Mythen-Check: Wie gesund ist Tiefkühlkost?

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Tiefkühlkost ist in Deutschland sehr beliebt, doch wie (un-)gesund ist es wirklich? Tiefkühlkost spart Zeit, ist dafür aber ungesund. Stimmt das? Ernährungsexpertin und Autorin Veronika Pichl klärt die größten Mythen rund um die tiefgefrorenen Produkte auf.
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Tiefkühlprodukte sind schnell fertig, haben aber oft nicht den besten Ruf. Statt Vitamine seien die Lebensmittel vollgepumpt mit Konservierungsstoffen. Doch stimmt das? Veronika Pichl, Ernährungsexpertin und Autorin von "Meal Prep für Kinder" klärt auf.
Mythen-Check: Wie gesund ist Tiefkühlkost - die Fragen und Antworten:
- Wie gesund ist Tiefkühlkost?
Veronika Pichl: Tiefgefrieren ist eines der besten Konservierungsmittel für Lebensmittel. Während tiefgekühltes Obst und Gemüse teilweise sogar gesünder ist als frisches, sollte man fertige Tiefkühlgerichte jedoch etwas kritischer betrachten. Denn diese werden meist unter Verwendung von Aroma-, Farb-, und Konservierungsstoffen sowie Bindemitteln und Geschmacksverstärker. hergestellt. - Warum gilt Tiefkühlkost als so umstritten in Sachen Gesundheit?
Pichl: Tiefkühlkost ist in Sachen Gesundheit aus zwei Gründen umstritten: Zum einen wurde lange Zeit angenommen, dass die Nährstoffe in TK-Produkten durch die lange Lagerung verloren gehen. Das ist heute durch zahlreiche Studien widerlegt. Zum anderen, weil TK-Lebensmittel teilweise industriell stark verarbeitet sind. Gerade Tiefkühl-Fertiggerichte wie Pizza, Lasagne oder Pommes enthalten viele Kalorien, Fette, Salz und Geschmacksverstärker. Häufig verzehrt sind sie darum gesundheitlich tatsächlich nicht unbedenklich. - Wie schädlich sind Geschmacksverstärker und Salze?
Pichl: Sowohl Salz als auch Geschmacksverstärker sind für den menschlichen Körper nicht per sé schädlich. Und auch in Fertiggerichten werden nur die Zusätze verwendet, die in Deutschland erlaubt sind. Allerdings haben Salze, Fette und sonstige Zusätze andere Nachteile: Oft sorgen sie dafür, dass wir mehr essen, als eigentlich gut für uns wäre. Sie machen Lust auf mehr und beeinflussen das Sättigungsempfinden. In einer ausgewogenen Ernährung ist aber auch mal Platz für eine Fertigpizza. - Ist gefrorenes Gemüse und Co. genauso nährstoffreich wie frisches?
Pichl: Tiefgefrorenes Obst und Gemüse gilt als gesunde Alternative zu frischem, denn durch den schnellen Gefrierprozess bleiben die Vitamine und Mineralstoffe enthalten. Tiefkühlgemüse sollte gegenüber Dosengemüse definitiv bevorzugt werden. Oftmals hat tiefgekühltes Obst und Gemüse sogar mehr Nährstoffe als frisches Obst oder Gemüse, das bereits mehrere Tage bei Zimmertemperatur gelagert wurde. - Was ist von tiefgefrorenen Fleischwaren zu halten?
Pichl: Der Vorteil tiefgefrorenen Fleisches liegt insbesondere in seiner langen Haltbarkeit. Außerdem muss es frischen Produkten auch im Hinblick auf Qualität und Geschmack in nichts nachstehen - das gilt zumindest dann, wenn es vor der Zubereitung schonend aufgetaut wird. - Wie lange ist Tiefkühlkost haltbar?
Pichl: Das hängt davon ab, um welche Art von Lebensmittel es sich handelt. Wenn man Lebensmittel einfriert und auf den richtigen Gefrierprozess achtet, kann man Gemüse und Obst sechs bis zwölf Monate, Kräuter acht bis zehn Monate und Fleisch und Fisch drei bis zwölf Monate im Gefrierschrank aufbewahren. - Was muss man beim Auftauen beachten?
Pichl: Tiefkühl-Lebensmittel sollten immer im Kühlschrank und nicht bei Zimmertemperatur aufgetaut werden. Gerade Fleischprodukte können bei Raumtemperatur leicht verderben. Außerdem sollte das TK-Lebensmittel zum Auftauen möglichst trocken liegen. Bei Geflügel können sich im Auftauwasser Salmonellen ansammeln. Ein Behälter mit Abtropfgitter ist hier zu empfehlen. Sind die TK-Produkte einmal aufgetaut, sollten sie möglichst innerhalb von 24 Stunden verzehrt werden. Tiefkühlgemüse hingegen sollte gar nicht aufgetaut, sondern gefroren verarbeitet werden. - Was sind typische Fehler bei der Lagerung im Sommer?
Pichl: Für die langfristige Lagerung von Tiefkühlprodukten empfehlen sich Temperaturen unter Minus 18 Grad. Das Problem im Sommer ist weniger die Lagerung zu Hause, sondern mehr der Transport vom Supermarkt in die eigenen vier Wände. Werden TK-Lebensmittel bei Hitze nämlich längere Zeit im Auto vergessen oder nicht in einer entsprechenden Tiefkühl-Tasche transportiert, tauen sie bereits auf dem Heimweg auf. Das hat zur Folge, dass sich Mikroorganismen auf den Lebensmittel. ausbreiten können und sie bei der späteren Lagerung schneller verderben. - Was ist, wenn das Produkt dann zum Beispiel schon aufgetaut ist?
Pichl: Ist ein Lebensmittel einmal versehentlich komplett aufgetaut, sollte es schnell zubereitet und möglichst hoch erhitzt werden. Ist das Produkt lediglich angetaut, kann es meistens wieder eingefroren werden. Das gilt zumindest für Lebensmittel, die später erhitzt werden sollen.
Tiefkühlkost erfreut sich in Deutschland großer Beliebtheit. 2019 lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei unglaublichen 46,9 Kilogramm, so das Ergebnis einer Studie des Deutschen Tiefkühlinstituts.
Quelle: spot on news AG