Welche KI-Suchmaschine passt zu Dir?
Neue KI-Suchmaschinen mischen den Markt auf: Sie kombinieren Sprachmodelle mit präziser Echtzeit-Recherche. Wir zeigen Dir, was sie besser machen – und wo ihre Schwächen liegen.
Suchmaschinen gehören längst zu unserem digitalen Alltag. Egal ob Du eine günstige Unterkunft für Deinen Städtetrip suchst, Informationen für ein Schulprojekt brauchst oder endlich Dein Wunsch-E-Bike zum besten Preis finden willst – Du gibst ein Stichwort ein, drückst auf Enter, und schon liefert Dir eine klassische Suchmaschine wie Google eine lange Liste mit den dazu passenden Links.
Seit mittlerweile über 20 Jahren hat sich Google dabei als die Nummer 1 auf dem Markt behauptet – mit großem Abstand. Laut Statista hält Google in Deutschland rund 77 Prozent Marktanteil, was die Seitenaufrufe bei der Internetrecherche betrifft. Dahinter folgt, weit abgeschlagen, Microsofts Bing mit etwa 16 Prozent. Richtet man den Blick auf den weltweiten Markt, sieht es nicht anders aus: Google kommt global auf rund 79 Prozent, Bing liegt bei ungefähr 12 Prozent.
Doch seit einigen Jahren erleben wir eine spannende Wende. Neue, KI-gestützte Suchmaschinen drängen auf den Markt – und sie funktionieren grundlegend anders. Statt einfach nur Links zu Webseiten auszuspucken, liefern sie Dir direkt eine zusammengefasste, verständliche Antwort in Textform. Dies wird durch den Einsatz sogenannter Large Language Models (LLMs), also großen Sprachmodellen, ermöglicht. Dadurch entsteht oft sogar eine längere Konversation, in deren Verlauf der Anwender bereits gestellte Fragen verfeinern oder die Antworten nach seinen Wünschen anpassen lassen kann.
Der Wandel vom Chatbot zur Suchmaschine
Früher waren die Aufgabengebiete klar voneinander getrennt: Wer etwas im Internet suchen wollte, der griff auf die klassischen Suchmaschinen zurück. Und wer einen Chatbot benötigte, der hatte die Wahl zwischen mehreren unterschiedlichen Chatbots wie ChatGPT. Durch die aktuellen Entwicklungen verschmelzen diese klar abgetrennten Grenzen zunehmend. Neue Dienste analysieren Deine Fragen, greifen auf Inhalte aus dem Internet zu und werten Datenbanken aus. Dabei ziehen sie die unterschiedlichsten Quellen zurate, darunter beispielsweise Wikipedia, Videos oder Audiodateien. Im Anschluss daran präsentieren sie Dir eine kompakte, sprachlich ansprechende Antwort.
Diese Art von Suche reduziert den Aufwand für die Recherche deutlich: Du musst Dich nicht mehr durch zehn Webseiten klicken, um eine brauchbare Information zu finden. Stattdessen erhältst Du sofort eine klar strukturierte Antwort. Gleichzeitig bringt diese Veränderung nicht nur Vorteile mit sich, denn die überwiegende Mehrheit der KI-Suchdienste greift auf deutlich weniger Quellen zurück als Google oder Bing. Zudem benötigen sie meist ein paar Sekunden länger, um eine Antwort auszugeben.
Welche KI-Suchmaschine passt am besten zu Dir?
-
ChatGPT Search
Ein Paradebeispiel für diese Entwicklung ist ChatGPT. Ursprünglich wurde dieses Programm von den Entwicklern nicht dazu entwickelt, um als Alternative für Suchmaschinen herangezogen zu werden. Stattdessen war es das Ziel, gut formulierte Antworten auf möglichst viele Fragen zu liefern – unabhängig vom Thema. Aus diesem Grund arbeitete ChatGPT lange mit einem Datenstand, der nur bis Januar 2022 reichte (was für die Beantwortung der meisten allgemeinen Fragen jedoch völlig genügte).
-
Schon nach kurzer Zeit wurde OpenAI jedoch klar, dass viele Nutzer ChatGPT wie eine Suchmaschine einsetzen. Daher wurde das Angebot erweitert: Mit „ChatGPT Search“ gibt es nun eine Funktion, die den Anforderungen einer klassischen Internetsuche entspricht – mit aktuellen Inhalten.
-
Um ChatGPT Search nutzen zu können, musst Du Dich anmelden. Dies geschieht entweder mit einem kostenlosen ChatGPT-Konto oder über Deinen Google-, Apple- oder Microsoft-Zugang. Nach dem Login erscheinen neue Icons im Eingabefeld: ein Werkzeugkasten, eine Weltkugel und eine Büroklammer.
-
Aktivierst Du die Suche im Menü, kannst Du gezielt im Netz recherchieren. Für eine einmalige Recherche kannst Du auch das Weltkugel-Symbol verwenden. Um eine bereits gestellte durchgeführte Abfrage nochmals mit GPT Search zu wiederholen, klickst Du auf das Symbol „Modell wechseln“ (rechts außen) und dann auch "Im Internet suchen".
-
ChatGPT Search kombiniert Echtzeitdaten aus dem Netz mit den bereits antrainierten Sprachmodellen. Die Antworten, die Du hier erhältst, stammen also gleichermaßen aus neu recherchierten Quellen sowie aus dem bereits gespeicherten Wissen des KI-Systems.
-
Perplexity AI – schlanker und tagesaktuell
Ein anderer spannender Dienst läuft unter dem Namen Perplexity AI. Im Gegensatz zu ChatGPT arbeitet Perplexity schon in der kostenlosen Standardversion mit aktuellen Inhalten aus dem Netz. Die Entwickler betonen, dass sie bei der Recherche ihrer Suchmaschine besonderen Fokus auf die Präzision der Ergebnisse gelegt haben. Dies ist im direkten Vergleich zu ChatGPT ein echter Vorteil bei Fragen, bei denen es in erster Linie um klare Fakten geht.
-
Allerdings hat Perplexity auch eine Schwäche: Es gilt gegenüber ChatGPT als weniger kreativ. Wenn Du also Geschichten schreiben oder Gedichte generieren möchtest, solltest Du eher auf andere Lösungen zurückgreifen.
-
Perplexity bietet Dir eine ganze Reihe an verschiedenen Recherchemodi – etwa „Akademisch“, „Mathematik“, „Schreiben“, „Video“ und „Sozial“. Das Standardmodell kommt ohne weitere Kosten daher und beinhaltet drei Suchanfragen pro Tag mit der erweiterten Variante. Wenn Du Dich jedoch dauerhaft für die Pro-Version entscheidest, erhältst Du bis zu 300 vertiefte Recherchen täglich mit der doppelten Anzahl an ausgewerteten Quellen. Mit einem einfachen Schalter kannst Du zwischen beiden Varianten wechseln. Ebenfalls integriert in die Pro-Version ist der Zugriff auf Modelle wie GPT-4o, Claude 3.5 und Sonar sowie Bildgeneratoren wie DALL-E, Playground AI und SDXL. Kostenpunkt für die Pro-Variante: 20 Dollar im Monat.
-
Ein netter Bonus: Wenn Du Telekom-Kunde bist und am Treueprogramm „Magenta Moments“ teilnimmst, bekommst Du ein Jahr lang Perplexity Pro kostenlos über die Mein-Magenta-App.
-
Mistral AI – europäische KI mit Datenschutz-Fokus
Mistral AI ist ein französisches Unternehmen, das sich besonders um europäische Standards beim Datenschutz bemüht. Die Sprachmodelle Mistral 7B und Mixtral 8x7B sind Open Source, die kommerziellen Versionen laufen unter den Namen Mistral Small, Medium, Large und Embed.
-
Nach der Anmeldung kannst Du den Chatbot „le Chat“ nutzen, der (ähnlich wie ChatGPT) Fragen entgegennimmt und mit aktuellen Daten antwortet. Die Quellen werden dabei allerdings nicht direkt angezeigt. Mistral betont, dass ausschließlich lizenziertes Material verwendet wird, um Urheberrechtsverstöße zu vermeiden. Das ist ein klarer Pluspunkt für alle, die Wert auf transparente und rechtskonforme KI-Nutzung legen.
-
Bing – Mit Copilot durchs Netz navigieren
Mit Bing hat auch Microsoft längst eine KI-Suche integriert. Allerdings läuft diese nicht als eigenständiger Dienst, sondern über den sogenannten Copilot, der direkt in Bing und den Edge-Browser eingebaut ist.
-
Wenn Du Bing im Edge-Browser nutzt und eine Frage eingibst, bekommst Du neben der normalen Trefferliste ein Copilot-Symbol angezeigt. Nach einem Klick öffnet sich eine Seitenleiste mit zwei Optionen: Entweder das "Erstellen einer Zusammenfassung" oder "Dieses Thema erweitern".
-
Das funktioniert mittlerweile nicht nur in Edge. Auch in anderen Browsern wie beispielsweise Google Chrome kann Copilot integriert werden, allerdings über einen kleinen Umweg. Denn hier wirst Du nach dem Klick auf das Icon auf die Website copilot.microsoft.com weitergeleitet. Hier wird Deine Frage automatisch übernommen.
-
Darüber hinaus bietet Bing in jedem Browser den Button „Tiefe Suche“ an. Damit wird Deine Frage an ChatGPT weitergeleitet, das Dir nach ein paar Sekunden eine weiterführende Antwort liefert.
-
You.com – flexibel, aber unübersichtlich
Der Dienst You.com stammt aus den USA und bietet Dir in der kostenlosen Version einen recht einfachen, aber schnellen KI-Modus namens „Smart“. Dieser nutzt aktuelle Daten, allerdings werden hier keine Quellen angezeigt. Diese bekommst Du erst im kostenpflichtigen „Research“-Modus ausgespielt. Diese Option richtet sich insbesondere an diejenigen, die tiefgreifende Internetrecherchen durchführen wollen.
-
Neben diesen beiden gibt es bei You.com noch weitere Modi – etwa für Grafik-Erstellung, Planungsaufgaben oder Textbearbeitung. Besonders spannend: Du kannst sogar eigene Modi erstellen und dabei bestimmte KI-Fähigkeiten kombinieren.
-
You.com bietet Dir Zugriff auf mehr als 20 verschiedene KI-Modelle, darunter GPT-4, Claude 3, Gemini und noch einige mehr. Allerdings empfinden gerade Einsteiger die Benutzeroberfläche als relativ komplex. Wenn Du Dich nicht näher mit den genannten Modellen auskennst, bleibt Dir meist nur der eingeschränkte Smart-Modus.
-
Brave Search – Privatsphäre trifft KI
Die Firma Brave kennt man vor allem für ihren datenschutzfreundlichen Browser. Seit 2022 bietet sie auch eine eigene Suchmaschine an, und seit 2023 auch eine KI-Funktion namens „Leo“. Die Suchergebnisse werden hierbei auf einen Webindex bezogen, der vom Unternehmen selbst angelegt wurde.
-
Leo erreichst Du über ein kleines Symbol in der Brave-Suche, das bei Mausbewegung den Hinweis „Mit KI antworten“ zeigt. Nach Eingabe Deiner Frage bekommst Du ganz oben eine kurze Zusammenfassung des Themas, darunter die Quellen und erst dann die klassische Linkliste.
-
KI-Suche mit Google
Es liegt nahe, dass der Marktführer unter den Suchmaschinen auch ein eigenes KI-Modell ins Rennen schickt – und mit Gemini hat der amerikanische Softwaregigant diesen Schritt bereits gewagt. Doch nicht nur das: Mittlerweile wurde der Chatbot auch in die klassische Internetsuche integriert.
-
In den USA funktioniert das bereits: Du gibst eine Frage ein und bekommst sofort eine KI-generierte Zusammenfassung, darunter folgen die üblichen Links. Mithilfe der KI lassen sich auch detaillierte und personalisierte Pläne erstellen, beispielsweise Reiserouten oder Ernährungspläne. So ist es ein Leichtes, die nächste Ernährungsumstellung zu planen oder eine Route für den nächsten Trip durch Paris festzulegen, und das innerhalb kürzester Zeit.
-
Eine geplante Funktion soll künftig sogar komplexe Fragen wie „Wie repariere ich meinen Plattenspieler?“ beantworten, indem statt einer Antwort in Fließtext ein kurzes Video generiert wird. In Deutschland ist das Feature zwar noch nicht verfügbar. Doch über einen VPN-Zugang in die USA kannst Du es schon jetzt ausprobieren.