EQS, iX, Taycan und Co. floppen
China ist für deutsche Autobauer der wichtigste Absatzmarkt und Verbrennermodelle mit deutschem Logo sind immer noch stark gefragt. Bei Elektroautos sieht das jedoch dramatisch anders aus.
Die Elektromobilität in China boomt. Allein im vergangenen Jahr ist der Absatz batterieelektrischer Fahrzeuge dem chinesischen Autoverband CPCA zufolge um 90 Prozent auf 5,7 Millionen Einheiten explodiert. Der Anteil deutscher Marken: rund 200.000 Autos. Ein solch kleines Stück vom großen Kuchen (etwa 3,5 Prozent) sind VW, Mercedes und Co. in China nicht gewohnt. Schließlich stammen in der Verbrennerwelt rund ein Fünftel der in China verkauften Autos von deutschen Herstellern.
Und die deutschen Marken verkaufen in China nicht selten gut ein Drittel ihrer insgesamt produzierten Fahrzeuge. Die Analyse der chinesischen Zulassungszahlen ist dabei nicht so einfach wie in Deutschland, wo das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) sämtliche Statistiken führt. Die Kollegen vom "Handelsblatt" haben sich dennoch die Mühe gemacht und die Daten der staatlichen Pflichtversicherung ausgewertet. Sie geben ein klares und reales Bild der Neuzulassungen in China.
VW weit hinter Tesla
Auf dem ersten Platz der deutschen Marken thront Volkswagen mit einem E-Marktanteil von 2,4 Prozent. Dabei ist das meistverkaufte Modell des Konzerns nicht der exklusiv für China gebaute ID.6 (35.365 verkaufte Einheiten), sondern der Welt-SUV ID.4. Von ihm konnte VW mehr als 77.000 Exemplare verkaufen. Das dritte VW-Modell in der deutschen Top Ten ist der ID.3 mit rund 24.500 verkauften Einheiten.
Zum Vergleich: Tesla setzte im gleichen Zeitraum allein 316.515 Model Y ab. Das Model 3 ist in China ebenfalls gefragt; es verkaufte sich 2022 gut 125.000 mal. Insgesamt darf sich Elon Musk über einen E-Auto-Marktanteil von 7,8 Prozent freuen – mehr als doppelt so viel wie alle deutschen Hersteller zusammen. Tesla baut rund 50 Prozent all seiner Autos in der Gigafactory Shanghai, musste aber jüngst auch die Preise im Reich der Mitte deutlich senken.
Audi, Mercedes und BMW zu teuer
Ein Grund für den mangelnden Erfolg deutscher Marken beim Verkauf von E-Autos ist der hohe Preis. Die vorwiegend junge Käuferschicht für Elektroautos in China ist vor allem im Segment unterhalb der 40.000-Euro-Marke stark gewachsen. Hier sind deutsche Premiumhersteller eher nicht vertreten. Erst Ende des Jahres 2022 hatte Mercedes die chinesischen Preise für die Edelstromer EQS und EQE drastisch um teils mehr als 30.000 Euro gesenkt. Meistverkaufter Elektro-Mercedes in China war 2022 der EQB mit nur 4.064 Einheiten.
Deutlich besser verkauft sich der BMW iX3 (26.669 Einheiten 2022). Vom teureren iX waren es dagegen nur 1.684 Exemplare. Auch für Audi-Stromer sieht es nicht besser aus. Meistverkauftes Modell war hier der Q4 e-tron mit nur 3.600 Autos. Selbst die in China so beliebte Marke Porsche konnte nur 3.293 Taycan verkaufen.
Bestseller ist ein E-Kleinwagen
Das meistverkaufte Elektroauto in China war 2022 derweil ein Kleinstwagen von Wuling, der auf den Namen Hongguang Mini hört und 410.000 Käufer fand. Auf Platz drei rangiert der mit gut vier Metern Außenlänge ebenfalls kompakte BYD Dolphin (182.557 verkaufte Einheiten) mit potenter 800-Volt-Technik. Dazwischen landet das schon erwähnte Tesla Model Y.
Dass auch größere SUV von rund fünf Metern Länge beliebt sind, beweist der gut 150.000 mal verkaufte BYD Yuan Plus. Insgesamt sichert sich der chinesische Konzern BYD 16 Prozent Marktanteil bei den E-Autos. Doch auch die chinesischen Marken Xpeng, Great Wall, Changan, Gac oder Nio machen VW mit ihren Alltagsautos das Leben schwer.
Infotainment und Vernetzung wichtig
Besonders wichtig sind chinesischen Kunden digitale Funktionen, die Vernetzung mit Internetdiensten und flüssige Sprachassistenten. Auf diesem Technikfeld haben die deutschen Hersteller viel nachzuholen. Tesla hingegen trifft offensichtlich genau den Kern der noch jungen Klientel.
Ausländische – also auch deutsche – Hersteller müssen in China sogenannte Joint-Ventures mit Marken vor Ort eingehen, wenn sie eigene Autos produzieren möchten. Volkswagen setzt dafür auf eine Partnerschaft mit den chinesischen Pkw-Herstellern FAW und SAIC. Mercedes arbeitet mit dem chinesischen Staatskonzern Beijing Automotive zusammen.
Hinweis: In der Fotoshow präsentieren wir Ihnen eine Übersicht der aktuell günstigsten in Deutschland erhältlichen Elektroautos.