Hyundai Tucson V6
Selbst wenn der Hyundai Tucson V6 versehentlich in einen Graben gerät, steht er nicht vor unlösbaren Aufgaben. Er bezwingt mehr als nur Bordsteine. Test.
Der Tucson ist an sich ein hübscher, kompakter Softroader mit strammer Körperhaltung und verschmitztem Blick. Jetzt aber, da er mit dem Hintern tief in einem Graben steckt, schaut er etwas doof aus der Wäsche. Dabei hatte das Bordbuch noch gewarnt: „Der Tucson ist nicht dafür ausgelegt, neue Wege zu markieren.“ Das schien zuviel der Sorge. Denn feuchte Wiesenhänge spurte der Allradler problemlos, auch Matsch und etwas loses Erdreich brachten ihn nicht in Verlegenheit. Das schaffte dann aber ein missglücktes Wendemanöver auf einem Feldweg. Weil der Tester durch die getönte Heckscheibe den Graben übersah, plumpste der muskulöse Korea-Sixpack hinein – Heck voraus. Sich da wieder herauszuretten, traute man dem Hyundai nicht mehr zu. Doch tapfer wühlte er sich, mit allen Vieren mühsam scharrend, frei, und ersparte so den peinlichen Gang zum nächsten Traktorbesitzer.
Der Tucson zeigt sich also begabt und belastbar, wenn auch mit dem 175 PS starken V6-Motor nicht optimal motorisiert. Serienmäßig durch eine träge Viergang-Automatik geschwächt, wirkt das Topmodell subjektiv kaum flotter als der Zweiliter-Diesel mit 113 PS. Dafür erweist sich der V6 als umso trinkfester. Selbst bei artgerechtester Fortbewegungsweise – dem per Tempomat geregelten Richtgeschwindigkeits-Cruisen – schafft man nie unter zwölf Liter Verbrauch. Besser also, man ignoriert die unschönen Zahlen, die Verbrauch.- und Reichweitentenanzeige vermelden, und genießt stattdessen den erfreulichen Federungskomfort, das vorne wie hinten üppige Raumangebot und das zwar seitenhaltfreie, aber sehr bequeme Gestühl.
Spätestens auf der Landstraße könnte man jedoch mehr Halt brauchen, denn der Tucson offenbart ein agiles, fast sportliches und zudem problemloses Fahrverhalten. ESP gibt es leider erst ab Dezember und auch dann nur gegen Aufpreis. Kein Einfluss besteht bei der trist-grauen Interieur-Gestaltung, die sich im V6 nicht von den günstigeren Varianten unterscheidet. Verarbeitung und Bedienung sind aber tadellos. Wäre er nicht so ein Säufer, man könnte den Tucson V6 bedenkenlos empfehlen. So aber bleibt der Rat zur Dieselversion – und ein hässlicher Schmiss am hinteren Stoßfänger nach dem unsanften Absacker im Straßengraben.