Tipps zur Kommunikation mit gehörlosen Menschen
"Es gibt eigentlich nur eine große Herausforderung für uns taube Menschen - und das ist die Kommunikation", erklärt Jason Giuranna (geb. 1997). Der Moderator präsentiert die inklusive Sendung "Sehen statt Hören" im BR. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news gibt er Tipps zur Kommunikation und warnt, was Hörende unbedingt vermeiden sollten.
Etwa 80.000 Menschen in Deutschland sind nach Angaben des Deutschen Gehörlosen-Bundes (DGB) gehörlos. Der Deutsche Schwerhörigenbund (DSB) schätzt, dass etwa 19 Prozent der Bevölkerung hörgeschädigt ist. Die hörende Gesellschaft ist in der Mehrheit und blockiere oft die Kommunikation, erklärt Giuranna. "Nicht aus Absicht, sondern weil sie selten mitbedenkt, dass es uns gibt", stellt er klar. "Wenn mehr Bewusstsein da wäre, gäbe es viel weniger Barrieren im Alltag."
Immer Blickkontakt halten
In der Kommunikation mit Gehörlosen ist Blickkontakt äußerst wichtig, heißt es vom DGB. Auch Giuranna betont: "Wenn man zum ersten Mal auf eine taube Person trifft und nicht weiß, was man tun soll - bitte nicht einfach weggehen!" Stattdessen solle man dem oder der Gehörlosen eine Chance geben, "zu zeigen, wie die Kommunikation funktioniert". Denn viele taube Menschen wissen genau, wie sie sich mit Hörenden verständigen können. "Man braucht nur ein bisschen Geduld", so der Moderator.
Zugleich gibt es heute auch zahlreiche technische Hilfen: Da fast jeder ein Smartphone nutzt, lassen sich Gespräche etwa über Speech-to-Text-Funktionen oder spezielle Apps unkompliziert führen. Im Zweifel kann man einfach eintippen, was man sagen möchte. Gehörlose verstehen zudem viele alltägliche Gesten, die auch Hörende verwenden.
Mythos Lippenlesen
Ein weitverbreiteter Mythos ist es, dass gehörlose Menschen automatisch Lippen lesen können. "Aber das stimmt nicht", stellt Giuranna klar. Davon soll man auf keinen Fall ausgehen oder es für selbstverständlich halten. "Solche Erwartungen erzeugen nur Druck und Missverständnisse", so der Moderator.
Jason Giuranna steht von Kindesbeinen an auf der Bühne. Neben dem Magazin "Sehen statt Hören" moderiert er auch die Sendung "Jason und die Haustiere" für den KiKA - ebenfalls in Gebärdensprache. Am 3. und 4. November gab er sein Seriendebüt bei "Dahoam is Dahoam". In den beiden Episoden, die auch in der ARD-Mediathek abrufbar sind, gerät er im fiktiven Lansing in einige typische Alltagssituationen mit Hörenden. Darin wird deutlich, dass Kommunikation mit Gehörlosen auch ohne Gebärdensprache möglich ist.
Giuranna findet aber: "Gebärdensprache sollte eigentlich in Schulen genauso selbstverständlich unterrichtet werden wie andere Sprachen - ehrlich gesagt ist sie wichtiger als Latein oder Französisch." Informationen über Kurse für Gebärdensprache gibt es auch beim DGB. "Ich wünsche mir, dass Hörende mit uns reden - und nicht über uns, ohne uns", sagt Giuranna. "Nur wenn man miteinander kommuniziert, kann man sich wirklich verstehen."