Ricciardo wieder nur Zweiter in Singapur
Das Bild bleibt beständig. Max Verstappen schlägt Daniel Ricciardo im Qualifying. Am Rennsonntag scheidet Verstappen aus und Ricciardo kommt auf das Podest. In Singapur hatte Red Bull von mehr als dem zweiten Platz geträumt.
Der Trainingsfreitag gehörte Red Bull. Daniel Ricciardo stürmte zu zwei Bestzeiten. Und bei den Longruns fuhren die dunkelblauen Autos in einer eigenen Liga. Auch, weil Sebastian Vettel seinen Dauerlauf mit einem beschädigten Ferrari abspulte.
Die Entwicklungsarbeit fruchtet. Neue Abweiser an den Seitenkästen und ein neuer T-Flügel beflügelten den RB13. Deshalb träumte Red Bull von der Pole-Position. Doch die entriss ihnen Sebastian Vettel. Helmut Marko sprach von einer Mischung aus Vettel-Faktor, fehlender Motorleistung und einer falschen Entscheidung seiner Fahrer, die Red Bull vom ersten Startplatz abhielten.
„Beide korrigierten mit dem Frontflügel. Weil sie sich von Vettel und Ferraris zusätzlicher Leistung in Q3 nervös machen ließen.“ Die Änderung am Frontflügel verfehlte ihre Wirkung. „Wir haben ein sensibles Auto. Zwei Ticken Frontflügel in die falsche Richtung machen viel aus.“ Dennoch hielt er zufrieden fest. „ Mercedes konnte uns nicht einmal mit ihrem Power-Modus schlagen. Dafür war unser Auto zu schnell.“
Trotz der verpassten Pole-Position sah man bei Red Bull noch nichts verloren. Mit zwei Piloten wollte man Ferrari und Vettel in die Knie zwingen. Entweder direkt am Start. Oder über die Strategie. Red Bull träumte am Sonntag vom Sieg. Den entriss ihnen nicht Vettel, sondern Lewis Hamilton.
Ricciardo beobachtet den Startcrash
Verstappen scheiterte am Start. Warum ist hinreichend bekannt. Ricciardo kam auf dem feuchten Asphalt nicht richtig von der Stelle. Ein Glücksfall. Sonst hätte es auch ihn treffen können. Der 28-Jährige aus Perth wäre bestenfalls als Fünfter in die erste Kurve eingebogen, hätte es nicht gerappelt. Hinter Vettel, Hamilton, Verstappen und Kimi Räikkönen.
Vor Fernando Alonso hätte er sich wahrscheinlich behauptet, wenn er nicht etwas den Gasfuß gelupft hätte. „Zum Glück war mein Start schlecht. So konnte ich mir von hinten ansehen, was vorne abgeht. Ich sah, dass Kimi und Max sich berührten. Ich konnte sehen, dass am Auto von Max die Funken sprühen. Ich wusste nicht, wohin er fliegt und habe schon zurückgesteckt. Dann habe ich noch Kimi fliegen gesehen.“
So kam Ricciardo als Zweiter hinter Hamilton aus der ersten Runde zurück. Die Rangfolge hielt bis zum Ende. Der WM-Vierte bekam nie eine Gelegenheit, an seinem Vordermann vorbeizuziehen. Hamilton war zu schnell. Sowohl auf nasser, als auch auf trockener Bahn. Noch nicht einmal der frischere Intermediate-Reifen half, den sich Ricciardo in der zweiten Safety Car-Phase abgeholt hatte. „Das war keine einfache Entscheidung für Red Bull, da Nico Hülkenberg noch nah genug dran war, um vorbeizuziehen. Ihr Vorteil war, dass sich Hülkenberg eine Runde später zum Reifentausch entschied“, sagen die Mercedes-Taktiker.
Besonders Red Bulls Geschwindigkeit auf den Ultrasoftreifen enttäuschte. Nichts war übrig von der starken Freitagsperformance. Das hatte verschiedene Ursachen. Erstens, so vermuten die Mercedes-Ingenieure, half den Silberpfeilen die grüne Strecke. Der Regen hatte das Asphaltband vom haftungsreichen Gummi befreit. „Mit einer grünen Strecke kommen wir besser klar als Ferrari und Red Bull. Man sieht das häufig im ersten Training.“
Singapur ein Spiegelbild für Red Bulls Saison
Den RB13 hemmten aber auch technische Gebrechen. Ein Problem mit dem Getriebe zwang Ricciardo, früh hochzuschalten. Es soll zwei Zehntelsekunden in der Runde gekostet haben. Außerdem, so heißt es von Mercedes, soll es bei Red Bull Schwierigkeiten mit den Bremsen gegeben haben. Der Reifenverschleiß war höher als angenommen. Weil das Setup nicht optimal für die wechselnden Bedingungen passte.
„Wenn ich nochmals die Chance hätte, das Setup zu bestimmen, wüsste ich, was wir anders machen müssen“, äußerte sich Ricciardo. „ Nach einer schnellen Runde konnte ich das Tempo nicht halten. Wir haben die Reifen stärker verschlissen als Lewis.“ Hamilton selbst ist vielleicht der wichtigste Faktor, warum Ricciardo nicht gewinnen konnte. Wenn Vettel ein meisterhaftes Qualifying zeigte, zeigte Hamilton ein meisterliches Rennen. Ohne den kleinsten Fehler.
Ricciardo wusste nicht so recht, ob er sich über das siebte Podest der Saison und das 25. der Laufbahn freuen soll. „Jetzt bin ich hier zum dritten Mal in Folge Zweiter geworden. Ich gewinne dieses verdammte Ding einfach nicht.“
Singapur war ein Spiegel für Red Bulls Saison. Verstappen hat im Qualifying die Oberhand. Es steht inzwischen 10:4 für den Niederländer. Im Rennen hingegen folgt Verstappen das Pech wie ein Schatten. Es war sein siebter Ausfall. Bei sechs dieser Rennen kletterte Ricciardo auf das Podest.