Renault und Honda holen auf

Mercedes ist auf dem Motorenmarkt immer noch der Klassenprimus. Doch die Gegner holen auf. Ferrari bei der Leistung, Renault bei der Fahrbarkeit, Honda bei der Zuverlässigkeit.
Ferrari hat über den Winter von der Leistung her noch einmal aufgeholt. Kein Wunder. Die Italiener haben sich wieder in Brixworth bedient. Der Ferrari- und Mercedes.Motor haben mittlerweile einige Gemeinsamkeiten, die kein Zufall sein können.
Ferrari startete in die Testfahrten mit Vibrationsproblemen, Ölschwund und Ärger im Benzinsystem. Das führte zu mehreren Motor-Wechseln. Da helfen auch die Dementis der Presseabteilung nichts. Erst ab dem sechsten Testtag war eine modifizierte Einheit in den Autos von Ferrari, HaasF1 und Sauber. Und exakt ab da spulten auch die Ferrari-Teams Distanzen von 100 Runden und mehr pro Tag ab.
Mercedes als Kilometerfresser
Das Werksteam von Mercedes setzte an den 8 Testtagen von Barcelona 2 Motoren ein. In der zweiten Woche war eine Antriebseinheit im Auto, die näher an dem ist, was in Melbourne zum Einsatz kommt. Der erste Motor spulte 3.142 Kilometer ab, der zweite 2.882 Kilometer. Der nachgebesserte Ferrari-Motor schaffte 1.997 Kilometer an drei Tagen.
Die Mercedes.Kunden mussten sich mit jeweils einem Motor für die 8 Testtage begnügen. Williams erzielte mit 3.985 Kilometern den Distanzrekord. Force India kam auf 3.626, Manor auf 2.253 Kilometer. Der Test zeigt die Marschroute von Mercedes. Eine Antriebseinheit muss 5 GP-Wochenenden überstehen können. Obwohl es für die 21 Rennen 5 Motoren pro Fahrer gibt.
Renault hat 35 PS in der Hinterhand
Bei Renault hellten sich die Gesichter auf. Das Werksteam setzte für die 3.612 Kilometer zwei Motoren ein. Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme, nachdem am zweiten Tag der Turbolader gestreikt hatte. "Wir hätten die 8 Tage auch mit einem Motor geschafft", verrät Einsatzleiter Alan Permane. Von Red Bull sind uns keine Schäden und kein Motorwechsel bekannt. Das wären dann 3.803 Kilometer.
Eines machte Barcelona deutlich: Der Renault V6-Turbo ist deutlich standfester und fahrbarer. Der Leistungsgewinn fiel noch bescheiden aus. Für die Ausbaustufe beim GP Kanada sind 35 PS angekündigt. Red Bull erhofft sich davon eine Steigerung um 6 Zehntel. Teamchef Christian Horner verspricht: "Der Sprung soll so groß sein, wie ihn letztes Jahr Ferrari gemacht hat." Renault soll noch ausreichend Token in der Hinterhand haben.
Auch Honda machte Fortschritte. In der ersten Woche gingen noch 2 Motoren über den Jordan. Doch das war das Basismodell. Ab dem fünften Testtag kam die Melbourne-Spezifikation zum Einsatz. Sie schaffte 2.109 Kilometer. Für Honda ein neuer Rekord. Die Fahrer können jetzt über die gesamte Runde Elektrokraft boosten.
Der Honda V6-Turbo muss aber noch an Leistung zulegen. "Ein bisschen wird vor Melbourne noch von der Software herkommen", verspricht McLaren-Teamchef Eric Boullier. Honda will mittlerweile das Geheimnis des Mercedes.Motors kennen. Um das zu kopieren bräuchte man mindestens 7 Token.