BMW M760Li xDrive: Der Business-Express
Luxus trifft Leistung. BMW spendiert seinem Flaggschiff, dem Siebener, 15 Monate nach dessen Marktstart nicht nur einen mächtigen Zwölfzylinder, sondern erstmals auch den Buchstaben M. Eine Kombination, die den M760 LI xDrive zum stärksten jemals gebauten Modell der Bayern macht.
Gewöhnlich hört man eine Zwölfzylinder-Luxuslimousine nicht, wenn sie um den Häuserblock biegt. Allenfalls ein dezentes Rauschen ist zu vernehmen. Die Zeiten ändern sich, zumindest bei BMW. Der M760Li xDrive röhrt bisweilen wie ein Sportwagen, macht unmissverständlich klar: Hier kommt etwas Besonderes.
In der Tat sind schon ein dutzend Zylinder unter der Haube außergewöhnlich. Nur wenige Hersteller gönnen sich den "König des Motorenbaus" noch. Gleiches gilt auf der Kundenseite. Ihnen kommt es mehr auf Prestige und Status als auf PS oder gar Verbrauch an. Amerika und Asien gehören zu den Hauptabnehmern.
Beschleunigung wie ein Porsche
Beim Siebener BMW dürften sich Interessenten vermutlich über die seltsame Bezeichnung am Kofferraumdeckel wundern. Was macht der Buchstabe M dort? Und warum plötzlich xDrive? Das gab es vorher beim Zwölfzylinder nicht. Die Antwort: Erstmals in der Geschichte des Siebeners hat sich die Performance-Tochter M GmbH des Flaggschiffs der Marke angenommen. Herausgekommen ist ein rollender Superlativ.
Die Zwölfzylinder-Limousine markiert das oberste Ende des Produktportfolios. Nie zuvor gab es einen stärkeren BMW. 610 PS und 800 Newtonmeter an Drehmoment dürften den vorläufigen, nein, vermutlich den endgültigen Schlusspunkt im bayerischen Motorenbau setzen. Die Kraft reicht aus, um den 2,2 Tonnen schweren Luxusliner in nur 3,7 Sekunden von null auf 100 km/h zu katapultieren. Das ist bestes Porsche-Niveau. "Kein Wettbewerber spurtet schneller los", sagt der Chef der M GmbH, Frank van Meel. Nicht einmal ein leistungsstärkerer Mercedes-AMG S65 kann hier mithalten, ihm fehlt der Allradantrieb.
Einen BMW M7 wird es nicht geben
BMW setzt seit einigen Jahren zwischen dem reinen M-Modell und dem jeweils stärksten Modell der Kernmarke eine Art Brückenglied. Beim Fünfer ist dies zum Beispiel der M550i unterhalb des M5. Beide gehen noch dieses Jahr in den Markt. Beim Siebener jedoch gibt es und wird es keinen M7 geben.
"Unsere Kunden würden die dann doch sehr sportliche Positionierung des Fahrzeugs vermutlich nicht gutheißen", sagt Timo Resch, Leiter Produktmanagement für die großen Baureihen bei BMW. Folglich markiert der M760Li xDrive das Spitzenmodell der Baureihe und wird ausschließlich mit langem Radstand und Allradantrieb angeboten.
Wahl zwischen Performance und Excellence
Ungewöhnlich für einen Siebener ist die Optik, die manchem Kunden sicher zu sportlich erscheinen wird. Kein Chrom, riesige Lufteinlässe, blaue Bremssättel, mächtige, schwarz lackierte 20-Zoll-Räder und M-Logos an Flanke und Heck. Wählt man dann noch einen Mattlack hinzu - wie die zur Verfügung gestellten Testwagen - fehlt es dem Luxusliner an der klassenüblichen Eleganz.
"Für diese Kunden haben wir die Excellence-Version", sagt Resch. Bei ihr spielt Chrom die Hauptrolle, die Frontschürze ist dezenter und M-Badges sind nirgends zu sehen. Lediglich die V12-Embleme an C-Säule und Kofferraumdeckel sowie die Vierrohr-Abgasanlage weisen darauf hin, dass hier jemand mindestens 166.900 Euro ausgegeben hat. Das klingt nach viel, andere wiederum sehen das als Schnäppchen an. Der BMW ist unter den Zwölfzylindern dieser Welt das günstigste Angebot.
Zwei Autos in einem: Luxuslimousine und Sportwagen
In seinem Segment dürfte der M760Li xDrive gleichzeitig der Sportlichste sein. Den Ingenieuren gelang eine einzigartige Kombination aus Fahrdynamik, Geschmeidigkeit, Laufkultur und Langstreckenkomfort. Mehr geht nicht, möchte man meinen, wenn draußen die Landschaft vorbeifliegt. Der M760 scheint über dem Asphalt zu schweben, und kann gleichzeitig fast so handlich wie eine kompakte Sportlimousine um die Kurven fegen, trotz seines hohen Gewichts.
Diesen Spagat schafften die Münchener mittels adaptiver Luftfederung, elektromechanischer Wankstabilisierung, Integral-Aktivlenkung sowie mitlenkender Hinterachse. Gerade aus engen Biegungen heraus merkt man deutlich, wie die hinteren Räder sich bemühen, das Heck herumzuziehen. Andererseits: Welcher Kunde dieser Klasse prügelt seine Luxuslimousine jemals wie ein Rennfahrer ums Eck?
Höchstgeschwindigkeit laut Werk: 305 km/h
Er wird eher die unglaubliche Souveränität des Zwölfzylinders genießen wollen. Bereits bei 1.500 Umdrehungen wuchtet das Dutzend Kolben 800 Newtonmeter auf die Kurbelwelle. In diesem Drehzahlbereich (und wenig darüber) bewegt sich der M760 im Alltag zu mehr als 95 Prozent. Somit ist stets die volle Kraft abrufbar, ein kurzer Kick aufs Gas genügt und die Fuhre schießt nach vorn, presst die Insassen tief in die Ledersitze. Im Maximum soll der Bayern-Bolide 305 km/h laufen. Das glauben wir gern, konnten es allerdings nicht ausprobieren. BMW präsentierte sein Flaggschiff im tempobegrenzten Kalifornien.
Technische Daten: Fünftürige, fünfsitzige Limousine, Länge: 5,24 Meter, Breite: 1,92 Meter, Höhe: 1,48 Meter, Radstand: 3,21 Meter, Kofferraumvolumen: 515 Liter. Antrieb: 6,6-Liter-Zwölfzylinder-Biturbo-Benziner, Allradantrieb, 448 kW/610 PS bei 5.250-6.000 U/min, maximales Drehmoment: 800 Nm bei 1.500-5.000 U/min, 0-100 km/h: 3,7 s, Vmax: 250/305 km/h, Durchschnittsverbrauch: 12,8 Liter, CO2-Ausstoß: 294 g/km, Abgasnorm: Euro 6c, Effizienzklasse: G, Preis: ab 166.900 Euro.