Isderas Schweigen als Kalkül
Isdera taucht in China mit dem L’Aquila wieder auf – doch zu Technik, Preis und Antrieb schweigt die Marke konsequent. Genau dieses Schweigen trifft auf eine neu interpretierte Formensprache und schürt die Frage: Wie viel Isdera steckt 2025 noch in Isdera?
Ein Reddit-User fotografiert in China einen blauen Sportwagen mit Isdera-Schriftzug, The Drive greift die Spur auf und nennt den Modellnamen "L’Aquila". Offizielle Angaben fehlen: Weder Leistung, Preis noch Antriebsart sind bestätigt; selbst die offizielle Isdera-Seite schweigt. Diese Leerstelle passt zur Marke, die das Geheimnisvolle seit jeher kultiviert.
Design-DNA 2025: Noch Isdera – oder ein neuer Kurs?
Beim L’Aquila blitzen Spuren der Isdera-Formensprache auf, zugleich wirkt die Linie weniger radikal als bei Imperator 108i und Commendatore 112i. Genau diese Reibung macht die Hauptfrage aus: Bleibt die Marke sich treu – oder entsteht unter neuer Regie in China eine massentauglichere Interpretation? Der Spannungsbogen aus vertrauten Anklängen und neuer Zurückhaltung ist Teil der Faszination.
Zwischen Insolvenz in Deutschland und Premiere in China
Am 11. April 2025 ordnet das Amtsgericht Saarbrücken die vorläufige Insolvenzverwaltung über die Isdera AG an. Parallel dazu führt die Spur nach China: In der EU ist "ISDERA" seit 2024 auf Xinghui Automotive Technology (Hainan) Co., Ltd. eingetragen, und für den 30. Juni 2025 wird in Anqing eine "globale Premiere" des handgefertigten L’Aquila genannt. Unabhängig vom deutschen Verfahren scheint der Name in China also weiterzuleben.
Was wir (nicht) wissen
Die Präsentation des L’Aquila erfolgte ohne Spezifikationen: keine Fahrdaten, kein Preis, keine Bestätigung zum Antrieb. Auch die offizielle Website bietet bislang keine technische Produktseite. Die Informationslücke wird so zum eigentlichen Aufhänger der Geschichte.
Warum keiner spricht: Drei plausible Erklärungen aus dem Text
- Soft-Launch für B2B/Investoren: Erst interne/regionale Vorstellung, spätere globale Kommunikation.
- Homologation/Markenrecht im Fluss: Schweigen, bis Namen, Logos und Märkte final abgesichert sind (EU-Marke registriert, Produktkommunikation hinkt).
- Kleinserie mit Vorbestellern: Handgefertigte Stückzahlen, Kommunikation über persönliche Netzwerke statt große Kampagne.
Markengeschichte: Das kultivierte Mysterium
Isdera stand immer für handgefertigte Kleinserien und kompromisslos eigene Konzepte. Beispiele: der maximal offene Spyder 036i mit AMG-Power; der V12-Flügeltürer Commendatore 112i, von dem ein Exemplar 2021 über eine Million Euro erzielte; und der 5,6-Meter-Autobahnkurier 116i mit zwei V8 – rar, radikal, bewusst abseits des Mainstreams.
Timeline: Von Peking 2018 zur Funkstille – und zurück
2018 meldet sich Isdera in Peking mit dem elektrischen Commendatore GT (Co-Branding mit WM Motor) zurück. Danach wird es still – bis die chinesische Seite die Marke neu sortiert. 2025 folgt in Deutschland die Insolvenz; zwei Monate später taucht in China ein "neuer" Isdera auf. Der L’Aquila ist gesichtet – aber nicht klassisch gelauncht.
Offene Punkte – der Fakten-TÜV
- Antrieb: Elektro, Verbrenner oder Hybrid?
- Leistung/Preis: keine offiziellen Angaben.
- Vertrieb: China-Only oder Export geplant?
- Brand Governance: Wie verzahnen sich Isdera AG (DE, insolvent) und Isdera (CN, aktiv)?
