Heavy Duty-Pickups in den USA
Der Absatz großer Diesel-Pickups wächst. Das hat viele Gründe – auch der Umweltaspekt spielt eine Rolle. In anderen Segmenten hat es der Diesel jedoch weiterhin schwer.
Sie tragen Beinamen wie Super Duty oder Heavy Duty und sind selbst nach amerikanischen Maßstäben riesig: die großen Full-Size-Pickups. Also die besonders eindrucksvollen Arbeitstiere unter den in Amerika so beliebten Pritschenwagen, deren hervorstechende Qualität die maximale Zugkraft ist: So ein Full-Size-Pickup nimmt gut und gerne 15 bis 16 Tonnen an den Haken, wenn er mit dem richtigen Motor ausgerüstet ist.
23 Prozent Zuwachs im zweiten Quartal
Da sind wir bereits beim Thema: Das Optimum an Anhängelast liefern GMC Sierra HD, Chevrolet Silverado HD, Ram 2500/3500 oder Ford F-250/350/450 nur, wenn im Bug ein Dieselmotor zuverlässig Dienst verrichtet. Und genau diese Kombination wird immer beliebter, wie die aktuelle US-Zulassungsstatistik zeigt: Das Segment der dicken Diesel-Pickups verzeichnete im zweiten Quartal 2019 ein Umsatzwachstum um 23 Prozent – und stieg damit mehr als doppelt so stark wie der Gesamt-Fahrzeugmarkt in den USA.
Vorne liegen, wie sollte es anders sein, die Super Duty-Diesel von Ford. Die Ableger des Bestsellers F-150 verkauften sich im zweiten Quartal 42.082 mal (Q1: 38.630). Platz zwei geht an den Ram 2500/3500 Diesel mit 32.302 verkauften Einheiten (21.605 von Januar bis März). Auf Rang drei folgt der Chevrolet Silverado Diesel, dessen Absatz von 15.920 (Q1) auf 16.886 Exemplare wuchs. Dessen etwas schickerer Ableger GMC Sierra HD Diesel holt auf; er sprang von 6.768 auf 10.576 Einheiten.
Diesel immer beliebter auch bei kleineren Pickups
Aber auch kleinere Pickups werden verstärkt mit Dieselmotor gekauft. Ob Ford F-150, Chevrolet Colorado sowie die GMC-Baureihen Canyon und Terrain: Bis auf den Chevy verzeichneten die Dieselmodelle im zweiten Quartal – teils starke – Zuwächse. Und auch Lieferwagen wie der Ford Transit, der Mercedes Sprinter und der Ram Promaster werden zunehmend als Diesel verkauft. Wenn sie auch, was absolute Absatzzahlen angeht, einen großen Abstand zu den Full-Size-Pickups wahren.
Der Diesel-Trend hat mehrere Gründe. So setzt sich in den USA allmählich die Erkenntnis durch, dass der Dieselmotor für derartige Anwendungen, bei denen Kraft und Kraftstoffeffizienz in Einklang gebracht werden müssen, klare Vorteile gegenüber den sonst verbreiteten hubraumstarken Benzinern bietet. Das ist förderlich in puncto Reichweite und Kosten. Der Fahrkomfort profitiert zudem von immer intensiveren Maßnahmen der Geräusch- und Vibrationsunterdrückung. Außerdem genügt auch die Abgasreinigung inzwischen höchsten Ansprüchen: SCR-Katalysatoren mit Adblue-Einspritzung gehören markenübergreifend zum Standard.
Mehr als doppelt so viel Drehmoment wie die V8-Benziner
Besonders geschätzt werden die Motoren, die im GM-Konzern Duramax und bei Ford Power Stroke heißen sowie bei Ram vom Spezialisten Cummins zugeliefert werden, aber natürlich für ihre Kraft. Beispielsweise der Cummins-Turbodiesel des 2020er Ram Heavy Duty-Pickups: Er leistet „nur“ 406 PS, liefert aber ein maximales Drehmoment von 1.356 Newtonmetern. Zum Vergleich: Der ebenfalls erhältliche 6,4-Liter-Hemi-V8-Benziner bietet mit 416 PS zwar etwas mehr Leistung, stellt aber lediglich bis zu 582 Newtonmeter zur Verfügung.
Bei der Konkurrenz von Ford und GM ist das Verhältnis ähnlich, weshalb zum Diesel greift, wer vorrangig schwere Anhänger schleppt und deshalb ein sattes Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen wünscht. Allerdings kommen die Pickups mit ihren neuen, besonders kräftigen Dieselmotoren des Modelljahres 2020 erst jetzt allmählich in den Handel. Gut möglich also, dass die Verkäufe nochmals anziehen, sobald diese Autos tatsächlich verfügbar sind.
Die Zulassungszahlen zeigen aber auch: Andere Fahrzeugsegmente profitieren nicht vom Diesel-Trend bei den großen Pickups. Der beste Nicht-Pritschen- oder -Lieferwagen in der Diesel-Zulassungsstatistik ist der Chevrolet Cruze, von dem im zweiten Quartal insgesamt 207 Exemplare mit Dieselmotor zugelassen wurden. Bei 18 von 21 weiteren Selbstzünder-Pkw schrumpften die Verkäufe im Vergleich zu Q1. Was auch an den Spritpreisen liegt: Aktuell kostet ein Liter Benzin in den USA durchschnittlich etwa 60 US-Cent, ein Liter Diesel dagegen knapp 80 Cent. Da muss ein Selbstzünder schon eklatante Power- und Verbrauchsvorteile bieten, damit sich das rechnet. Bei einem Pickup, der ständig schwere Hänger zieht, ist dies der Fall. Bei einem Pkw, dessen Motor auf amerikanischen Straßen kaum gefordert wird, sieht das jedoch ganz anders aus – und der Benziner zieht bei den Kosten davon.