Phubbing: Warum das Smartphone Beziehungen gefährden kann

In der modernen Gesellschaft sind Smartphones allgegenwärtig. Sie verbinden, informieren und strukturieren unseren Alltag. Doch was passiert, wenn die Nutzung digitaler Geräte mitten in einem Gespräch zum Bruch in der zwischenmenschlichen Kommunikation führt? Genau das bezeichnet der Begriff "Phubbing" - eine Zusammensetzung aus den englischen Wörtern "phone" (Telefon) und "snubbing" (jemanden brüskieren, abweisen). Gemeint ist das bewusste oder unbewusste Ignorieren von anwesenden Personen zugunsten der Smartphone-Nutzung.
Ursprünglich wurde der Begriff "Phubbing" bereits im Jahr 2012 im Rahmen einer Werbekampagne eines australischen Wörterbuchs geprägt. Seither ist das Phänomen in den Fokus sozialpsychologischer Forschung gerückt. Studien und Medienberichte zeigen, dass Phubbing in Alltagssituationen - sei es am Familientisch, in Beziehungen oder im Berufsleben - weit verbreitet ist.
Psychologische Auswirkungen von Phubbing
Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Phubbing das Vertrauen in Beziehungen untergräbt, das Gefühl von Wertschätzung verringert und das emotionale Wohlbefinden beeinträchtigt. Die Universität Basel kommt in einer aktuellen Studie zu dem Schluss, dass Menschen, die beim Zusammensein mit anderen ihr Smartphone nutzen, dies oft aus sozialen oder emotionalen Gründen tun - etwa aus Langeweile, Stress oder zur Flucht aus unangenehmen Situationen. Allerdings führt diese Gewohnheit häufig zu Missverständnissen, Ablehnung und Konflikten. Besonders in Paarbeziehungen kann wiederholtes Phubbing als Desinteresse oder gar Abwertung empfunden werden.
Phubbing in Familien und unter Jugendlichen
Auch im familiären Kontext ist Phubbing ein wachsendes Problem. Eine Untersuchung des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kinder- und Jugendalters (DZSKJ) in Zusammenarbeit mit der Krankenkasse DAK verdeutlicht, dass sich Kinder von ihren Eltern vernachlässigt fühlen können, wenn diese während gemeinsamer Zeit regelmäßig auf das Handy schauen. Das Verhalten kann langfristige Auswirkungen auf die Bindungsentwicklung und das Selbstwertgefühl von Heranwachsenden haben. Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang sogar von "Parenting by Smartphone" - einer Form indirekter Vernachlässigung.
Warum fällt es so schwer, offline zu sein?
Ein Hauptgrund für den ständigen Griff zum Smartphone ist das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Kontrolle. Die Universität Basel erklärt in ihrer Forschung, dass digitale Kommunikationserwartungen, etwa schnelle Reaktionszeiten in Chats oder berufliche Erreichbarkeit, zu einer dauerhaften inneren Alarmbereitschaft führen. Diese kognitive Belastung wirkt sich negativ auf die Fähigkeit aus, sich im Moment auf reale Gespräche zu konzentrieren. Hinzu kommt die sogenannte "Fear of Missing Out" (FOMO), also die Angst, etwas Wichtiges zu verpassen - ein starker Treiber für ständige Smartphone-Kontrolle.
Gesellschaftlicher Umgang und Lösungsansätze
Die wachsende Sensibilisierung für die negativen Effekte des Phubbings hat in jüngster Zeit dazu geführt, dass in sozialen, pädagogischen und beruflichen Kontexten verstärkt auf bewusste Mediennutzung geachtet wird. Experten empfehlen, sogenannte "handyfreie Zonen" einzurichten - etwa während Mahlzeiten oder Meetings -, und Kommunikationsregeln offen anzusprechen. Auch technische Maßnahmen wie das Deaktivieren von Push-Nachrichten oder die Nutzung von Konzentrations-Apps können helfen.
Fazit
Phubbing ist kein harmloses Randphänomen digitaler Gesellschaften, sondern Ausdruck eines tiefgreifenden Wandels im menschlichen Kommunikationsverhalten. Wer dauerhaft auf das Display statt auf sein Gegenüber blickt, riskiert soziale Entfremdung und emotionale Distanz. Ein bewusster, reflektierter Umgang mit dem Smartphone im zwischenmenschlichen Miteinander ist deshalb essenziell - nicht nur für das persönliche Wohlbefinden, sondern auch für das gesellschaftliche Zusammenleben.