Kommt der offene GT3 noch 2023?
Auch für die aktuelle, achte 911er-Generation (992) will Porsche wieder eine limitierte Speedster-Variante auflegen. Die könnte im November 2023 Premiere feiern.
Ein Porsche 911 ist an sich kein günstiges Vergnügen. Mittlerweile startet die Preisliste für einen neuen Carrera ab 113.492 Euro und endet beim Sport Classic für 281.758 Euro. Wohlgemerkt ohne individuelle Anpassungen. An das obere Ende wird sich demnächst wohl noch der limitierte 992 Speedster gesellen. Laut dem englischen Magazin "car" dürfte die offene Variante mit GT3-Motor erstmals im November auf der Los Angeles Motor Show zu sehen sein.
Auch bei der vergangenen Baureihe 991, die von 2011 bis 2019 vom Band lief, gab es ein limitiertes Speedster-Modell (siehe Galerie). Es läutete damals den Abschied der siebten Elfer-Generation ein, wurde 1948-mal gebaut und kostete neu rund 270.000 Euro. Heutzutage muss man für so ein gebrauchtes Sammlerstück mindestens noch 100.000 zusätzliche Euro drauflegen. Wenn der neue 911 Speedster 2024 auf den Markt kommt, dürfte es wohl kaum überraschen, wenn sein Preisschild die 300.000er-Marke durchbricht.
Im Prinzip ein offener GT3
Warum sehr viele Kunden dennoch bereit sein werden, solch hohe Summen für einen Elfer zu bezahlen, liegt an den besonderen Zutaten. Herzstück des Sondermodells dürfte nämlich auch beim 992 Speedster der besondere Motor sein. Dabei wird es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um den freisaugenden Vierliter-Sechszylinder-Boxer aus dem GT3 handeln. Dank Hochdrehzahl-Auslegung leistet der aktuell 510 bis 525 PS (RS) und wird im Speedster ausschließlich per Hand geschaltet. Heckantrieb? Selbstverständlich.
Im Prinzip handelt es sich beim 911 Speedster also um einen GT3 ohne Dach, bei dem die Windschutzscheibe etwas gekürzt wurde. Musste man die Stoffkapuze im 991 noch manuell unter dem ausladenden Carbondeckel auf dem Heck verstecken, soll das laut "car" beim 992er Modell vollautomatisch passieren. Das Extragewicht dürften Kunden gern in Kauf nehmen – auch wenn der Speedster offiziell als Leichtbau-Variante gehandelt wird.
911er-Konzept zu Gold gemacht
Falls Sie angesichts der Fülle an 911er-Versionen verwirrt sind, geben wir kurz eine Einordnung, wo genau sich der Speedster positioniert. Denn für wohl kaum ein anderes Automodell weltweit ist das Angebotsspektrum so groß wie beim Porsche 911. Es gibt unzählige offene und geschlossene Carrera- und Turbo-Modelle, Targa-Varianten sowie extrem teure und gefragte Sondermodelle wie beispielsweise den noch jungen Dakar oder den oben erwähnten Sport Classic.
Für eine ganz besondere Klientel bietet Porsche obendrein verschiedene GT3-Versionen an. Während alle vorher genannten Modelle mittlerweile auf Turbomotoren mit viel Drehmoment für den Alltagsbetrieb setzen, saugen die GT3-Boxermotoren ihre Verbrennungsluft frei an. Das schärft das Ansprechverhalten, den Sound und die Drehfreude. Perfekte Voraussetzungen also für die Rennstrecke. Genau in diese GT3-Reihe gliedert sich der Speedster ein.
Hommage an den 356
Dabei stammt die Speedster-Idee keinesfalls aus der profit-orientierten Neuzeit. Vielmehr entwickelte Porsche schon in den 1950er Jahren eine spartanisch ausgestattete und günstigere Variante des 356 für den US-amerikanischen Markt. 1954 kostete der offene 356 Speedster mit flacher Windschutzscheibe, voll versenkbarem Stoffverdeck, Steckscheiben und Schalensitzen schmale 2.995 US-Dollar. Heute rangieren solche Originale im mittleren sechsstelligen Euro-Bereich.