Audi A4 Avant 1.8, BMW 318i Touring, Mercedes C180 T, Volvo V40 2.0i 16V

Edel sei der Kombi, hilfreich und gut – an die Nobel-Kombis der Kompaktklasse werden hohe Ansprüche gestellt. Wer wird ihnen am besten gerecht: der Audi A4 Avant 1.8, der BMW 318i Touring, der Mercedes C 180 T oder der Volvo V 40 2.0i-16V?
Das einzige, was im Automobilgeschäft heute noch boomt, sind die Nischen. Besonders wachstumsträchtig ist die Sparte der kompakten Edel-Kombis, der Marktforscher noch eine Steigerung um 60 Prozent zutrauen. So gesehen liegt Mercedes mit dem T-Modell der C-Klasse wirklich „voll im Trend“, wie Vertriebschef Zetsche meint – auch wenn man in dem Segment ein „Latecomer“ sei. 45 000 kleine Kombi. mit „sexy C-Säule“ (Pkw-Chef Hubbert) sollen pro Jahr verkauft werden, das wären 15 Prozent innerhalb der Baureihe. Das klingt vorsichtig kalkuliert, wenn man bedenkt, dass Trendsetter Audi vom Ende 1995 erneuerten Avant 30 bis 35 Prozent Volumen am A4- Programm erwartet und Volvo beim parallel zum C-Kombi vorgestellten V40 gar von einem 60 Prozent-Split gegenüber der Limousine S 40 ausgeht.
Bei BMW hingegen, wo der alte Touring zusammen mit dem 80 Avant von Audi diese Nische einst erschloss, greifen nur neun Prozent zum Kombi – die bunte Dreier-Palette hält eben mit Limousine, Coupé, Compact, Cabrio und Z3 noch viele andere Farbtupfer bereit. Bevor es um Werte und Bewertungen geht, darf ein Schönheitspreis an Mercedes verliehen werden. Sportlich, schlank und elegant kommt das kleine T-Modell daher und stellt stilistisch nicht nur die Limousine in den Schatten. Selten erzeugte ein Mercedes mehr Umdrehungen pro Minute – bei den Passanten auf der Straße. Der C-Kombi ist zwar blendend in Form, aber kein Blender. Denn die inneren Werte halten, was die schicke Schale verspricht. Mit 465 Litern bei normaler Rücksitzstellung und 1510 Litern nach Umklappen der asymmetrisch geteilten Lehnen bietet der Mercedes den voluminösesten Laderaum. Er erlaubt zudem die höchste Zuladung (531 Kilogramm) und ist auch deshalb besonders einladend, weil die weit nach oben schwenkende Heckklappe eine Stehhöhe von immerhin 1,87 Meter gewährt.
Einziger Schönheitsfehler am Mercedes: Wegen des unter der Fondbank platzierten Tanks ergibt sich nach dem Umklappen der hinteren Lehnen keine ebene Ladefläche. Man kann zum Niveauausgleich die Sitzbank zwar ausbauen, aber im Auto nicht richtig verstauen. Mercedes steht mit dem Problem des unebenen Laderaum. nicht allein da. Auch im Dreier-Touring von BMW findet sich eine störende Stufe, und im Audi Avant steigt die Ladefläche ebenfalls leicht an. Dafür hat der Audi die niedrigste Ladekante. Nur im Volvo V40 kann der Gepäckraum in eine topfebene Fläche verwandelt werden, allerdings müssen zuvor die hinteren Kopfstützen demontiert werden, die in den anderen Autos beim Umklappen dranbleiben können. Die Umklappmechanismen unterscheiden sich kaum. Überall sind nur wenige Handgriffe nötig, um die Arretierung der Lehnen zu lösen, und bei allen sind die hinteren Gurtschlösser so verankert, dass kein Bandsalat entsteht.
Kombis dieser Klasse werden zwar nicht aus Raumzwängen gekauft, wer aber den Nutzwert nicht ganz ins Abseits stellt, wird von Mercedes und Volvo am besten bedient. Denn die C-Klasse offeriert nicht nur den größten Laderaum, sondern auch den meisten Platz für mitreisende Passagiere. Ähnlich geräumig im Fond ist sonst nur der V 40. Außerdem sind Volvo und Mercedes die einzigen, die auf Wunsch mit Niveauregulierung bestellt werden können. In Widerspruch zu ihrem Nobel-Anspruch sind alle nicht besonders üppig ausstaffiert. Features wie Airbag für Fahrer und Beifahrer, höheneinstellbare Gurte mit Straffern und Zentralverriegelung fehlen zwar nicht, aber elektrische Fensterheber hat allein der Audi zu bieten, allerdings auch nur vorn.
Sieht man von Details wie der Dachreling und der dritten Kopfstütze im Fond ab, ist der Mercedes als Teuerster in diesem Quartett (47 840 Mark) nicht besser ausgestattet als die um 3000 bis 4000 Mark preisgünstigeren Alternativen von Audi und BMW. Ganz zu schweigen vom Volvo, dessen Preis von 40 500 Mark bereits Seiten-Airbags einschließt. Zwei in die Fondbank integrierte Kindersitze sind für alle mit Ausnahme des A4 Avant lieferbar. Die zweite Reihe ist ohnehin der Schwachpunkt am Audi. Fußraum gibt es zwar genügend, aber der wird wie schon beim alten Audi 80 durch eine Fondbank mit zu geringer Sitztiefe erzielt. Da sitzt man selbst im enger geschnittenen BMW wesentlich bequemer. Die Karosseriewertung gewinnt letztlich der Mercedes, auch wegen der exzellenten Verarbeitung, an die nur der Audi herankommt.
In beiden sind auf schlechten Straßen keine Klappergeräusche zu hören, alles wirkt solide bis ins Detail. Der BMW kann da nicht ganz mithalten. Der V40 ist sogar eine Enttäuschung: Angefangen von Windgeräuschen bis hin zum Karosserie-Zittern auf holpriger Fahrbahn, das die Inneneinrichtung zum Knistern anregt – von einem Volvo, auch wenn er in den Niederlanden gebaut wird und einem Jointventure mit Mitsubishi entspringt, verlangt man mehr. Doch das ist nicht die einzige Negativ-Überraschung in diesem Test. Denn wer hätte gedacht, dass sich Mercedes ausgerechnet im Federungskomfort eine Blöße gibt? In der Tat enttäuscht das kleine T-Modell mit einer viel zu straffen Fahrwerksabstimmung. In der guten Absicht, den C-Kombi für über 500 Kilogramm Zuladung fahrwerksseitig zu rüsten, wurde über das Ziel hinausgeschossen. Denn unbeladen reagiert der C 180 auf Querfugen mit lästigem Stuckern. Außerdem stellt das harte Abrollen gegenüber der samtigen Limousine eine Komfortminderung dar. Auch mit voller Beladung wird es im Mercedes nicht kommoder. Mit 530 Kilogramm an Bord stampft der T mit ausgeprägten Vertikalbewegungen über Bodenwellen wie ein Schiff auf hoher See. Selbst der BMW und der Volvo, unbeladen ebenfalls keine Sänften und zu spürbarem Stuckern auf Querrillen neigend, geben sich beladen etwas geschmeidiger und zeigen weniger heftige Hochtief-Bewegungen. Auch der Audi bleibt von Zuladung nicht unbeeindruckt, vermittelt aber zumindest unbeladen den komfortabelsten Eindruck.
Gegenüber der Limousine müssen beim Avant keine Abstriche hingenommen werden. Auch nicht in puncto Fahrsicherheit. Der A4 bleibt wie der Dreier Touring in Kurven weitgehend neutral und stets berechenbar, während der Mercedes beladen mit dem Heck merklich nach außen drängt und der Volvo durch das starke Entlasten der Vorderräder mit Traktionsproblemen zu kämpfen hat und Fahrbahnstöße bis in die Lenkung dringen. Außerdem lässt allein der Volvo bei hoher Beanspruchung Bremsenfading erkennen.
Das einzig große Plus des Volvo ist sein Preis von 40 500 Mark, der bereits den stärkeren der beiden für den V40 lieferbaren Motoren beinhaltet. Es ist ein Vierventil-Vierzylinder mit zwei Litern und 136 PS, doch den größeren Hubraum und den zehnprozentigen Leistungsvorteil gegenüber den 1,8 Liter-Konkurrenten vermag der Volvo nur in etwas bessere Beschleunigungswerte umzusetzen. Es mangelt ihm aber wegen der zu langen Übersetzung des fünften Gangs an Elastizität und noch mehr an Laufkultur: Der Motor klingt schon bei geringer Anstrengung brummig und neigt bei höheren Drehzahlen zu lautem Dröhnen. Kultiviert hingegen der Mercedes-Vierventiler, kombiniert mit einem seit Januar modifizierten Getriebe, das sich jetzt leichter und exakter schalten lässt.
Was blieb, ist die Schlappheit im Durchzug und das verzögerte Ansprechen. BMW zeigt mit einem schwächeren Zweiventiler, dass auch ein 1,8-Liter Dynamik bieten kann. Was im Z3 ein wenig brav wirkt (siehe Roadster-Vergleich Seite 28), macht den 318i zum agilsten und sparsamsten Kombi dieser Runde. Da verblasst selbst der Fünfventiler von Audi, der nicht ganz so leichtfüßig hochdreht wie der BMW.Vierzylinder und auch in der Laufkultur nicht den Ton angibt. Er ist aber durchzugsstark und wie die BMW.Maschine eine befriedigende Grundmotorisierung, während im T 180 stets das Gefühl mitschleicht, mit der Wahl des Basismotors am falschen Fleck gespart zu haben. So reicht es wegen der Antriebs- und Komfortschwächen für den geräumigen, aber teuren Mercedes nur zum zweiten Platz, den er sich mit dem BMW teilen muss. Im Gegensatz zum Mercedes liegt dessen Reiz nicht im Heck, sondern im Cockpit – er ist der fahrdynamischste Kombi. Den gelungensten Kompromiss aus Fahrzeug und Raumwagen verkörpert der Audi. Er leistet sich kaum Schwächen und offeriert den besten Fahrkomfort. Dem Volvo bleibt nur der vierte Rang: Qualität, Fahreigenschaften, Komfort und Motor erreichen nicht das Niveau der deutschen Konkurrenten – allerdings auch nicht der Preis.