Mercedes-Benz 230 SL
Das konkav gewölbte Hardtop nach dem Vorbild buddhistischer Tempel wurde zum Symbol des Mercedes-Roadsters, der zugleich 190 SL und 300 SL ablöste. Anfangs tat sich der sachlich geformte Sportwagen schwer, den SL-Mythos fortzuschreiben, heute ist er selbst eine Ikone.
Es heißt Mercedes-Benz 230 SL oder schlicht "Pagode", kam 1963 in Genf zur Welt und blieb ein Jahrzehnt lang modern. Er ist ein Verwandlungskünstler, der vieles kann und fast alles mitmacht.
Im Spätherbst wird er zum Coupé, wenn man ihm das feste Stahldach mit großem, beheizbarem Heckfenster aufsetzt. Eine Sportmütze von solch luftiger Eleganz, dass sie sogar zu allen Jahreszeiten passt.
Keine teure Maßanfertigung
Vom 190 SL erbte die Pagode das Gleichteileprinzip mit der amtierenden Limousinen-Baureihe, sprich "Große Heckflosse". Neben vielen Ausstattungsteilen haben Flosse und Pagode die Doppelquerlenkerachse vorn sowie die Eingelenk-Pendelachse hinten und natürlich den Reihensechszylinder mit der oben liegenden Nockenwelle gemeinsam.
Verglichen mit dem großartigen Vorgänger war die Pagode keine teure Maßanfertigung für den Wettbewerbseinsatz, sondern ein hochwertiges, raffiniert gemachtes Konfektions-Automobil. Wenn schon nicht aus Kostengründen der hochgezüchtete Drei-Liter-Direkteinspritzer vom Typ M 198 zum Einsatz kam, dann musste sich eben der M127 einer Tuningkur ab Werk unterziehen.
Boulevard-Roadster für gelangweilte Hausfrauen?
Ein Plus von 30 PS sorgt dafür, dass der 230 SL mit Stoffverdeck an der 200 km/h-Marke zupft. Die Pagode ist über den Verdacht, ein Boulevard-Roadster für gelangweilte Hausfrauen zu sein, erhaben. Gerade der auf diesen Seiten präsentierte frühe 230 SL zeigt einen kernigen Charakter. Sein agiles Handling im Verbund mit dem drehfreudigen Motor vermittelt ein dynamisches Fahrvergnügen und damit das hautnahe Sportwagengefühl, das der Pagode von Laien wegen ihrer braven, etwas femininen Ausstrahlung immer abgesprochen wird.