IAA Mobility 2025: Trendthema "Bidirektionales Laden" im Fokus

Die Auto-Welt blickt derzeit nach München. Unter dem Motto "It's All About Mobility" öffnete in der bayerischen Metropole am 9. September die IAA Mobility 2025 ihre Tore. Auf dem Programm stehen unter anderem auch große Trendthemen der E-Mobilität, wie zum Beispiel aktuell das bidirektionale Laden.
Der Fokus der Messe liegt im Allgemeinen auf Mobilität, nicht nur auf den neuen Modellen der großen Autobauer. So können Besucherinnen und Besucher beispielsweise neben Elektroautos auch E-Bikes oder elektrische Motorräder begutachten und selbst ausprobieren. Laut Angaben der Veranstalter war die Nachfrage nach Testfahrten schon im Vorfeld deutlich höher als bei der letzten IAA Mobility. Audi, Mercedes-Benz, Porsche und Smart sind nur einige der Marken, die sich Besucher vor Ort für eine Fahrt schnappen können.
Was ist bidirektionales Laden?
Eines der großen Zukunftsthemen dürfte das bidirektionale Laden bei E-Autos werden. Das heißt konkret: Elektrofahrzeuge können nicht nur wie bisher Strom tanken, sondern nun auch wieder abgeben. E-Autos werden so zu einer Art beweglichem Speicher, der Strom für den eigenen Haushalt oder sogar das öffentliche Stromnetz liefert. Man kann sich das Auto wie eine riesige Powerbank vorstellen.
Damit können Verbraucherinnen und Verbraucher Stromkosten einsparen und gleichzeitig einen Beitrag zur Energiewende leisten. Voraussetzung sind ein kompatibles E-Auto, eine bidirektionale Wallbox und der passende Stromtarif.
Unterschieden wird aktuell in der Regel zwischen "Vehicle-to-Load" (V2L), "Vehicle-to-Home" (V2H) und "Vehicle-to-Grid" (V2G). Bei V2L werden vom E-Auto andere Geräte mit Energie versorgt, bei V2H kann etwa erzeugter Solarstrom oder Strom aus anderen erneuerbaren Quellen mit dem Fahrzeug gespeichert und das eigene Zuhause damit versorgt werden. Mit V2G ist das Zurückspeisen ins Stromnetz gemeint. In der Zukunft können Autos im Zusammenschluss damit zu einer Art kollektivem, dezentralem Kraftwerk werden, das innerhalb von Sekunden Strom zur Verfügung stellen kann.
Große Schritte in die bidirektionale Zukunft
Eine aktuelle Analyse des Energieanbieters Eon zeigt, dass mittlerweile mehr als 225.000 in Deutschland zugelassene E-Autos "bidi-ready" sind. Sie sind also technisch für ein bidirektionales Laden gerüstet. "Das Potenzial der verbauten Akkus als Stromspeicher ist riesig: Würden 60 Prozent der Batteriekapazitäten nachts flexibel zur Verfügung stehen, hätten wir fast 8.000 Megawattstunden Energie, die kurzfristig und dezentral nutzbar wären", erklärt Filip Thon, CEO von Eon Energie Deutschland. Dies entspreche "genug Strom, um zweieinhalb Millionen Haushalte von 17:30 Uhr abends bis 5:30 Uhr am Morgen zu versorgen", was der Leistung von rund zweieinhalb großen Gaskraftwerken entspricht, die in dieser Zeit stillstehen könnten.
Als erste für den deutschen Markt stellten BMW und Eon im Rahmen der IAA Mobility jetzt eine V2G-Lösung vor. Voraussetzung dafür sind ein BMW der "Neuen Klasse", eine kompatible Wallbox des Herstellers und ein bidirektionaler Stromtarif von Eon. Filip Thon richtete auf der Eon New Energy Experience 2025, eine Veranstaltung im Rahmen der IAA Mobility, den Fokus auch auf die finanziellen Vorteile für Verbraucher. Bei dem auf der IAA vorgestellten Angebot erhalten Kunden laut Thon bis zu 720 Euro Bonus. Das entspräche einem "kostenlosen Laden" zuhause für 14.000 km Fahrstrecke pro Jahr.
Zahlreiche andere Autohersteller arbeiten ebenfalls daran, ihre E-Autos "bidi-ready" zu machen. Der ADAC, der auch mit einem Stand auf der IAA vertreten ist, berichtete etwa im Mai, dass die Zahl der Modelle, die bidirektionales Laden unterstützen, zunimmt. Der Automobilclub listet bereits Autos von Marken wie Ford, Nissan, Hyundai, Kia, Renault, Volvo, VW und weiteren.
Ich arbeite, das Auto fährt
Ein weiterer Trend der IAA: Autonomes Fahren dürfte in den kommenden Jahren immer weiter an Bedeutung gewinnen. Innovationen aus dem Bereich der selbstfahrenden Autos dürfen daher auf der IAA Mobility nicht fehlen. Besonders interessant: Unter anderem soll auf der A94 bei München ein Betriebsbereich für automatisiertes Fahren auf Level 3 (teilweise autonom) und Level 4 (vollständig autonom) eingerichtet werden.
Ab dem dritten Level agiert das Auto und der Mensch kann seine Aufmerksamkeit vorübergehend anderen Dingen als dem Straßenverkehr widmen. Man muss jedoch achtsam bleiben und auf ein entsprechendes Signal hin wieder selbst die Kontrolle über den Wagen übernehmen. Auf Level 4 kann der Wagen autonom agieren. Der Fahrer kann sich vollständig anderen Tätigkeiten widmen und beispielsweise währenddessen ein Nickerchen machen oder arbeiten. Das Fahrzeug muss dann in der Lage sein, beispielsweise sicher einen Parkplatz aufzusuchen, bevor der Mensch wieder übernimmt.