Godzilla verabschiedet sich - für immer?
Nach dem deutschen Verkaufsstopp 2022 und diversen finalen Sondermodellen wurde nun endgültig der letzte Nissan GT-R der Baureihe R35 gebaut.
Nach einer beeindruckenden Produktionszeit von 18 Jahren hat Nissan am 26. August 2025 die Fertigung des ikonischen GT-R der Baureihe R35 endgültig eingestellt. Im Werk Tochigi, Japan, lief das letzte Exemplar vom Band. Es markiert damit das Ende einer Ära für ein Fahrzeug, das weltweit Maßstäbe im Segment der Hochleistungssportwagen gesetzt hat. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum rund 48.000 Einheiten des R35 GT-R produziert und verkauft. Der finale Wagen, eine Premium Edition T-Spec in Midnight-Purple-Lackierung, ist für einen Kunden in Japan bestimmt.
Godzilla wie eh und je
Der Nissan GT-R, der im Dezember 2007 auf den Markt kam, entwickelte sich schnell zu einem Symbol für Leistung und Innovation. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern wurde der R35 erstmals nicht nur in ausgewählten Märkten wie Japan und Großbritannien vertrieben, sondern auch in Ländern mit Linkslenkung, was seine globale Präsenz unterstrich. Schon frühere Generationen, damals noch unter dem Skyline-Schriftzug etablierten das unter Zuhilfenahme von Computertechnik und intelligentem Allradantrieb hochtechnisierte Sportgerät im Dress eines verhältnismäßig schlichten Coupés. So entstand bereits in der Generation R32 GT-R der Spitzname "Godzilla" (vom japanischen Gojira), der auch für den R35 noch in aller Munde ist. Das Resultat etablierte sich als "Multi-Performance"-Grand Tourer, der sowohl komfortables Reisen als auch kompromisslose Rennstreckenperformance ermöglichte.
Technologisch setzte der R35 GT-R auf ein 3,8 Liter großes Bi-Turbo-V6-Triebwerk mit der internen Bezeichnung VR38DETT. Dieses Aggregat wurde von einem Kernteam von nur neun hochqualifizierten Handwerkern, den sogenannten "Takumi", im Nissan-Werk in Yokohama, Japan, von Hand montiert. Der jeweilige Name des Mitarbeiters ist auf einer Plakette an jedem Motor verewigt. Die Kraftübertragung erfolgte über das variable ATTESA ET-S Allradsystem, das standardmäßig die Hinterräder antreibt und bei Bedarf die Vorderräder zuschaltet. Die Transaxle-Bauweise, bei der der Motor vorne und das Getriebe hinten platziert ist, sorgte zudem für eine vorteilhafte Gewichtsverteilung, die sich positiv auf das Handling und die Kurvengeschwindigkeiten auswirkt.
2022 war in Europa Schluss
Über seine 18-jährige Bauzeit hinweg erfuhr der R35 GT-R eine kontinuierliche Weiterentwicklung, anstatt nur ein einziges großes Update zu erhalten. Die maximale Leistung stieg von anfänglich 353 kW (480 PS) zum Marktstart auf 419 kW (570 PS) ab dem Modelljahr 2017. Speziell die NISMO-Varianten, die ab August 2014 angeboten wurden, erreichten dank GT3-Rennwagen-Spezifikationen und präzise ausgewogener Komponenten eine beeindruckende Leistung von bis zu 441 kW (600 PS). Diese ständigen Optimierungen umfassten auch Überarbeitungen der Fahrwerksgeometrie, Dämpferkennlinien, Karosseriesteifigkeit und Aerodynamik. In Europa wurde der Verkauf des GT-R jedoch bereits 2022 aufgrund neuer Lärmvorschriften eingestellt, nachdem er 13 Jahre lang auf dem Markt war. Ein weiteres Facelift im Januar 2023 blieb dem europäischen Markt aus technischen Anpassungsgründen verwehrt. In Deutschland wurden von Marktstart bis Dezember 2022 insgesamt 1.819 Nissan GT-R neu zugelassen. Das erfolgreichste Verkaufsjahr war 2009 mit 220 Einheiten.
Auch im Motorsport erfolgreich
Die Leistungsfähigkeit des Nissan GT-R zeigte sich auch auf der Rennstrecke. Auf der Nürburgring-Nordschleife verbesserte das Modell seine Rundenzeiten kontinuierlich: Von 7:26,8 Minuten für die erste 485 PS-Version, über 7:24,22 Minuten für das 530 PS-Modell, bis hin zu 7:18,60 Minuten für die 550 PS-Version. Das R35 NISMO Modell mit optionalen Track-Paketen erreichte im November 2013 eine beeindruckende Zeit von 7 Minuten und 8,679 Sekunden, die beste Rundenzeit des R35 auf dieser Strecke. Auch im Rennsport erzielte der R35 GT-R bemerkenswerte Erfolge, darunter mehrere Titel in der japanischen SUPER GT Meisterschaft und ein Sieg beim Bathurst 12-Stunden-Rennen.
Trotz des Abschieds vom R35 hat Nissan bekräftigt, dass dies nicht das Ende des GT-R-Namenszuges bedeutet. Ivan Espinosa, President und CEO von Nissan, äußerte sich dazu: "Nach 18 bemerkenswerten Jahren hat der R35 GT-R einen bleibenden Eindruck in der Automobilgeschichte hinterlassen. Sein Erbe ist ein Zeugnis der Leidenschaft unseres Teams und der Loyalität unserer Kunden auf der ganzen Welt. Vielen Dank, dass Sie Teil dieser außergewöhnlichen Reise waren. Den vielen Fans des GT-R weltweit möchte ich sagen: Dies ist kein Abschied vom GT-R für immer, unser Ziel ist es, dass der GT-R-Name eines Tages zurückkehrt". Die Erkenntnisse aus der Entwicklung des R35 werden maßgeblich in die nächste Generation des GT-R einfließen, um dessen Vermächtnis fortzuführen und die Leistungsmaßstäbe erneut anzuheben.