichten.
Schnellladefunktionen sind praktisch, aber sie strapazieren auch den Akku stark. Außerdem wird die Hitzeentwicklung explodieren, da hohe Stromstärken ohne aktive Kühlung immer zu hohen Temperaturen führen. Falls möglich, sollten Sie also eine langsame Aufladung vorziehen, auch wenn es beeindruckend aussieht, dass das Smartphone in nur einer halben Stunde geladen sein kann. Übrigens: Wenn es dem Gerät zu heiß wird, können Sie es auch durch Abnehmen einer Handyhülle kühlen.
Tiefenentladungen entstehen, wenn Sie einen Akku bei 0 Prozent seiner Kapazität lagern - etwa in alten Smartphones. Dies kann schwere Schäden an den Energiezellen eines Akkus hervorrufen. Zwar wird Ihnen dies im alltäglichen Gebrauch des Smartphones eher nicht passieren. Bei der Lagerung in einer Schublade sollten Sie jedoch darauf achten, das Gerät vorher noch einmal kräftig zu laden - etwa in den Bereich zwischen 70 und 80 Prozent . So beugen Sie Schäden am besten vor.
Investieren Sie ruhig ein wenig Geld in Ihre Ladegeräte. Günstige Modelle verzichten oft auf Ladung.steuerung und verwenden gerne schlechte Schaltungen. Dies kann zu Überladungen führen. Wenn Sie ohnehin schon ein 1.000 Euro teures Smartphone verwenden, sollten Sie beim Ladegerät nicht jeden Euro zwei Mal umdrehen.
Viele dieser Tipps fallen in die Kategorie des gesunden Menschenverstand.. Sofern Sie umsichtig mit Ihrem Smartphone umgehen und sich nicht verrückt machen lassen von Schnellladungen und minimalen Ladezeiten, werden Sie Ihrem Handyakku gute Dienste erweisen.
Fazit
Schneller und stärker ist nicht immer besser. Lassen Sie es bei Lithium-Ionen-Akkus ruhig etwas entspannter zugehen und laden Sie lieber zu langsam als zu schnell. Ihr Akku wird es Ihnen auf lange Sicht danken. Neue Modelle mit intelligenter Akkusteuerung erweisen sich dabei als wesentlich ausgeklügelter als zu alte Geräte. Im Notfall helfen Sie sich mit Apps weiter - oder mit gesundem Menschenverstand. Verzichten Sie außerdem auf zu günstige Ladegeräte, die zwar preislich verlockend aussehen, aber die mitunter den Akku stark strapazieren.