Warum stehen da so viele Unfall-Autos?
Viele Reisende fragen sich derzeit, warum an französischen Autobahnen und Mautstellen stark beschädigte Einsatzfahrzeuge stehen.
Die Antwort ist eine bewusst provokante Sicherheitsaktion von "Vinci Autoroute"s und der Stiftung "Vinci Autoroute"s: Die Wanderausstellung "Quand allez-vous percuter ?" (zu deutsch: "Wann werden Sie auffahren?") will Autofahrer auf der Reise aufrütteln und an den Schutz von Einsatzkräften erinnern. Mitte Juli 2025 ist die Kampagne mit einem neuen Video-Clip und einer Tour der real verunfallten Fahrzeuge gestartet.
Zu Beginn wurden 28 verunfallte Einsatzfahrzeuge zunächst an der Mautstation Saint-Arnoult-en-Yvelines an der A10 südlich von Paris gezeigt, anschließend zog das Ensemble über die Sommermonate weiter zu den Mautstellen Virsac (A10), Capitou (A8) sowie Lançon-de-Provence und Vienne (A7). Ziel ist nicht die Dramatisierung, sondern Sichtbarkeit: Wer die Schäden aus nächster Nähe sieht, soll begreifen, dass schon kleine Unaufmerksamkeiten schwere Folgen haben können.
Worum es bei den "Schrottautos" wirklich geht
Die Organisatoren begründen die drastische Bildsprache mit klaren Worten: "Ein Einsatzfahrzeug wird im Durchschnitt einmal pro Woche auf dem Vinci-Autoroutes-Netz angefahren. Das ist zu viel." Die Aussage stammt aus der offiziellen Ankündigung der diesjährigen Aktion. Damit verbunden ist der Appell, die Konzentration am Steuer hochzuhalten und Einsatzkräfte "in Gelb" rechtzeitig zu erkennen.
Die Stiftung flankiert die Ausstellung mit aktuellen Verhaltensdaten. So geben 84 Prozent der Autofahrer an, den Blick am Steuer immer wieder länger als zwei Sekunden von der Straße abzuwenden. 75 Prozent nutzen Smartphone oder programmieren das Navi während der Fahrt, 39 Prozent fahren trotz starker Müdigkeit. 64 Prozent geben an, den Sicherheitskorridor nicht durchgängig einzuhalten.
Neuer Rechtsrahmen für den Sicherheitskorridor
Parallel zur Ausstellung verweist Vinci auf drei neue Lehrtafeln zum "Corridor de sécurité" (Sicherheitskorridor). Das Triptychon steht im Abstand von 300 Metern und beschreibt die Schritte "Langsamer fahren" (Ralentissez), "Wechseln Sie die Spur" (Changez de voie) und "Halten Sie den Sicherheitskorrior ein" (Respectez le corridor des sécurité). Nach einer drei Jahre dauernden Erprobung auf stark befahrenen Autobahnabschnitten hat das Innenministerium den Einsatz Anfang April 2025 offiziell in die französische Verkehrszeichen-Systematik aufgenommen.
Vinci kündigt an, die Tafeln nun flächiger auszurollen. Begründung: Die Experimente und Auswertungen zeigten, dass die Schilder "gesehen und gut verstanden" werden und das Fahrverhalten messbar verbessern. Der Konzern betont: "Jetzt, da der Ansatz validiert ist, werden wir ihn im gesamten Netz umsetzen."
Bilanz der Unfälle und warum die Aktion nötig ist
Trotz eingeschalteter Warn- und Signalleuchten ereignen sich Kollisionen häufig auf Abschnitten mit guter Sicht, oft begünstigt durch Übermüdung oder Ablenkung. Vinci meldete für das laufende Jahr bereits mehrere Dutzend Anfahrunfälle auf dem eigenen Straßen-Netz; bei der Kampagnenankündigung war von 24 betroffenen Einsatzfahrzeugen seit Jahresbeginn die Rede. Dass echte Unfallfahrzeuge nun als Mahnmal gezeigt werden, ist die direkte Reaktion auf diese Zahlen.