Audi A4 2.0 TFSI (DTM Edition) im Test

Während die Tuner-Gilde sich vermehrt dem Motto „mehr Sein als Schein“ verschreibt, gehen die Hersteller zuweilen den umgekehrten Weg – wie die jüngste Audi-Kreation beweist.
Die Idee ist weder neu noch originell: Wer sich im Motorsport engagiert, versucht das Flair dieses Engagements Gewinn bringend auf den Alltag zu übertragen. Das Ganze firmiert dann unter dem Namen Imagetransfer und genießt – zumindest in den Marketingabteilungen – einen guten Ruf. In Einzelfällen mag die Sache ja auch glaubhaft sein. So zum Beispiel als Alfa Romeo vor gut zwei Jahren ein an den Diesel-Cup-Renner angelehntes Editionsmodell des 147 auf den Markt brachte. Auch beim Mercedes CLK DTM AMG konnte man sich die Anlehnung noch gefallen lassen: Ein limitiertes Sondermodell, entwickelt von der DTM-Rennwagenschmiede HWA und mit feinster Technik und jeder Menge fahrdynamischem Know How versehen. So weit, so gut
Nicht gut ist nun aber der Schuss, den Audi mit dem A4 DTM Edition abgegeben hat. Er könnte leicht nach hinten losgehen. Denn wer auch nur die geringste Ahnung von dem Geschehen in Deutschlands ranghöchster Tourenwagen-Serie hat, kann über das Paket, das die Ingolstädter unter dem Namen DTM geschnürt haben, nur lächeln oder die Nase rümpfen – ganz nach Lust und Laune. Angesichts der himmelweiten Unterschiede, die die viertürige Straßenlimousine von dem nahezu komplett aus Karbon gefertigten Hightechgerät des Motorsports trennen, kann das silberne DTM-Schildchen an der Flanke des leuchtend-blauen A4 bestenfalls als liebenswerte Alberei, schlimms-tenfalls als blanke Provokation empfunden werden. Nur gut, dass wenigstens der peinliche M. Ekström-Aufkleber an der Seitenscheibe den Pressefahrzeugen vorbehalten bleibt. Wer möchte schließlich schon auf dem täglichen Weg zur Arbeit beständig die fragenden Blicke ratloser Passanten beantworten?
Aber zurück zur Substanz des Autos. Diese ist per se gut, in Sachen Fahr-, Reise- und Sitzkomfort sogar hervorragend. Der 220 PS starke Zweiliter-Turbo-Direkteinspritzer schiebt den 1.550 Kilogramm schweren Viertürer munter an, ist laufruhig und erstaunlich genügsam in Bezug auf den Spritkonsum: Im Testmittel begnügte sich der A4 mit 11,1 Liter Super Plus auf 100 Kilometer – die Vollgasfahrten in Hockenheim mitgerechnet. Wer es ruhiger angehen lässt, kommt mit unter zehn Liter weg. Bestnoten verdient die Gestaltung des Innenraums: Die Sitze sind ausreichend straff gepolstert und hervorragend ausgeformt, die verwendeten Materialien durchweg hochwertig und exzellent verarbeitet. Das mit Wild- und Glattleder bezogene Multifunktions-lenkrad geht als besonderes Highlight durch.
In sportlicher Hinsicht kann sich der Mittelklasse-Audi jedoch keine Meriten verdienen. Von dem ordentlichen Beschleunigungsvermögen und der standfesten Bremsanlage einmal abgesehen, bleibt das DTM-Modell für die Straße flächendeckend hinter den Erwartungen zurück. 65,3 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit im 18-Meter-Slalom sind ebenso Mittelmaß wie eine Zeit von 1.22,9 Minuten auf dem Kleinen Kurs. Aber was will man von einer Limousine, deren Masse zu zwei Dritteln auf der angetriebenen Vorderachse lastet, diesbezüglich auch erwarten? Die notorische Untersteuerneigung, die schlechte Traktion und die spürbaren Antriebseinflüsse in der Lenkung passen ins sportlich nicht überzeugende Bild.
Doch vielleicht sehen wir die Sache ja auch falsch: Vielleicht ist der 38.550 Euro teure Audi A4 DTM Edition 2.0 TFSI schlicht als exquisiter Fan-Artikel gedacht. In diesem Fall mag das Vorhaben in Ordnung gehen