Die EU will die AU verschärfen

Die EU will die Abgasuntersuchung verschärfen: Erstmals könnten auch moderne Benziner eine Partikelanzahl-Messung (PN) durchlaufen, zudem stehen ältere Diesel wieder im Fokus. Was das für HU/AU, Kosten und Durchfallquoten bedeutet – und worüber TÜV und GTÜ streiten.
Seit 2023 gilt in Deutschland bei der Abgasuntersuchung (AU) für Euro-6-Diesel die Partikelanzahl-Messung (PN). Nun berichtet die Automobilwoche, dass EU-Gremien und Prüforganisationen diskutieren, das Verfahren auf weitere Antriebe auszudehnen: erstmals auf Benziner (vor allem Direkteinspritzer) und möglicherweise auch auf ältere Diesel.
Warum die Partikelzahl-Messung kommt – und wer sie will
Prüforganisationen wie TÜV und GTÜ sehen in der PN-Messung ein wirksames Mittel, defekte Abgasreinigungen und manipulierte Systeme zu erkennen. Befürworter argumentieren mit saubererer Luft, verlässlicheren On-Road-Werten und mehr Fairness zwischen Diesel und Benziner.
Der Zankapfel: ältere Diesel der Euro-5(b)-Klasse
Während der TÜV eine Ausweitung auf Euro-5b unterstützt, warnt die GTÜ vor einem schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnis: Alte Technik könne neue Grenzwerte oft gar nicht erfüllen, geeignete Retrofit-Lösungen seien unklar. Für Halter stünde damit das Risiko teurer Instandsetzungen im Raum – ohne gesicherten Zusatznutzen.
Benziner erstmals im Fokus
Neu wäre die PN-Messung für Ottomotoren, primär für moderne Direkteinspritzer. Fachleute begründen das so: Auch Benziner können im Fehlerfall erhöhte Partikelzahlen emittieren – eine reguläre Kontrolle schließe diese Lücke in der HU/AU. Bevor das greift, müssen jedoch Grenzwerte und Messverfahren festgelegt sowie Messgeräte angepasst werden.
Was auf Fahrer zukommen könnte
- Mehr Prüfaufwand bei der HU/AU: PN-Test zusätzlich zur bisherigen Abgaskontrolle.
- Mögliche Mehrkosten: Abhängig vom Umfang (zum Beispiel Software-Updates der Prüfgeräte, zusätzlicher Messschritt).
- Höhere Durchfallquoten möglich: Defekte Partikelfilter oder fehlerhafte Systeme fallen häufiger auf – wie jüngste Rückruf- und Prüfstatistiken bei Dieseln zeigen. Genau das wäre der Sinn der verschärften Untersuchungen.
- Debatte um Intervalle und Umfang: Aus Prüferkreisen kommen Forderungen nach häufigeren Hauptuntersuchungen bei älteren Fahrzeugen sowie erweiterten Checks (zum Beispiel Antriebs-Batterien und Assistenzsysteme) – das ist derzeit jedoch eine Position, kein Beschluss. Vorschläge zu jährlichen Hauptuntersuchungen hat der Bundesrat bereits im Juli 2025 zurückgewiesen.
Zeitplan und Rechtslage
Für Benziner braucht es zunächst eine klare Regelung mit Grenzwerten und normierten Messverfahren. Erst danach können Hersteller die Prüfgeräte anpassen und Prüfstellen ihre Abläufe umstellen. Ein konkretes Startdatum steht daher noch nicht fest.
So finden Halter heraus, ob sie betroffen sind
- Antriebsart und Euro-Norm prüfen: Benzin-Direkteinspritzer und Diesel mit Euro-5b/Euro-6 sind im Zentrum der Debatte.
- Servicehistorie checken: Sauberer Wartungszustand (Öl, Filter, Sensorik, Softwarestand) senkt das Risiko von Auffälligkeiten.
- Fehlerlampen ernst nehmen: Frühzeitig in die Werkstatt – vermeidet teure Überraschungen bei der HU.
Einordnung: Nutzen versus Aufwand
Die erweiterten Prüfungen könnten reale Emissionsprobleme im Bestand sichtbarer machen. Kritiker verweisen allerdings auf unklare Effekte für die Luftqualität und darauf, dass komplexe Manipulationsfälle aufwendig nachzuweisen sind. Entscheidend wird sein, wie praxistauglich und einheitlich die PN-Grenzwerte und Messprotokolle ausfallen – und wie hoch die Kosten sein werden.