Wie alt wirkt der Q6 jetzt schon gegen iX3 und GLC?

Der Q6 E-Tron ist längst auf dem Markt, BMW iX3 und Mercedes GLC folgen 2026. Hat sich der Audi einen Vorsprung erarbeitet oder ist er bereits abgehängt? Ein Datenvergleich.
Audis altbekannter Werbespruch lautet "Vorsprung durch Technik". Mit ihrem Q6 e-tron haben sich die Ingolstädter tatsächlich einen ordentlichen Vorsprung erarbeitet. Wenn die neuen direkten Konkurrenten BMW iX3 und Mercedes GLC mit EQ-Technologie im Frühjahr beziehungsweise Sommer 2026 auf den Markt kommen werden, hatte der Q6 schon etwa eineinhalb Jahre Zeit, sich im Segment der mittelgroßen Elektro-SUV zu etablieren. Und das gelingt ihm bislang durchaus erfolgreich: Mit 8.546 Neuzulassungen in Deutschland zwischen Januar und August 2025 war Audis E-SUV mehr als doppelt so absatzstark wie beispielsweise das BMW-Duo iX3 (das Auslaufmodell) und iX zusammen (3.670 Einheiten).
Doch wenn Mitte nächsten Jahres die Karten neu gemischt werden, stellt sich zwangsläufig eine Frage: Wird der Audi Q6 E-Tron dann in technischer Hinsicht schon etwas veraltet sein? Denn mit dem neuen BMW iX3 und Mercedes GLC kündigen sich zwei absolute Hightech-Autos an, die sich als "software-defined Vehicle" (SDV) verstehen und vor allem in Sachen IT die Messlatte sehr weit nach oben legen werden. Dieser Datenvergleich soll prognostizieren, ob der Q6 dann noch mithalten können wird.
Design
Doch natürlich spielen hier auch weiche Faktoren eine Rolle. Das Design zum Beispiel, und das Thema geht der Audi Q6 E-Tron konventioneller an als seine künftigen Rivalen. Er ist zwar nur in stilisierter Form zu sehen, aber sein "Kühlergrill" verzichtet auf jene Lichtspielereien, die beim BMW iX3 und Mercedes GLC – zumindest optional – die Niere und den Grill illuminieren. Lichtspiele gibt es beim Ingolstädter freilich ebenfalls, doch die beschränken sich bei Buchung des entsprechenden Lichtpakets auf die Scheinwerfer und Heckleuchten. Der Münchner und der Stuttgarter binden dagegen größere Bereiche in die Willkommens- und Abschieds-Choreografien ein.
Abgesehen von den üblichen markentypischen Design-Differenzen finden sich Unterschiede in den Details. Während der Audi und der BMW auf Chrom verzichten, kommt das Metall am Mercedes durchaus noch zum Einsatz. Der iX3 fährt standardmäßig mit bündig in die Karosserie eingelassenen Türöffnern vor, der GLC präsentiert diese gegen Aufpreis und der Audi setzt konsequent auf robuste Bügelgriffe. Aerodynamisch ist er allerdings klar im Hintertreffen: Mit einem cw-Wert von 0,28 liegt er über dem Schwaben (0,26) und deutlich über dem anderen Oberbayern (0,24), der mit seiner betont kantigen Karosserie gar nicht so windschlüpfig aussieht.
Dimensionen
Hier schenken sich insbesondere der Q6 E-Tron und der iX3 wenig: Der BMW ist etwas länger (4,78 statt 4,77 Meter), der Audi dafür einen Tick breiter (1,97 statt 1,90) und höher (1,65 statt 1,64 Meter). Beim Radstand von jeweils knapp 2,90 Meter liegen die Unterschiede im Bereich von nur acht Millimetern. Der neue GLC überragt seine Konkurrenten dagegen deutlich in der Länge (4,85 Meter) und beim Radstand (2,97 Meter). Das gilt wohl leider auch beim Leergewicht, das Mercedes für den GLC 400 4-Matic mit EQ-Technologie bislang nicht offiziell kommuniziert hat. Dem Portal "JESMB" zufolge sollen es nach EU-Richtlinie 2.535 Kilogramm sein. Zum Vergleich: Die allradgetriebenen Audi-Q6-Versionen (zwischen 2.400 und 2.425 Kilogramm) und insbesondere der BMW iX3 50 xDrive (2.360 Kilogramm) sind wahrlich keine Leichtgewichte und liegen dennoch klar darunter.
Innenraum und Platzangebot
Die Masse nicht unbedingt, aber die Maße des GLC kommen den Insassen zugute. Erste Sitzprobeneindrücke von der vergangenen IAA weisen auf einen Tick mehr Platz für die Passagiere hin als im Q6 E-Tron und iX3. Beim Gepäckvolumen setzt er sich bereits an die Spitze. Hinten bietet der Schwabe 570 bis 1.740 Liter, in den Front-Kofferraum passen bis zu 128 Liter. Damit ist der Mercedes-Frunk exakt doppelt so groß wie der des Audi, der im konventionellen Gepäckabteil 526 bis 1.529 Liter schluckt. Im Normalzustand bieten Frunk (58 Liter) und Kofferraum (520 Liter) des BMW kaum weniger Platz, dafür weist er bei umgeklappten Rücksitzlehnen und dachhoher Beladung mit 1.750 Litern sogar das größte Frachtabteil auf.
Das Interieur unserer drei Vergleichskandidaten könnte unterschiedlicher kaum sein. An einem Ende des Spektrums der BMW iX3 mit seinem betont luftig gestylten Cockpit. Am anderen Ende der Mercedes GLC, der auf die Wuchtigkeit des – optional – größten je in einem Modell der Marke verbauten Bildschirms setzt. Irgendwo dazwischen siedelt sich der Audi Q6 E-Tron an, der seine Monitore klassisch im Armaturenbrett verteilt. Ansonsten gibt es auf Wunsch nachhaltige – weil recycelte – Materialien im Audi und BMW, während der Mercedes sogar mit einem zertifizierten Vegan-Innenraum ausgerüstet werden kann. Ambientebeleuchtungen, die bei Bedarf Lichtshows inszenieren, gibt es in allen drei Modellen. Und Panorama-Glasdächer, wobei nur der Mercedes seins aufpreisfrei an Bord hat.
Bedienung
Die Bedien- und Bildschirm-Konzepte des Elektro-SUV-Trios verdienen aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit eine besondere Betrachtung, denn der BMW und der Mercedes gehen auf ihre Weise sehr radikale Wege. Der iX3 kombiniert das neue "BMW Panoramic iDrive" mit einer "BMW Panoramic Vision" genannten und 1,10 Meter breiten Anzeigenleiste am unteren Rand der Windschutzscheibe und ergänzt das Konzept um einen zentralen 17,9-Zoll-Bildschirm sowie ein optionales 3D-Head-up-Display. Wer den GLC mit dem aufpreispflichtigen MBUX-Hyperscreen bestellt, erhält einen 99,3 Zentimeter langen Bildschirm, der sich in Bezug auf sein optisches Erscheinungsbild umfangreich individualisieren lässt. Und der Audi? Er bietet mit seinem MMI-Panorama-Display im "Curved Design", das das 11,9 Zoll große "Virtual Cockpit" und das 14,5-Zoll-MMI-Touch-Display zusammenfasst, sowie seinem optionalen Beifahrer-Display (10,9 Zoll) einen im Vergleich eher konservativ anmutenden Kompromiss.
Doch trotz der Monitor-Flut wollen die drei süddeutschen Elektriker in erster Linie per Sprache bedient werden. Hier sind sie sich wieder weitgehend einig, denn jeweils warten in den Tiefen der Hard- und Software-Architektur persönliche Assistenten, die über das übliche "Hey + Markenname"-Kommando aufgeweckt werden und daraufhin nicht nur Einstellungen tätigen und Funktionen ausführen, sondern auch Wissenswertes beisteuern. Dabei kommt natürlich jeweils Künstliche Intelligenz zum Einsatz, wobei Audi und Mercedes dabei unter anderem auf ChatGPT setzen. Welches der drei Systeme im Alltag besser oder schlechter funktioniert, lässt sich freilich erst nach intensivem Ausprobieren in einem realen Testwagen beurteilen.
Plattform, Elektronik- und Software-Architektur
Gleiches gilt für die jeweiligen Plattformen sowie Software- und Elektronik-Architekturen, mit denen alle drei Hersteller für sich Neuland beschreiten. Audi setzt beim Q6 E-Tron auf die Kombination aus dem PPE-Baukasten (Premium Platform Electric) und der Elektronik-Architektur E3 1.2. Diese besteht aus fünf Hochleistungsrechnern (HCP), von denen jeder für unterschiedliche Funktionen zuständig ist. Als Betriebssystem dient erstmals bei einem Audi Android Automotive OS.
Ganz ähnlich sieht das Layout im iX3 aus. BMW kombiniert vier "Superbrain"-Hochleistungsrechner, von denen sich je einer um die Fahrdynamik, Fahrassistenten, Infotainment und Basis- sowie Komfortfunktionen kümmert. Das Betriebssystem "Operating System X" hat BMW selbst entwickelt. Das KI-gesteuerte MB.OS-Superhirn des Mercedes arbeitet dagegen mit extrem leistungsstarken Chips und lagert einen Großteil seiner Arbeit in die "Mercedes-Benz Intelligent Cloud" aus. Software-seitig wurden die Schwaben dabei von Microsoft und Google unterstützt. Damit all das möglichst lange modern bleibt, gibt es regelmäßige Software-Updates "over the air" – genau wie im Audi und BMW.
Antriebe und Fahrleistungen
Endlich harte Fakten, dürften manche meinen, da wir nun zu den Antrieben kommen. Allerdings bieten der BMW und der Mercedes davon noch nicht viele, denn im ersten Schritt wurde nur jeweils eine Modellvariante mit zwei Motoren und Allradantrieb vorgestellt: Einerseits der iX3 50 xDrive mit einer Systemleistung von 345 kW (469 PS), andererseits der GLC 400 4-Matic mit 360 kW (489 PS). Noch größer ist wohl der Unterschied beim maximalen Drehmoment, das BMW mit 645 Newtonmetern beziffert und beim Mercedes dem Vernehmen nach bei etwa 800 Newtonmetern liegen wird. Im Null-auf-Hundert-Sprint ist der Mercedes nur etwas schneller als der BMW (4,3 statt 4,4 Sekunden), beim Topspeed herrscht Einigkeit (210 km/h).
Das sind allesamt Daten, die zu keiner der aktuell angebotenen Q6-Varianten so richtig passen wollen. Stellt man den Q6 E-Tron Quattro daneben, liefert das E-Motoren-Duo gemeinschaftlich "nur" 285 kW (387 PS), dafür aber ein maximales Drehmoment von 850 Newtonmetern. Da passt schon eher der SQ6 E-Tron, der im Normalfall den Leistungswert des Mercedes pariert und bei aktivierter Launch Control sogar stärker ist als dieser (380 kW/517 PS und höchstens 855 Newtonmeter). Er sprintet gleichschnell auf 100 km/h (4,3 Sekunden), darf aber im Dauerlauf schneller rennen, nämlich bis zu 230 Sachen. Im Anhängerbetrieb übertreffen sowohl beide Audi-Versionen als auch der Mercedes (2,4 Tonnen Anhängelast) deutlich den BMW (2,0 Tonnen).
Batterie, Reichweite und Ladeleistung
Hier zeigt sich wohl am deutlichsten, dass der Q6 E-Tron ein paar Monate mehr auf dem Buckel hat als die erst nächstes Jahr erscheinende Konkurrenz. Er verfügt zwar genau wie die Rivalen über eine 800-Volt-Architektur, doch an der HPC-Ladesäule gerät er spürbar ins Hintertreffen. Im Maximalfall saugt er neue Energie mit 270 kW; der Mercedes schafft bis zu 330 kW und der BMW sogar 400 kW. Entsprechend bunkert der Audi in zehn Minuten lediglich 255 Reichweitenkilometer (Q6 E-Tron Quattro; 250 beim SQ6), während es beim GLC 303 und beim iX3 satte 372 Kilometer sind. Auf der Langstrecke sparen oder kosten derlei Unterschiede richtig Zeit, weshalb sie nicht zu verachten sind. Hinzu kommt, dass der Audi im Vergleich auch die höchsten Verbrauchswerte und die niedrigste Reichweite aufweist (siehe Tabelle).
Fahrdynamik und Bremsen
Interessant ist: In Sachen Fahrdynamik verweisen alle drei Hersteller besonders auf ihre Bremstechnologie. Und toppen sich gegenseitig, wenn es um den Anteil an Rekuperation beim Verlangsamen geht – das reicht von 95 (Audi) bis 99 Prozent (Mercedes), wobei Letzterer beim Rückgewinnen der Energie Großes leistet (bis zu 300 kW, beim Audi "nur" 220 kW).
Markentypisch kehrt am ehesten BMW das fahrdynamische Potenzial des neuen iX3 nach außen, der mit seiner "Heart of Joy"-Technologie in Kombination mit der "Dynamic Performance Control" besonders reaktionsschnell unterwegs sein soll. Der Mercedes dürfte mit der optional erhältlichen intelligenten und stufenlos verstellbaren Luftfederung aus der S-Klasse eher auf der komfortablen Seite unterwegs sein, wobei ihm die Hinterachslenkung in Sachen Agilität helfen dürfte. Der Audi verknüpft sein passives Dämpfungssystem FSD (Frequency Selective Damping) optional mit einer adaptiven Luftfederung und findet einen geschmeidigen Kompromiss zwischen Komfort und Dynamik; das haben erste Tests bereits gezeigt.
Fahrassistenten
Hier schlagen alle Kontrahenten ein hohes Niveau an und bieten Assistenzsysteme, die der Fahrerin oder dem Fahrer einige Arbeit abnehmen – zum Beispiel beim Ein- und Ausparken. Wobei der iX3 (sofort) und der GLC (perspektivisch) auch in der Stadt zu großen Teilen selbstständig fahren können werden. Ein Alleinstellungsmerkmal des Audi ist die Möglichkeit, über sein Licht mit der Umgebung zu kommunizieren und beispielsweise vor Gefahrenstellen zu warnen. Der Mercedes verfügt dagegen über den "Terrain Mode" für Offroad-Fahrten, bei dem die Kameratechnik die Fronthaube transparent werden lässt.
Preise, Marktstart und Produktion
Hier lassen sich bisher nur der Audi und der BMW beurteilen, denn die Preise für den neuen GLC gibt Mercedes erst später bekannt. Doch schon die Oberbayern lassen aufhorchen, denn auf den ersten Blick entsteht der Eindruck, dass entweder der ab 68.900 Euro erhältliche iX3 50 xDrive ein Schnäppchen ist oder der Audi Q6 E-Tron überteuert angeboten wird. Als Quattro kostet er mindestens 74.700 Euro, für den SQ6 E-Tron verlangt Audi sogar 93.800 Euro. Zeugt das von einem erstarkten Ingolstädter Selbstbewusstsein oder von einer Art Hybris aufgrund der eingangs beschriebenen Vorreiterrolle?
Ausstattung
Um die Summen einzuordnen, muss man einen genauen Blick auf die Ausstattungslisten werfen, und hier verfolgt Audi einen ungewöhnlichen Weg: Viele Features sind zwar Sonderausstattungen, kosten allerdings – zumindest vorerst – nichts extra. Dazu zählen unter anderem Sportsitze, ein Sportlenkrad, das Beifahrer-Display, die Matrix-LED-Scheinwerfer, diverse Assistenzpakete oder das S-Sport- sowie adaptive Luftfahrwerk. Das kann sich im Laufe der Zeit allerdings ändern oder Kosten können durch nachträgliche Abomodelle entstehen.
BMW geht die Sache beim iX3 etwas klassischer an, wobei die Grundausstattung durchaus reichhaltig bestückt ist. Das Panoramic iDrive und der zentrale Bildschirm sind aufpreisfrei an Bord; ebenso 20-Zoll-Räder, LED-Scheinwerfer inklusive Fernlichtassistent, Sitzheizung, Zweizonen-Klimaautomatik und Keyless-Go samt Digitalschlüssel. Hinzu kommt das reichhaltig bestückte Assistenzpaket, das – um es auf ein ähnliches Niveau zu bringen – beim Mercedes wohl ziemlich teuer werden dürfte. Beim GLC steht bislang immerhin fest, dass Voll-LED-Scheinwerfer, Chromzierleisten, eine Dachreling und das Panoramadach zur Basisausstattung zählen werden. Das Letztgenannte lässt sich übrigens üppig mit Transparenzfunktionen und Lichtspielen aufrüsten – gegen Aufpreis, versteht sich.