Autoindustrie will Ladepflicht für Plug-in-Hybride
Die deutsche Autoindustrie will ihr Geschäft mit Plug-in-Hybriden retten. Deswegen macht der Lobbyverband VDA nun einen überraschenden Vorschlag.
Die deutsche Autoindustrie schlägt überraschend eine Pflicht zum regelmäßigen Laden von Plug-in-Hybriden (PHEV) vor. "Künftig könnten Plug-in-Hybride so konzipiert werden, dass regelmäßiges Laden verpflichtend ist", sagt Hildegard Müller der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Innerhalb einer noch festzulegenden Fahrstrecke müsste dann mindestens einmal die Batterie aufgeladen werden, erläuterte die Chefin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).
Elektrisches Fahren "gezielt fördern"
Lobbyistin Müller erklärte weiter, man müsse das elektrische Fahren "gezielt fördern". Ignoriert der Fahrer oder die Fahrerin wiederholte Warnhinweise, dass die Batterie des Fahrzeugs geladen werden soll, könnte seine Systemleistung automatisch reduziert werden – ein faktischer Ladezwang, der das E-Fahren vehement einfordern würde.
Mit ihrem Vorschlag reagiert die Branche auf die wachsende Kritik, viele Plug-in-Hybride würden überwiegend im Verbrennermodus betrieben und seien im realen Betrieb deshalb deutlich klimaschädlicher, als es offizielle Messwerte vermuten lassen.
Hoher Verbrenneranteil lässt CO₂-Ausstoß steigen
Erst vor wenigen Wochen veröffentlichte die Nichtregierungsorganisation "Transport & Environment" anhand von Daten der Europäischen Umweltagentur (EEA) eine Auswertung des "realen" CO₂‑Ausstoßes von 127.000 PHEV-Pkw. Die dafür zugrundeliegenden Werte stammen aus dem "On-Board Fuel Consumption Monitor" (OBFCM), der seit 2022 verpflichtend in jeden in der EU neu zugelassenen Pkw eingebaut sein muss. Wie die Daten zeigen, liegt der Kraftstoffverbrauch bei PHEV-Fahrzeugen deutlich höher, als es nach den offiziellen WLTP-Angaben der Fall sein dürfte. Und zwar vor allem deshalb, weil sie viel seltener mit Strom als mit fossilem Kraftstoff genutzt werden.
Hintergrund der Überlegungen sind verschärfte EU-Flottenvorgaben für CO₂-Emissionen, welche die bisherige Berechnungsmethode für diese Fahrzeuge 2026 und 2027 deutlich realistischer gestalten sollen. Sollten PHEV-Modelle mit höheren Emissionswerten in deren Berechnung einfließen, drohen den Herstellern höhere Flottenemissionen. Und damit empfindliche Strafzahlungen bis in den Miliarden-Euro-Bereich, sollte sich die reale Nutzung der elektrischen Antriebe nicht verbessern.
Hersteller wollen PHEV-Geschäft retten
Für die Hersteller ist der Vorstoß des VDA ein Versuch, diese Regelverschärfung noch abzuwenden und den Plug-in-Hybrid als Brückentechnologie zu erhalten. Zumal die für die deutschen Autobauer wichtigen Märkte USA und China ebenfalls planen, striktere Berechnungsmethoden für die Emissionen von Plug-in-Hybriden einzuführen.
Hinweis: Im Video und in der Fotoshow stellen wir Ihnen neue Plug-in-Hybridmodelle von Audi vor.
