Fernsehen unterwegs im Wohnmobil

Fernsehen im Mobil ist fast schon Standard. Unterhaltung und Nachrichten von daheim sind vielen wichtig. Die beste Empfangsmethode ist nach wie vor eine Sat-Antenne. Auch DVB-T und Smart-TV gibt es.
Überall problemlos ARD, ZDF, RTL oder Sat.1 zu empfangen, scheint ein kühner Traum von so manchem Reisemobilisten. Obwohl eine Kombination aus terrestrischem Fernsehen und Satelliten-TV diese Abdeckung fast erreicht, bleiben Lücken. Über DVB-T kommen außerhalb des deutschsprachigen Raums nur die landestypischen Programme und der Satellitenempfang ist in manchen Situationen limitiert. Alle Lücken werden sich nie schließen, dank Smart-TV und internetfähigen Fernsehern werden es aber ein paar weniger.
Eigentlich sollte eine Empfangsmethode genügen
Campingfernseher sind trotzdem meistens mit Receivern für terrestrisches Fernsehen DVB-T und für Satellitenfernsehen DVB-S ausgestattet. Nicht ohne Grund. Denn selbst Reisemobilisten mit Sat-Schüssel auf dem Dach nehmen bisweilen eine terrestrische Antenne als Alternative mit. "Manchmal hat eine Sat-Antenne einfach schlechten Empfang, weil sich der Stellplatz unter Bäumen befindet. Dann kommt zumindest in Deutschland DVB-T ins Spiel", sagt Klaus Liebhardt von Kathrein.
Die Funkwellen von terrestrischem Fernsehen werden von Baumkronen über dem Stellplatz weniger gestört. Dafür ist der Empfangsbereich von ARD, ZDF oder RTL auf Deutschland begrenzt. Wobei nicht alle Sender flächendeckend übertragen werden. Optimal ist die Abdeckung nur in Ballungszentren.
Was benötigt man für den TV-Empfang im Ausland?
Für Auslandsreisende ist ein Satellitenempfänger ein Muss, wenn sie auf Tour ab und zu Nachrichten oder den Tatort schauen möchten. Aussehen und Funktionsumfang der Anlagen auf den Dächern haben sich in den letzten Jahren erkennbar verändert. Früher sah man noch viele Reisemobile mit einer manuellen Satellitenantenne auf den Stellplätzen. Damals war die händische Ausrichtung wegen der analogen Signale relativ unkompliziert, da das Programm schon undeutlich auf dem Bildschirm flimmerte, bevor die exakte Position erreicht war.
In Zeiten des digitalen Satellitenfernsehens muss das Signal mit voller Stärke ankommen, damit der Receiver die Bilddaten berechnen kann. Manuelles Ausrichten gelingt nur mit Hilfe eines Sat-Finders, so dass manuelle Antennen nur noch selten verkauft werden. Häufiger findet man die automatischen Systeme, die teilweise per GPS-Signal ihre genaue Position zum Satelliten bestimmen. Bei Komplettsystemen richtet sich die Antenne sogar fast synchron zum Programmwechsel auf dem Fernseher neu aus. Automatische Sat-Anlagen schonen den Geldbeutel von Reisemobilisten zwar nicht unbedingt, sie sind aber sehr komfortabel.
Was ist der Vorteil von Satelliten Empfang?
Die entscheidende Stärke vom Satellitenfernsehen liegt in seiner riesigen Reichweite. Die wenigsten Reisemobile mit Heimat im deutschsprachigen Raum werden vermutlich die Empfangsgrenzen einer großen Parabolantenne mit 85 Zentimeter Spiegeldurchmesser verlassen.
Wobei die Reichweitendiagramme keine verlässliche Aussage darüber geben, ob alle wichtigen Sender definitiv ankommen. Gerade an den Randzonen der Empfangsgebiete fallen einige Programme weg. Denn Astra und Hotbird strahlen die Sender mit unterschiedlichen Signalstärken ab.
Beim digitalen Satellitenfernsehen ist die Entwicklung mittlerweile beim Standard DVB-S2 angekommen, über den wesentlich größere Datenmengen verschickt werden können. Das schlägt sich aber eher in der Bildqualität als in der Sendervielfalt nieder. Letztere ist bei der Übertragung via Satellit sowieso beinahe unüberschaubar. Neben den wichtigen öffentlich-rechtlichen und privaten Programmen sind auch alle Sparten- und Pay-TV-Sender vertreten.
Der Smart-TV zieht im Wohnmobil ein
Eine dritte Empfangsmethode für digitale Medien hat sich im Heimbereich in den letzten Jahren etabliert und zieht jetzt auch im Reisemobil ein: das Smart-TV genannte Internetfernsehen. Vorreiter Alphatronics bietet für seine neue SL-Linie standardmäßig Sat- und DVB-T.Receiver an und stattet sie optional mit einem Modul für den Internetempfang aus. Der Fernseher kann ein öffentliches W-LAN-Netz oder per Handy oder LTE-Router eine Mobilfunkverbindung als Zugang zum Internetnutzen.
Da Alphatronics als Betriebssystem Android verwendet, das viele Camper auch auf ihren Smartphones oder Tablets haben, sind die Handhabung und wichtige Anwendungen oft schon bekannt.
Smart-TV bedeutet in erster Linie, dass mit dem Fernseher im Internet gesurft werden kann, etwa auf der Suche nach Informationen zum Reiseziel. Man kann auch Apps mit Programmen oder Spielen auf den Fernseher laden. Das Internet ist aber auch eine Empfangsquelle für Radio und Fernsehen aus der Heimat. In Frankreich, Spanien, Dänemark und Großbritannien kann man zum Beispiel mit der App Zattoo viele deutschsprachige Sender schauen. Eine Alternative sind die jeweiligen Mediatheken oder Live-Streams der Fernsehsender.
Rein technisch hat Internet-TV keine Empfangsgrenzen. Es sind rechtliche Fragen, die Sender dazu veranlassen, Live-Streams von Sportveranstaltungen zu sperren, sobald aus dem Ausland zugegriffen wird. Da das Satellitenfernsehen dieser Einschränkung nicht unterliegt, wird es auf absehbare Zeit die wichtigste Empfangsmethode bleiben, ergänzt durch DVB-T. Wobei Internetfernsehen häufiger den Weg ins Mobil finden wird.
Ausblick: DVB-T heute und in Zukunft
Die Karte zeigt das Verbreitungsgebiet von DVB-T.1 im Jahr 2012. Das ist der letzte offiziell bekannte Stand, an dem sich seither auch nur Details geändert haben. Dass die privaten Sender ihre Programme nur in den Ballungsräumen über das digitale terrestrische Fernsehen ausstrahlen, kann man deutlich erkennen. In ländlichen Regionen sind oft nur die öffentlich-rechtlichen Sender vertreten – ARD, ZDF, die regionalen dritten Programme und ein paar Spartensender – keine allzu große Auswahl. Dafür ist eine DVB-T.Antenne deutlich günstiger als eine Sat-Anlage. Wobei man heute bei Neuanschaffung darauf achten sollte, dass Antenne und Fernseher schon für den neuen Standard DVB-T.2 gerüstet sind, was ein entsprechendes Logo anzeigt. Das digitale terrestrische Fernsehen der zweiten Generation geht ab Frühling 2016 in den Großstädten München, Berlin und Köln in den Testbetrieb und wird von Frühjahr 2017 an bis 2019 weiter ausgebaut. Begonnen wird wieder in den Ballungsräumen. Spätestens mit dem Abschluss des Netzausbaus werden DVB-T.1-Empfänger übrigens nichts mehr empfangen. Der neue Standard könnte aber dazu beitragen, dass DVB-T.Fernsehen für Privatsender interessanter wird. Er ermöglicht die Übertragung deutlich größerer Datenmengen, so dass in Zukunft statt 24 etwa 40 Programme übertragbar sind. Zudem steigt die Bildqualität auf den modernsten Standard HD-TV.