Impftermine über das Internet: nützlich oder unnötig?
Ärzte, die Impftermine zu vergeben haben, melden sich heute häufig auch über diverse Messengerdienste. Angebot und Nachfrage machen es Anwendern jedoch schwierig.
Das Problem der Impftermine
Seit die Impfkampagne im Zuge der COVID-19-Pandemie läuft, existieren auch diverse Probleme: Impfwillige müssen Termine im letzten Moment absagen, Lieferungen sind nicht immer zu 100 Prozent garantiert, Ärzte ertrinken in einer Flut von Anfragen und kommen daher in Verwaltungsschwierigkeiten. Dabei existieren Dienste, die Termine via Internet vermitteln, schon seit längerer Zeit. Unter Doctlib und Jameda finden Interessenten gleich zwei dieser Angebote.
Außerdem gibt es noch das Telefon - aber die Nummer 116 117 beispielsweise vergibt nur Test- und keine Impftermine. Impftermine sind gleichzeitig aber selten und meist sofort ausgebucht, sobald sie auf einem der etablierten Portale auftauchen. Hunderte bis Tausende Personen pro Termin ergeben rechnerisch nun einmal einen Engpass. Die Dienste geraten also an ihre Grenzen und für die Suchenden ebenso wie die Ärzte steigt der Frust.
Bestimmte Portale wollen es besser machen: Unter Sofort-Impfen oder im Telegram-Kanal "Corona Impftermine" wird ein schnelleres Finden von Impfterminen versprochen. Der Vorteil: Impfbereite müssen sich nicht selbst kümmern, sondern werden automatisch informiert, sobald eine Stelle in der Umgebung frei ist. Ein ähnlicher Dienst ist unter Impf-Finder zu finden, wobei sich dieser noch im Aufbau befindet.
Wie funktioniert die Impfung via Telegram?
Zunächst benötigen Sie Telegram auf Ihrem Smartphone (wobei nach der ersten Verknüpfung mit dem Smartphone die Nutzung auf dem PC oder Notebook ebenfalls möglich ist). Installieren Sie dann die App "Corona Impftermine", die von Max Ritter geschrieben wurde. Anschließend treten Sie einem von aktuell etwa 20 Kanälen bei - sortiert sind diese nach Städten. Wohnen Sie beispielsweise in München und treten dort dem Kanal bei, schickt Ihnen Telegram eine Nachricht, sobald ein Termin vor Ort zu vergeben ist.
Zaubern kann die App natürlich nicht. Um an ihre Daten zu kommen, durchsucht die App die bereits angesprochenen Seiten Doktolib und Jameda, außerdem kommen noch diverse Kliniken, Gesundheits- und Impfzentren, Hausärzte und weitere Quellen hinzu. Selbst den Impfstoff können Sie sich aussuchen, sodass Sie beispielsweise Ihre Suche auf Frankfurt und Moderna beschränken. "Geheime" Termine bekommen Sie hier nicht, prinzipiell sind alle Termine öffentlich verfügbar - das Smartphone nimmt Ihnen aber die manuelle Arbeit ab.
Das Problem der Großstädte
Beim Selbsttest fällt leider ein Problem auf: Der Dienst wird Opfer des eigenen Erfolges. Je größer die Stadt, desto mehr Menschen tummeln sich in den Kanälen. Wenn in München beispielsweise 8.000 Menschen im entsprechenden Stadtkanal warten, sind neu kommunizierte Termine extrem schnell vergriffen. Irgendjemand hat zwar immer Glück und schlägt schnell genug zu, doch die Wahrscheinlichkeit, dass gerade Sie es sind, ist klein. Die meisten Termine sind nach einer Minute oder in noch kürzerer Zeit vergeben. Als kleiner Nebeneffekt dürfte dies bedeuten, dass reguläre Nutzer von Plattformen wie Doctolib wahrscheinlich gar keine neuen Termine mehr finden.
Theoretisch kann dieser Sache Einhalt geboten werden, wenn mehr Impfstoff produziert und geliefert wird. Wann das passiert, ist aber schwer voraussehbar. Daher lautet unser Urteil: Der Dienst funktioniert gut - vielleicht zu gut.
Alternative sofort-impfen.de
Eine andere Lösung, die aber einen ähnlichen Effekt haben dürfte, finden Sie unter Sofort-Impfen. Dort tragen Sie sich über E-Mail und Postleitzahl ein, im Hintergrund steht ein Non-Profit-Unternehmen. Dieses verbindet Hunderte von Ärzten und die Impfwilligen miteinander. Wenn ein Termin frei wird, bekommen Sie eine E-Mail. Alle freien Termine melden Ärzte bei dem Dienst, welcher diese dann an die Suchenden weitergibt. Das Prinzip im Hintergrund ist also ähnlich wie beim Telegram-Kanal, nur die verwendete Software unterscheidet sich.
Die Schwäche von Telegram wird jedoch ebenfalls übernommen: Es handelt sich nicht um eine Warteliste, sondern um eine Lösung, die ebenfalls nach "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" funktioniert. In den großen Städten werden Sie also wieder einmal auf viel Konkurrenz stoßen.
Fazit: Was bringen die Impfdienste?
Das Problem sind nicht die Dienste, sondern der zur Verfügung stehende Impfstoff und die Auslastung der Ärzte. Den Kampf, den Sie auf den genannten Plattformen führen, können Sie aktuell nur mit Glück gewinnen. Wir würden uns daher nicht zu viel versprechen - egal, mit welchem Dienst Sie es versuchen. Erst eine Verbesserung der Infrastruktur im Hintergrund wird eine Lösung für alle Impfwilligen sein.