Alfa Romeo GTV 6
Brillanter Alfa-Sechszylinder im kantigen Giugiaro-Kleid oder die Frage, warum der unglückliche Bertone-Nachfolger nicht ebenfalls zur Sportwagen-Ikone wurde.
Manche Autos scheitern auch an den Ansprüchen, die ihre Erbauer an sie stellen. Vielleicht war das beim Alfa GTV 6 so. Denn das neue Alfa-Coupé mit dem V6 der Limousine Sei sollte nach einer vollmundigen Aussage des damaligen Entwicklungschefs Filippo Surace nicht weniger als "die Lücke schließen, die Alfa noch von Ferrari trennt."
Am Motor dürfte es am wenigsten gelegen haben, dass der GTV 6 kein durchschlagender Erfolg war. So ab 3.500 Umdrehungen bläst das Triebwerk richtig zum Angriff. Untermalt von immer lustvoller werdendem Röhren aus dem Auspuff schiebt es das rund 1.200 Kilogramm leichte Coupé vehement nach vorn.
Zwischen Brummeln und Aufbrüllen
Erst bei der Maximaldrehzahl von 6.300 Touren erreicht das Coupé seine Höchstgeschwindigkeit. Ein kleiner Nachteil dieser Auslegung ist das hohe Geräuschniveau bei schneller Fahrt. Wobei die Lebensäußerungen des Leichtmetall-Sechszylinders damit nur sehr unzureichend beschrieben sind.
Je nach Drehzahl und Last reicht sein Repertoire vom gelangweilten Brummeln bis zum befreiten Aufbrüllen. Ein wenig schwerer tut man sich da mit dem Fahrverhalten des schnellen Coupés. Die Lenkung ist etwas schwergängig und in der Mittellage seltsam gummiartig, sodass es nur mit Übung gelingt, einen schnellen, sauberen Strich zu fahren. Und die starke Seitenneigung sorgt zusammen mit dem untersteuernden Eigenlenkverhalten vor allem in engen Biegungen für wenig sportliches Fahrvergnügen.
Warum kein Erfolg?
n schnellen Passagen kommt mehr Freude auf. Da liegt der Alfa satt und neutral. Die Sitzposition wird immer besser, je länger man in dem knappen Sportsitz hockt. Ja doch, entweder sind die Beine zu lang oder die Arme zu kurz - das ist bei einem Ferrari aus den 50er Jahren kaum anders.
Bleibt die Frage, warum der GTV 6 kein Erfolg war? Bei der Markteinführung kostete er mit rund 30.000 Mark etwa so viel wie ein Porsche 924, und schon vier Jahre später stieg der Preis auf über 36.000 Mark. Dafür gab's bereits einen ausgewachsenen Mercedes.
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