Neuer Delta HF Integrale? Lancia rudert zurück
Aktuell feiert die Marke ihr Comeback – auch im Motorsport. Folgerichtig kommen High-Performance-Modelle von Lancia, die eine legendäre Bezeichnung tragen werden. Eines von ihnen kommt jedoch später als gedacht.
Eigentlich geht es in Lancias jüngster Ankündigung um eine neue Rallyeversion, die die italienische Marke auf Basis ihres Comeback-Modells Ypsilon auflegt. Und um den Randaspekt, dass diese Rückkehr in den Motorsport unter dem Dach der Performance-Division "HF Racing" stattfindet – wie damals in den glorreichen Zeiten, als sich Lancia insbesondere auf den internationalen Rallyepisten einen legendären Ruf erarbeitete. Deshalb trägt das im Rahmen der Pressemitteilung gezeigte Rallyeauto auch einen rennenden Elefanten als Dekor auf der Karosserie; der Dickhäuter im Comic-Stil zierte schon früher das HF-Logo, das die Sport- und Renn-Lancias adelte.
Neuer Delta HF Integrale kommt später
Doch den für Fans interessantesten Aspekt der Meldung verstecken die Italiener am Ende ihres Statements: Es wird wieder einen Lancia Delta HF Integrale geben! Im Wortlaut schrieben die Italiener ursprünglich in einer Mitteilung, die auf der Presseseite der europäischen Stellantis-Zentrale veröffentlicht wurde: "HF wird zum Erkennungsmerkmal aller High-Performance-Versionen der neuen Lancia-Produktpalette. Heute auf dem Ypsilon und demnächst, im Jahr 2026, auf den kommenden Modellen Gamma und Delta mit dem Label 'HF Integrale'."
Doch da waren die internationalen Stellantis-Sprecher offenbar ein bisschen voreilig beziehungsweise haben sich "etwas missverständlich in der Pressemeldung ausgedrückt", wie uns die deutsche Presseabteilung mitgeteilt hat. Deshalb erfolgte inzwischen eine Klarstellung seitens Stellantis: Dass der Eindruck entstand, dass der "Delta Integrale 2026 kommen soll, war nie beabsichtigt oder bestätigt", so eine Sprecherin. Stattdessen bezog sich die Jahreszahl auf den Gamma, dessen Markteinführung Stellantis bereits für 2026 bestätigt hatte. Ihrer Stellungnahme zufolge bleibt es in Sachen Delta beim ursprünglichen Plan, ihn 2028 auf den Markt zu bringen. Dass daraufhin eine heiße HF-Integrale-Version folgt, bestätigt jedoch auch die neue, in ihren Formulierungen angepasste Pressemitteilung.
Neuer Delta wohl auf STLA-Medium-Plattform
Die wiederbelebte Marke verfolgt damit weiterhin ihren "Renaissance Plan", mit dem sie bereits vor einigen Jahren einen neuen Delta angekündigt hatte. Neu ist die Bestätigung der besonders heißen Variante mit dem HF-Integrale-Gütesiegel. Nähere Informationen dazu enthalten uns die Italiener bislang zwar vor. Dennoch ist davon auszugehen, dass sich der neue Lancia Delta zwischen dem Ypsilon und dem künftigen Gamma positioniert. Statt im klassischen Kompaktwagen-Zuschnitt, dürfte das Modell jedoch als SUV-Crossover auf den Markt kommen. Das passt auch zum Gamma. Diesen konzipiert Lancia dem Vernehmen nach als etwa 4,70 Meter langes Crossover-Modell in der Mittelklasse.
Welche Antriebstechnik zur Anwendung kommt, verrät Lancia bisher nicht. Das hängt auch davon ab, welchen technischen Unterbau der neue Delta verwenden wird. Der aktuell im Stellantis-Konzern noch häufig verwendete CMP-Baukasten (E-CMP in der elektrifizierten Variante) wird es eher nicht mehr sein. Diese nutzt aktuell der Ypsilon, von dem Lancia ein rein elektrisches HF-Topmodell aufgelegt hat. Die (E-)CMP hat schon heute sehr viele Jahre auf dem Buckel und Stellantis wird seine Plattformen bis 2028 weitgehend auf die neuen, umfangreich skalierbaren Varianten STLA Small, Medium, Large und Frame umgestellt haben.
HF Integrale mit reinem E-Antrieb?
Da der nächste Delta für die neue STLA-Small-Plattform etwas zu groß sein dürfte, deutet vieles auf die eine Nummer größere Variante STLA Medium hin. Sie wird aktuell mit dem DS N°8 eingeführt und später auch vom Gamma verwendet. Die neuen STLA-Plattformen wurden zwar mit Elektrofokus entwickelt, stellen aber ausnahmslos "Multi-Energy-Plattformen" dar und erlauben Verbrenner, (Mild)-Hybridantriebe und reine Strom-Power.
Welche dieser Alternativen der Lancia Delta HF Integrale erhalten wird, lässt sich aktuell nur spekulieren. Bis vor nicht allzu langer Zeit dürfte der E-Antrieb von den Entscheidern die bevorzugte Option gewesen sein. Doch inzwischen hat sich gezeigt, dass dieser Antrieb bei Käuferinnen und Käufern speziell von sportlichen und emotionalen Autos wenig Akzeptanz findet. Das könnte dem Integrale letztlich doch einen Antriebsstrang mit Verbrenner-Part bescheren. Sicher ist dies jedoch keineswegs.
Rallye-Erfolge und viele Evo-Modelle
Die offiziell bestätigte Rückkehr des Delta HF Integrale ist für Lancia-Fans aber erstmal eine gute Nachricht. Die Marke führte die erste Delta-Generation (Werks-Code 831) 1979 mit 1,3 und 1,5 Liter großen Vierzylinder-Saugmotoren ein. 1983 kam mit dem HF Turbo samt 131 PS starkem 1,6-Liter-Vierzylinder die erste Modellversion mit dem Kürzel der Sportdivision auf den Markt. Drei Jahre später debütierte der Delta HF 4WD mit stärkerem Zweiliter-Turbomotor und Allradantrieb, der ein Jahr später die Basis für den ersten HF Integrale bildete.
Während Lancia in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren mit dem Modell in der Rallye-WM von Triumph zu Triumph eilte und sich der nach Gruppe-A-Reglement aufgebaute Delta zum erfolgreichsten Rallyeauto aller bisheriger Zeiten aufschwang, legten die Italiener mehrere weiterentwickelte Versionen des Straßen-Integrale auf. Insbesondere die Evoluzione-I- und -II-Varianten sowie deren nochmals limitierten Sondermodelle sind heute besonders gesucht und erzielen auf Auktionen längst sechsstellige Europreise. Doch auch frühe Delta Integrale werden heutzutage zu Liebhaberpreisen gehandelt.
Hinweis: Im Video nach dem zweiten Absatz und in der Fotoshow über dem Artikel verraten wir Ihnen, wie sich der (alte) Lancia Delta HF Integrale im sport auto-Supertest schlägt.