Mercedes A-Klasse
Mit Spritspar-Technik und stärker gepfeilter Front sieht die überarbeitete A-Klasse optimistisch ihrer zweiten Lebenshälfte entgegen.
Wenn der Kleinste in der Familie die abgetragenen Sachen des großen Bruders bekommt, sorgt das normalerweise für Frust. Nicht so bei der A-Klasse von Mercedes, die mit den Infotainmentsystemen aus der C-Klasse ganz nebenbei auch die derzeit beste Sprachsteuerung am Markt erbt. Dank geführter Sprachdialoge und Eingabe ganzer Wörter klappt die Kommunikation mit Navi & Co. verblüffend gut. Zusammen mit der Festplatten-Navigation und einem vier Gigabyte großen Musik-Speicher im aufpreispflichtigen Comand-System befindet sich die überarbeitete A-Klasse multimedial wieder voll auf Höhe der Zeit.
Spritsparen an der Ampel
Nach dreieinhalb Jahren Bauzeit wurde auch in Sachen Spritspar-Technik nachgelegt: Unter dem hauseigenen Öko-Label Blue Efficiency bietet Mercedes ab September drei besonders sparsame Modelle an. Die Benziner A 150 und A 170 mit Schaltgetriebe versprechen mit ihrer Start-Stopp-Funktion Verbrauchsvorteile von 0,4 Litern auf 100 Kilometer gegenüber den herkömmlichen Varianten. Das System schaltet den Motor ab, sobald der Fahrer bei Geschwindigkeiten von unter acht km/h den Gang rausnimmt und bremst, etwa beim Heranrollen an eine rote Ampel. Geht der Fuß von der Bremse, wirft ein Startergenerator von Valeo den Motor in Sekundenbruchteilen wieder an.
Mit dem A 160 CDI hält allerdings der Diesel unter den Blue Efficiency-Varianten den Verbrauchsrekord – und das ganz ohne Start-Stopp-Funktion. Im Gegensatz zu BMW möchte Mercedes seiner Kundschaft nicht an jeder roten Ampel den kernigen Diesel-Anlassvorgang zumuten. Um dem 160er dennoch die versprochenen 0,4 Liter Minderverbrauch abzuringen, wurde daher an vielen kleinen Stellschrauben gedreht: Dank Tieferlegung von zehn Millimetern sowie überarbeiteter Kühlermaske schlüpft der CDI jetzt geschmeidiger durch den Wind, muss aufgrund seiner speziellen Reifen einen geringeren Rollwiderstand überwinden und durch Leichtbau 20 Kilogramm weniger schleppen.
Je nach Zustand der Batterie lädt die Lichtmaschine zudem nur im Schubbetrieb, um dem Motor beim Beschleunigen weniger Widerstand entgegenzusetzen. Mit einem Normverbrauch von 4,5 Litern unterbietet der A 160 CDI Blue Efficiency auch die Grenze von 120 Gramm CO2 auf 100 Kilometer knapp um ein Gramm. Kurios allerdings, dass nur der Zweitürer des A 160 CDI in den Genuss der Spritspar-Technik kommt, während A 150 und A 170 auch viertürig sparen. Ebenso unverständlich, dass das Blue Efficiency-System 250 Euro Aufpreis kostet. Sollten sich viele A-Klasse-Käufer für die verbrauchsreduzierende Technik entscheiden, stellt Mercedes immerhin zusätzliche Motor-Varianten und sinkende Aufpreise in Aussicht.
Automatisch in die Lücke
Bei einem neuen Ausstattungsdetail gehen die Schwaben schon jetzt von einer hohen Bestellquote aus: dem Parkassistent. Dieser vermisst Parkflächen beim Vorbeifahren selbst bei zügigen 35 km/h und lenkt auf Knopfdruck selbständig in die Lücke. Mit knapp 800 Euro kommt das im Test beeindruckend präzise funktionierende System nur rund 100 Euro teurer als die bisherigen Parkpiepser. Da Fahrwerk und Lenkung unangetastet blieben, zieht die A-Klasse ihre Reize weiterhin aus der hohen Sitzposition und einer direkten, leichtgängigen Lenkung, die müheloses Flutschen durchs Stadtgetümmel erlaubt.
Für passionierte Querdynamiker gibt es nach wie vor geeignetere Fahrzeuge. Optisch ist der überarbeitete A, der am 21. Juni zu den Händlern kommt, kaum vom bisherigen Modell zu unterscheiden. Neue Scheinwerfer und Schürzen lassen ihn etwas selbstbewusster in die zweite Lebenshälfte seines Modellzyklus blicken. Da er bei leicht verbesserter Ausstattung (etwa Gepäckrollo, Lichtautomatik, Türgriffe in Wagenfarbe) nur etwa 200 Euro teurer wird, dürfte ihm weiterhin Platz zwei in der Mercedes-Verkaufsstatistik sicher sein. Vor ihm liegt mit der C-Klasse mal wieder der große Bruder. Aber so ist das halt mit Geschwistern.