Das ursprüngliche Spanien kennenlernen

Jenseits der Küsten trifft man in Nordandalusien und in der Extremadura im Südwesten Spaniens auf längst vergessen geglaubte Traditionen, wie etwa halbwild gehaltene Schweine, die sich hauptsächlich von Eicheln ernähren.
Golden erstrahlen Dörfer und Hänge. Eine Handvoll Maultiere – mit Strohbündeln und Säcken beladen – trotten auf steinigem Pfad zwischen Kiefern und Korkeichen ins Tal. Wir genießen die Kühle, die zu früher Stunde durch die offenen Scheiben dringt. Auf unserer Fahrt mit dem Gespann durch die Sierra de Aracena eröffnen sich immer wieder weite Ausblicke. Die wenig bekannte, nordandalusische Hügelkette bildet eine natürliche Grenze zur Extremadura.
Das Gebiet ist seit jeher reich an Bodenschätzen. Die Minen von Riotinto gelten als die ältesten, noch aktiven in der Welt; bereits vor 5000 Jahren wurde in ihnen Kupfer gewonnen. Ob früher auch Silber abgebaut wurde, wie die einst hier verlaufende Römerstraße Vía de la Plata, der Silberweg, vermuten lässt, ist nicht belegt. Der Hauptort Aracena wartet mit einer der spektakulärsten Grotten Spaniens auf. Die Gruta de las Maravillas (= Höhle der Wunder) besticht mit ihren bizarren Kalksteingebilden und Seen in bis zu 40 Meter hohen Sälen. Unweit westlich liegt das Dorf Jabugo, berühmt für seinen exzellenten Schinken.
Jenseits der Berge verzaubert die weiße Altstadt von Zafra ihre Besucher. Beim Eintritt in die Gassen fällt zuerst die Alcázar de los Duques de Feria ins Auge. Die wehrhafte Burg birgt heute ein Hotel; sie zeugt von der Glanzzeit Zafras als wichtige Marktstadt. Diese lockte besonders im 15. Jahrhundert Händler und Kunden auch aus weit entfernten Provinzen hierher in die südliche Extremadura. Das Sortiment reichte von einfachen Lederwaren über edles Tuch bis zu kostbarem Geschmeide. An den Mauern vorbei gelangt man über die Calle Sevilla zur Plaza Grande und Plaza Chica – beide schmücken schattige, rundbögige Sandsteinarkaden.
Antike Städte und Bauwerke
Im Jahr 25 vor Christus gründete Kaiser Augustus die Siedlung Augusta Emerita am Ufer des Río Guadina als Alterssitz für verdiente Kriegsveteranen. Sie stieg rasch zum Zentrum der römischen Provinz Lusitania auf. Nach ihrem Jahrhunderte währenden Niedergang zählt Mérida – seit 1983 Hauptstadt der autonomen Gemeinschaft Extremadura – mit derzeit rund 58.000 Einwohnern wieder eben so viele wie zur Blüte vor 2000 Jahren.
Mehr als 30 antike Bauwerke lagen lange Zeit verborgen unter Erde und Schutt. Das zu Beginn des 20. Jahrhunderts freigelegte Theater mit einem mächtigen Bühnengebäude aus Granit und Marmorsäulen gehört zu den großartigsten seiner Art. Seit 90 Jahren finden in ihm wieder Aufführungen klassischer Werke statt. In der benachbarten Arena kämpften Gladiatoren vor bis zu 15.000 Zuschauern. Das Amphitheater ließ sich sogar fluten, um Seeschlachten vorzuführen. Die Puente Romano gilt mit einer Länge von 755 Metern als die längste noch erhaltene Brücke aus dem Altertum.
Die Erde in Montánchez, so ein Lied, sei so rot, da mit dem Blut früherer Generationen getränkt. Das hoch gelegene Dorf mit einer Maurenburg (12. Jh.) oben auf der Spitze war die Heimat vieler Konquistadoren. Ganz gleich in welche Himmelsrichtung wir blicken: Unten erstrecken sich schier endlose Weiden, Olivenhaine und Kastanienwälder. Montánchez trägt zu Recht den Beinamen "Balkon der Extremadura".
Auch Cáceres erhebt sich über altem Kulturland. Jede Parzelle auf dem Stadtcampingplatz verfügt über ein eigenes Sanitärhäuschen inklusive Spülbecken. Ein Rundgang durch das Unesco-Weltkulturerbe beginnt meist an der Plaza Mayor. Über das barocke Sternentor gelangen wir in jenes urtümliche Gassengewirr, das in der Hollywood-TV-Serie "Game of Thrones" die perfekte Kulisse bot. Vor allem im Umfeld der Kathedrale Santa Maria (15. Jh.) versuchten seinerzeit Kaufleute und Adlige sich mit ihren prunkvollen Stadtpalästen gegenseitig zu übertrumpfen.
Über den Felsen im Nationalpark Monfragüe nordwestlich von Cáceres schweben Kaiseradler und Mönchsgeier, auch der Schwarzstorch brütet hier. Über der Tajo-Schlucht bietet eine Burgruine unglaublich schöne Aussichten. Eine gute Basis ist Camping Parque Natural de Monfragüe 15 Kilometer nördlich des Nationalparkzentrums.
Ein Rückzugsgebiet für Steinböcke ist die Sierra de Gredos im Norden der Extremadura. Doch neben den Schutzzonen gibt es Bereiche, wo Wandern und Skifahren ausdrücklich erlaubt sind. In den Dörfern am Fuß trocknen Paprikaschoten an verwitterten Holzwänden. Golden leuchtet der Hang und eisblau der Bach, der neben unserem Weg ins Tal stürzt.
Schwarzer Huf
Fleischwaren aus Jabugo genießen über die Grenzen hinweg einen ausgezeichneten Ruf. Der Schinken etwa stammt ausschließlich vom Cerdo Ibérico, einer Kreuzung aus Wild- und Hausschwein. Nur er darf den Namen "pata negra" tragen, der "Schwarzer Huf" bedeutet. Neben dem Futter aus Eicheln ist die Verarbeitung sehr wichtig, darunter Einlegen in grobkörnigem Salz, Reifen in kühlen Kellern und abschließend für ein Jahr in großen Trockenkammern.
Campingplätze in der Region
Informationen
Umfassende Infos zu den Welterbestätten, der Natur im Monfragüe-Nationalpark, den Wanderwegen, dem iberischen Schinken, den Kultur- und Gastro-Routen, der Kunst und vieles weitere mehr bietet die Website der Region Extremadura, herausgegeben von der Vertretung des Fremdenverkehrsamts der Extremadura,