Audi A1 Sportback und Mini Cooper Clubman im Test
Audi hat doch tatsächlich eine von Mini unbesetzte Nische entdeckt: Der viertürige A1 Sportback tritt als 2.0 TDI gegen den Mini Zwei-plus-eins-Türer Cooper Clubman SD an.
Kleinwagen, wo willste hin? Wenn es nach diesen beiden Konkurrenten geht, nach oben. Zumindest bei den Preisen. Reden wir nicht drum herum: 23.750 Euro Grundpreis für einen Audi A1 Sportback 2.0 TDI sind hart, 26.500 Euro für einen Mini Clubman Cooper SD fast schon frech. Von den Abmessungen her bewegen wir uns schließlich im automobilen Unterhaus, wo aus Rumänien fürs gleiche Geld zwei viel größere Dacia Duster rübertuckern. Was als Argument aber ungefähr so taugt wie die Behauptung, dass zwei Filterkaffee besser seien als ein Espresso.
So muss man die beiden Kontrahenten nehmen: Sie sind klein, aber mit ihren Zweiliter-Dieselmotoren sehr stark und von jeweils intensivem Aroma. Wer bereit ist, für weniger Volumen mehr zu zahlen, der soll das schließlich tun. Es ist zumindest autophilosophisch der schönere Ansatz, als nach immer mehr Blech zu streben.
Audi A1 Sportback begeistert mit Oberklasse-Details
Immerhin sind der Audi A1 Sportback und der Mini Clubman die pragmatischen Spitzen ihrer Sippe. Der kleinste Audi öffnet jetzt auch vier Türen, und der Clubman ist einer der ganz wenigen Zwei-plus-eine-Tür-Vertreter - Heckpforten zählen wir nicht mit. Wobei sich der Bequemlichkeitsvorteil seiner gegenläufig öffnenden rechten Hintertür in engen Grenzen hält. Sicher ist sie besser als gar keine, aber im Vergleich zu einem echten Viertürer wie dem A1 nicht das Tor zum Einsteige-Glück.
Einmal drin im Audi A1 Sportback, kommt den Passagieren das Dach im Fond aber schon bedrohlich nahe, während man im Oxforder Klein-Transporter spürbar luftiger logiert. Das Wort Transporter darf wörtlich genommen werden: Der Mini Clubman bietet zwar keinen wesentlichen Kofferraumvorteil, aber sein steiler Abschluss, die zweiflügelige Heckklappe und die niedrigere Ladekante parieren lockerer als das unpraktischere A1-Schräg-Klappheck sperrige Gepäckstücke.
Lästern sollte sich der Mini trotzdem verkneifen, denn mit seinem kitschig-verspielten Armaturenbrett opfert er die Funktionalität auf dem Lifestyle-Altar. Dieser Gag ist ziemlich durch. Dass es auch schön, edel und praktisch geht, beweist der Audi A1 Sportback. Sein schickes Interieur differenziert ihn eindeutig vom Plattform-Spender VW Polo und begeistert mit Oberklasse-Details, pieksauberer Verarbeitung sowie einem ablesbaren Tacho - so was gibt‘s, lieber Mini.
Beim Sprint sind beide gleichauf
Die Bedienung geht intuitiv von der Hand, und neben einem serienmäßigen CD-Radio gibt es für 1.160 Euro ein überzeugendes Navigationspaket (inklusive Radio concert für 425 Euro) mit Farbbildschirm. Der Mini bietet sein CD-Radio zwar ebenfalls aufpreisfrei, doch die einzig erhältliche große Navigation kostet 1.950 Euro nebst unbedingt notwendigem Radio Visual Boost für 1.200 Euro. Für noch mal 250 Euro lässt es sich im Mini dann via i-Phone-Integrations-App facebooken, twittern und Web-Radio hören. Ein Online-Check des Kontostands wurde wohlweislich nicht programmiert. Jetzt sollte sich der Audi A1 Sportback das Lästern verkneifen, denn allein für die Webradio-Erweiterung ruft seine Preisliste 290 Euro auf. So läppert sich also auch bei Kleinwagen eine zweistellige Konzern-Rendite zusammen.
Wobei - was heißt hier klein? Die Premium-Bambini jagen wie die Großen. Je 143 PS und über 300 Nm packen die beiden 1,3-Tonner am Kragen und werfen sie lässig nach vorne. An die Drehzahlgrenze über 4.000/min getriezt, schenken sich die beiden keinen Zentimeter im Spurt. Nur der knurrigere Ton des SD differenziert die beiden Zweiliter-Turbos. Erst im fünften und sechsten Gang fällt der Audi A1 Sportback fast so tief wie das Altmühltal. Wer nicht blitzschnell runterschaltet, verliert mit der langen Übersetzung beim Überholen viele Sekunden zum Mini. Immerhin nippt der Audi damit ein Wasserglas weniger Diesel pro 100 km.
Mit Komfort haben beide nicht viel am Hut
Heißsporn Mini Clubman und Gleiter Audi A1 Sportback, die Klischees sind also schnell besetzt und nach den nächsten Kurven so zerfallen wie Kaffee Crema. Erst mal haben beide mit großem Komfort nichts an den Dämpfern. Der Audi A1 tippelt mit seiner Verbundlenker-Hinterachse und flachflankigen 17-Zöllern reichlich nervös über Querfugen, der einzelradaufgehängte Mini Clubman bekommt bei harten, langhubigen Wellen einen Schluckauf. Schade, denn die Sportsitze sind bei beiden sowohl gemütlich wie seitenstabil.
Bevor wir jetzt durch die nächsten Kurven wuseln, schauen wir auf die Fahrdynamik-Messwerte: Die Konkurrenten schenken sich hier wenig - und wirken beim Fahren doch wie von zwei Planeten oder eben Oxford und Ingolstadt. Der Mini kokettiert launig mit seinem Wusel-Ruf: Zackig lenkt er ein und lässt beim Lastwechsel auch mal sein opulentes Heck tanzen.
Audi A1 Sportback holt sich Sieg über Kostenkapitel
Der Audi A1 Sportback bleibt subjektiv cooler, lenkt ruhiger ein und zirkelt neutraler. Dabei erreichen beide respekteinflößend schnelle Kurventempi, mit denen man noch in den Neunzigern einige Ferrari erschreckt hätte. Was stört, sind die Marotten: Der A1 teilt harte Stöße im Volant aus, und der Clubman braucht erstaunlich viel Wendekreis. Da auch die Bremsleistungen auf ähnlich hohem Niveau liegen, fährt keiner in den Eigenschaftskapiteln einen dramatischen Vorsprung heraus.
Also entscheidet das harte Urteil des Kostenrechners über Sieg oder Niederlage: Der Mini ist teurer und bietet weniger Grundausstattungals der Audi A1 Sportback. Aber es ist nur zu gut zu verstehen, wenn man seinem Flair erliegt. Wir sagen daher: zwei Espressi bitte.