Opel: Ein kleiner Kerl namens Karl
Klein, fein, sparsam: Der Opel Karl, benannt nach einem Sohn des Firmengründers, soll die Innenstädte erobern. Trotz harter Konkurrenz versprechen sich die Rüsselsheimer viel von ihrem neuen Einstiegsmodell.
Es war einmal ein begeisterter Fahrradfahrer und -tüftler namens Karl Opel, geboren 1869, einer der fünf Söhne des Opel-Gründers Adam. Ende des 19. Jahrhunderts wandelte Karl zusammen mit seinen Brüdern die Nähmaschinen- und Fahrradfabrik des Vaters in einen Automobilkonzern um. Grund genug für die heutigen Opel-Lenker, das neueste und derzeit kleinste Modell der Rüsselsheimer nach Karl zu benennen.
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Drei Dinge machen den kleinen Karl schon vor der ersten Probefahrt zu einem möglichen Bestseller: Karl wiegt weniger als eine Tonne (939 kg), Karl verbraucht keine fünf Liter (4,3) und Karl kostet unter 10.000 Euro (9.500). Die Qual der Wahl bei Motor und Getriebe fällt komplett aus: Es gibt nur einen Antrieb mit drei Zylindern, einen Liter Hubraum und 75 PS. Ab dem 20. Juni 2015 steht der Karl bei den Händlern.
Wer hätte je gedacht, dass einem der Opel Corsa einmal ziemlich groß vorkommen würde? Mittlerweile ist der klassische Kleinwagen von zwei Opel-Kleinstwagen, nämlich dem zweitürigen Adam und eben dem neuen viertürigen Karl in Sachen Größe unterboten worden. Nur 3,68 Meter ist der fünfsitzige City-Flitzer lang und mit einem Wendekreis von 9,5 Metern in der Lage, sich auch in den engsten Kurven der Altstadt problemlos zurechtzufinden. Die überschaubaren Ausmaße lassen allerdings nicht viel Platz für Gepäck. Nur 195 Liter passen hinter die Rücksitzbank. Fährt man zu zweit mit umgeklappter Rücksitzlehne, passen immerhin 1.013 Liter unters Dach.
City-Flitzer mit Spaßfaktor
Das Fahren im Karl lässt sich ganz einfach beschreiben: Es macht Spaß. Das präzise Fünfgang-Handschaltgetriebe passt gut zum Motor, den man aber nicht allzu hochtourig fahren sollte, weil das typische Dreizylinder-Knurren dann schnell nervig werden kann. Bei normalen Drehzahlen jedoch lässt sich fast im Flüster-Modus sprechen. Die Fahrleistungen sind in natura beeindruckender, als sie sich in den technischen Daten nachlesen lassen: 0-100 km/h in 15,5 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h beeindrucken keinen, der am liebsten sportlich fährt. Aber der ist beim Karl ohnehin falsch, weil der kompromisslos für den Einsatz auf der Kurzstrecke und in der Stadt entwickelt wurde.
Optisch kann sich das neue Opel-Einstiegsmodell durchaus sehen lassen. Das Design wirkt nicht - wie teilweise bei der Konkurrenz im A-Segment zu sehen - wie ein Spielzeug, Karl macht einen erwachsenen Eindruck. Auch der Innenraum bietet kaum Anlass zur Kritik. Die Sitze sind sehr gut, wie auch das IntelliLink-Infotainment-System, das mit Smartphones gekoppelt werden kann. Nur die jeweils acht weißen Leuchtbalken für Kühlwassertemperatur und Tankinhalt sind etwas schwachbrüstig, und die hinteren Seitenscheiben lassen sich nicht vollständig versenken. Insgesamt aber wäre der Tüftler Karl Opel sicherlich mächtig stolz auf seine Rüsselsheimer Nachfahren.
Technische Daten: Fünfsitziger Kleinstwagen mit fünf Türen, Länge: 3,68 Meter, Breite: 1,70 Meter (1,88 m mit ausgeklappten Außenspiegeln), Höhe: 1,48 Meter, Radstand: 2,39 Meter, Wendekreis: 9,5 Meter, Kofferraum: 195 bis 1.013 Liter, Höhe der Ladekante: 0,716 Meter, Motor: 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner, Leistung: 75 PS, maximales Drehmoment: 96 Newtonmeter bei 4.500 U/min, Fünfgang-Schaltgetriebe, Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h, 0-100 km/h: 15,5 Sekunden, Normverbrauch: 4,3 Liter/100 Kilometer, CO2-Emission: 99 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: C, Preis: ab 9.500 Euro.