BMW verlängert den M4 – aus gutem Grund?

BMW überrascht mit einer Modellentscheidung, die nachdenklich macht: Der M4 mit Verbrennungsmotor soll deutlich länger gebaut werden als üblich.
BMW plant offenbar, den aktuellen M4 (G82/G83) bis Juni 2029 zu bauen. Das wären rund neun Jahre Laufzeit. Ein klarer Bruch mit dem bisherigen Rhythmus: Normalerweise rechnet man bei BMW mit rund sieben Jahren pro Modellgeneration. Was also steckt hinter der Entscheidung, den M4 so lange im Programm zu belassen?
Die Antwort liegt nicht nur im technischen Erfolg des Modells. Vielmehr offenbart sich hier eine strategische Zäsur: BMW gibt sich selbst Zeit, um die Transformation hin zur Elektromobilität präzise zu timen – ohne die traditionellen M-Kunden vor den Kopf zu stoßen.
Wie der M4 technisch verlängert wird
Die Basis des M4 ist die sogenannte CLAR-Plattform, ein modulares Baukastensystem, das sich sowohl für Verbrenner als auch Hybrid- oder Elektroantriebe eignet. Das erlaubt es BMW, Fahrzeuge flexibel weiterzuentwickeln oder im Programm zu halten, ohne von Grund auf neu konstruieren zu müssen.
Der aktuelle M4 wird seit Ende 2020 gebaut und hat 2024 ein leichtes Facelift erhalten. Mit Anpassungen an Abgasnormen (z. B. Euro 7) und effizienterer Motorsteuerung kann er auch in Zukunft zulassungsfähig bleiben. Dass sich BMW für diese Variante entscheidet, zeigt: Die Technik ist stabil genug und die Nachfrage offenbar auch.
Die große Unbekannte: BMWs Elektro-Zukunft
Ein Grund für die verlängerte Laufzeit liegt auch in der langsamen Marktreife der kommenden "Neuen Klasse", BMWs künftiger Elektroarchitektur. Der erste Serienableger dieser Plattform kommt zwar 2025 als i3-Nachfolger, doch ein elektrischer M4-Pendant ist noch nicht in Sicht.
In dieser Zwischenzeit braucht BMW ein starkes Aushängeschild in der sportlichen Mittelklasse. Der M4 erfüllt diese Rolle perfekt: kraftvoll, emotional, bekannt. Die verlängerte Produktion wirkt deshalb wie eine strategische Brücke zwischen heute und einer elektrischen Zukunft, deren Akzeptanz noch nicht garantiert ist.
Vorteil Zeit – aber zu welchem Preis?
Aus BMWs Sicht ist der Schritt nachvollziehbar: Der verlängerte Zyklus sichert Umsätze, reduziert Entwicklungskosten und hält Stammkunden bei Laune. Gerade im Hochleistungssegment herrscht nach wie vor hohe Nachfrage nach klassischen Antrieben.
Doch der Plan birgt auch Risiken. Die CO₂-Ziele der EU, mögliche Strafzahlungen und ein immer sensibleres Publikum könnten den verlängerten M4 zur Zielscheibe machen. In einem Markt, der sich immer stärker in Richtung nachhaltiger Mobilität bewegt, kann ein "zu spätes" Verbrennermodell auch zum Imageproblem werden.