Run auf "Zoom": Was taugt der Dienst für Videokonferenzen?

Es gibt unzählige Programme und Apps, die Nutzern ermöglichen, Videokonferenzen oder -Chats zu veranstalten, um während der Corona-Isolation ihre Gesundheit zu schützen. Besonders angesagt ist derzeit "Zoom".
"Zoom" hier, "Zoom" da: Wer sich während der Corona-Krise mit dem Thema Videokonferenzen und Videoanrufen auseinandersetzt, der kommt an dem Dienst derzeit kaum vorbei. Das Tool zum Abhalten digitaler Meetings und Konferenzen ist gerade in aller Munde. Doch was hat "Zoom" eigentlich zu bieten, wie viel kostet der Spaß und wie sicher ist das Tool?
Bis zu 1.000 Teilnehmer
Während viele Chat-Tools nur auf private Gespräche oder kleine Gruppen ausgelegt sind, bietet "Zoom" Videokonferenzen mit bis zu 1.000 Teilnehmern - und ist damit besonders auf Unternehmen ausgelegt. Videomaterial lässt sich mit einer Auflösung von 720p übertragen, es gibt Vollbild- und Galerie-Ansichten, Warteräume, mehrere Teilnehmer können ihre Bildschirme gleichzeitig teilen, Dateien können freigegeben werden und auch sonst bekommen Nutzer zahlreiche Funktionen, die gerade im Business-Umfeld praktisch sind. So können Konferenzen beispielsweise auch aufgezeichnet und später geteilt werden und die digitalen Meetings lassen sich leicht planen.
Das Ganze hat aber auch seinen Preis. In einer deutlich eingeschränkten, kostenlosen Variante lassen sich nur Konferenzen mit bis zu 100 Teilnehmern hosten. Während Chats unter vier Augen auch hier zeitlich unbegrenzt möglich sind, gibt es bei Gruppenbesprechungen ein Limit von 40 Minuten. Je nach gebuchtem Service erhöht sich der Funktionsumfang. Um etwa das Zeitlimit aufzuheben, müssen Nutzer mindestens ein "Pro"-Paket für rund 14 Euro im Monat buchen. Je nachdem, welche zusätzlichen Funktionen gewünscht sind, kann das Ganze jedoch deutlich teurer werden. Ein "Enterprise"-Paket mit bis zu 1.000 Teilnehmern liegt etwa bei rund 103 Euro monatlich.
Sicherheitsbedenken
Zwar bietet "Zoom" laut eigenen Angaben SSL- und zusätzliche 256-Bit-Verschlüsselung, aber das Tool geriet in den vergangenen Wochen verstärkt in die Kritik. Der Landesdatenschutzbeauftrage von Baden-Württemberg, Stefan Brink (54), warnt laut dem "SWR" vor schweren Sicherheitslücken und forderte Schulen dazu auf, auf eine Nutzung von "Zoom" zu verzichten. Man behalte sich vor, in Stichproben den derzeitigen Ablauf des Unterrichts zu kontrollieren. Sollte das Tool dennoch genutzt werden, könnten demnach auch Untersagungen oder rechtliche Verwarnungen erteilt werden. Der Südwestrundfunk hatte zuvor berichtet, dass eine "Zoom"-Konferenz einer achten Klasse in Freiburg gehackt worden und pornografisches Material verbreitet worden sei.
Zwölf Videokonferenz-Tools für jeden Zweck
Amazon Chime
Der Videokonferenz-Dienst Amazon Chime ist Bestandteil der Amazon Web Services (AWS). Sämtliche Funktionen der Pro-Version können Sie 30 Tage lang kostenlos testen. Auch, wenn Sie die kostenpflichtige Pro-Version nicht nutzen sollten, können Sie mit der kostenlosen Basisversion Amazon Chime Basic unbegrenzt arbeiten. Sie können diese jederzeit mit Amazon-Chime-Pro-Funktionen erweitern. Sie zahlen nur für Module, die von Ihnen genutzt werden. Die direkten Konkurrenten von Amazon Chime Pro sind Cisco Webex und Skype for Business. Für die Nutzung auf Tablets und Smartphones sind entsprechende Apps verfügbar.Bitrix24
Mit Bitrix24 können Sie Ihre Aufgaben und Projekte online managen und deren Daten in der Cloud speichern. Gleich, ob Gruppen-Chats, Videoanrufe oder Videokonferenzen - die Software macht es möglich. Sowohl Einzelpersonen als auch kleine Firmen mit weniger als 13 Mitarbeitern können den Tarif "Free" wählen und den Service dauerhaft kostenlos nutzen. Ansonsten können Unternehmen aus verschiedenen Tarifmodellen auswählen. Aufgrund der aktuellen Coronakrise wurde die Obergrenze von Bitrix24 bei der Nutzerzahl im kostenlosen "Free"-Tarif vorübergehend aufgehoben. Es können zurzeit also beliebig viele Nutzer mit Bitrix24 kostenlos arbeiten.Microsoft Teams
Microsoft Teams ist eine Software zum Chatten mit anderen Nutzern. Die Chatsoftware unterstützt nicht nur Einzel- und Gruppenchats, sondern auch Telefonanrufe und Videotelefonie. Auch Microsoft kommt Nutzern in der Coronakrise entgegen. Die Software ist Teil von Office 365 und daher normalerweise kostenpflichtig. Wegen Corona können Sie Teams kostenlos bis zum Januar 2021 nutzen.Mikogo
Mikogo ist eine Videokonferenzlösung des Unternehmens Snapview. Der Schwerpunkt der Software liegt bei der Informations-Präsentation für bis zu 25 Personen. Audiodaten können sowohl über das Internet als auch über eine Telefonleitung übertragen werden. Um an einer Konferenz teilzunehmen, reicht ein Web-Browser aus. Es ist aber auch spezielle Software für Android, iOS, macOS und Windows erhältlich. Die Anmeldung bei Mikogo ist kostenlos. So können Sie beispielsweise VoIP nutzen. Wenn Sie die Pro-Version einschließlich aller Funktionen kennen lernen möchten, können Sie diese 14 Tage kostenlos testen.Skype
Mit dem Videochattool von Microsoft lassen sich Videoanrufe für Gruppen bis zu zehn Teilnehmern kostenlos durchführen. Die Bedienung von Skype ist recht einfach. Was größtenteils fehlt, sind typische Business-Funktionen. Diese gibt es nur in Teams. Unternehmen können entweder eigene Server für den Dienst nutzen oder Office 365 verwenden.Gotomeeting
Die Gratis-Variante der Citrix-Software Gotomeeting gibt es über die Testversion. Letztere dürfen Sie zunächst 14 Tage kostenlos nutzen. Zwischenzeitlich wurde der Videokonferenzdienst von Logmein gekauft. Seitdem ist dieses Unternehmen für den Betrieb dieser Lösung zuständig. Mit der Variante Gotomeeting Starter können Sie Videochats ausführen und Daten mit bis zu zehn Teilnehmern gleichzeitig teilen. Die kostenpflichtige Pro-Version enthält viele zusätzliche Funktionen für die Durchführung von Videokonferenzen. Das voll entwickelte Konferenzsystem unterstützt bis zu 250 Zuschauer. Die Version erlaubt gemeinsames Bearbeiten auf dem Monitor, Bildschirmteilung und Textnachrichten. Zudem können Teilnehmer per Telefon teilnehmen.Webex
Webex stammt von Cisco und steht im Wettbewerb mit Citrix Gotomeetings. Beide Videokonferenztools bieten nahezu gleichwertige Videokonferenz-Funktionen. Zu den professionellen Funktionen gehören Whiteboarding, Desktop-Sharing und ein gemeinschaftliches Desktop-Management. Es lassen sich Meetings bis zu 100 Teilnehmern per Fernzugriff auf deren Computer organisieren. Kostenlos ist die Nutzung von Cisco Webex normalerweise nur für einen einzigen Nutzer. Zurzeit dürfen wegen der Coronakrise aber bis zu 100 Nutzer eines Unternehmens das Videokonferenztool bis zu 90 Tage kostenlos nutzen. Zeitliche Nutzungseinschränkungen bestehen nicht. Für Firmen gilt das Angebot 90 Tage. Danach wird die Nutzung in Form eines Abonnements kostenpflichtig. Hierzu besteht allerdings keine Verpflichtung.Tiny Chat
In der Online Video Chat Community " Tiny Chat" können Sie mit zwei Klicks Video-Chaträume erstellen, ohne sich registrieren zu müssen. Wer zusätzliche Vorteile genießen und die Werbung verbannen möchte, greift zur Pro-Version.Vsee
Der Clouddienst Vsee zur Erstellung von Videokonferenzen ist in der Basisversion kostenlos. Hier kann sogar der Bildschirm geteilt werden. Die App ist nicht nur für Windows und macOS, sondern auch für iOS-Geräte verfügbar. Für die professionelle Nutzung fällt nach der kostenlosen Testphase eine Gebühr von rund 49 Dollar pro Monat an. Daten werden in der Anwendung verschlüsselt und können auch ausgetauscht werden.Own Cloud
Die Open-Source-Lösung " Own Cloud" erlaubt die Erstellung privater Cloud-Umgebungen, in der verbundene Nutzer Videos, Fotos und Dokumente sowie Kontakte und Termine speichern und untereinander teilen können. Die Lösung enthält zudem mit Spreed ein Videokonferenz-Tool. Own Cloud bietet somit die Möglichkeit, auf Open-Source-Basis ein eigenes Videokonferenzsystem aufzubauen.Remobo
Kostenlos ist auch das Tool Remobo. Damit lassen sich Datenverbindungen direkt über das Internet aufbauen. Neben dem Austausch von Daten können auch Rechner und Videokonferenzen ferngesteuert werden. Die Kommunikation erfolgt über eine verschlüsselte Leitung. Remobo ist sowohl für macOS als auch für Linux-Varianten erhältlich. Nach der Installation des Tools muss der Anwender ein Benutzerkonto erstellen. Bei der Einrichtung wird er durch einen Assistenten unterstützt.Rainbow
Die cloudbasierte Lösung Rainbow stammt von Alcatel-Lucent. Mit ihr können Kunden und Mitarbeiter alle Aktivitäten per Audio- oder Videoanruf oder per Chat abwickeln. Rainbow ist in vier Varianten verfügbar: Neben der kostenlosen Essential-Version gibt es die Business-Version für zwei Euro pro Nutzer im Monat sowie die Enterprise-Version, die monatlich vier Euro pro Nutzer kostet. Für große Unternehmen steht zudem eine Enterprise-Conference zur Verfügung, die mit 232 Euro jährlich zu Buche schlägt. In der größten Variante ist jetzt die gleichzeitige Kommunikation von bis zu 50 Konferenzteilnehmern möglich. Bisher waren es lediglich 30 Teilnehmer.
Zwei mögliche Alternativen
Kürzlich hat Google angekündigt, seine Konferenzlösung "Google Meet" für alle Nutzer kostenlos verfügbar zu machen. Die Bereitstellung soll in den kommenden Wochen schrittweise erfolgen. Laut dem Konzern sollen anfallende Daten weder für Werbung verwendet noch an Dritte weiterverkauft werden. Videokonferenzen werden verschlüsselt übertragen - und gespeichert, wenn diese für eine spätere Verwendung vom User aufgezeichnet werden. Besonders für Schulen interessant ist beispielsweise auch die Plattform "BigBlueButton", die für Lehrer entwickelt wurde, damit diese ihr Wissen möglichst unkompliziert an ihre Schüler weitergeben können.