Bleifuß-Fahren gut für Akku? Doch nicht, sagt Aviloo

Eine neue Studie ließ den Schluss zu, dass starkes Beschleunigen gut für E-Auto-Batterien wäre. Das stimmt nicht, sagen die Akku-Diagnostiker von Aviloo.
Die wissenschaftliche Studie mit dem Titel "Dynamic Cycling Enhances Battery Lifetime" hatte in den vergangenen Wochen für Aufmerksamkeit gesorgt. Es ging darum, dass die Wissenschaftler unterschiedliche Belastungsszenarien von Batteriezellen untersuchten – zum einen sogenannte Konstantstrom-Zyklen, zum anderen dynamische Lade- und Entladeprofile. Die zentrale Erkenntnis: Labortests mit konstantem Strom beschleunigten die Alterung, reale Fahrprofile waren dagegen dynamischer und schonender für die Batterie.
Niedrige Verbräuche sind essenziell
Wer nun allerdings daraus ableitet, dass dynamisches Fahren den Akku länger leben lässt, der irrt. Das sagen jedenfalls die Batteriediagnose-Spezialisten von Aviloo. Um die Auswirkungen des Fahrverhaltens auf die Batteriealterung fundiert zu bewerten, führte Aviloo eine groß angelegte Feldstudie mit 402 Fahrzeugen desselben Modells und Batterietyps durch. Erfasst wurde unter anderem der Energieverbrauch in kWh pro 100 Kilometer – ein entscheidender Indikator für den Stress, dem eine Batterie ausgesetzt ist.
CTO Nikolaus Mayerhofer erläutert: "Wer effizient fährt, spart im Lebenszyklus rund zehn Prozent Energie. Damit entsprechen 100.000 Kilometer bei sparsamer Fahrweise in etwa der Batteriebelastung von 110.000 Kilometern bei aggressivem Fahrstil."
Aus dem höheren Energieverbrauch sportlicher Fahrweise ergeben sich mehrere nachteilige Effekte: mehr Ladezyklen, intensivere Beanspruchung des Akkus und dadurch beschleunigte Alterung. Peter Bednarik, Leiter Forschung & Datenanalyse bei Aviloo, stellt klar: "Die Studie bezieht sich auf Prüfmethoden im Labor, nicht auf das Verhalten von Autofahrerinnen und -fahrern im Alltag. Ein sportlicher Fahrstil wirkt sich nachweislich negativ auf die Batterie aus."
Empfehlungen für eine längere Batterielebensdauer
"Fakt ist: Wer mehr verbraucht, belastet die Batterie stärker. Das lässt sich nicht schönreden", so Bednarik. Aviloo empfiehlt folgende Maßnahmen für einen schonenden Umgang mit der Hochvoltbatterie Ihres Elektroautos:
- Fahrweise: Vorausschauend, gleichmäßig und energiesparend fahren
- Vorkonditionierung: Nur im angesteckten Zustand aktivieren
- Ladezustand: Hohe Ladezustände (> 80 %) bei längeren Standzeiten vermeiden
- Schnellladen: Nur bei tatsächlichem Bedarf nutzen
- Parktemperatur: Extreme Hitze oder Kälte beim Abstellen möglichst vermeiden
Medien deuteten Ergebnisse falsch
Mehrere Medien-Berichte legten nahe, dass sportliches oder "dynamisches" Fahren die Lebensdauer von Traktionsbatterien in Elektrofahrzeugen um bis zu 38 Prozent verlängern könne. Diese Aussage bezieht sich jedoch ausschließlich auf Testmethoden in der Forschung – nicht auf das Fahrverhalten von E-Auto-Nutzern. Der Rückschluss, sportliches Fahren im Alltag könne sich positiv auf die Batterielebensdauer auswirken, ist laut Aviloo fachlich nicht haltbar.