Winkel-, Längs- oder Heckküche?

Brot-und-Butter-Kochzeile ohne Schnickschnack oder Luxusküchenblock? Geschmäcker sind verschieden. Das gilt auch für die Küchen in Reisemobilen. promobil zeigt alle gängigen Küchenformen und welche Vorteile und Nachteile sie bieten.
Wie soll die Küche im Wohnmobil aussehen? Die einen wollen es eher kompakt und praktisch, weil sie im Urlaub lieber ins Restaurant gehen, als sich selbst ans Gemüseschnippeln zu machen. Sie nutzen die Küche oft nur für das Frühstück. Die anderen wiederum lieben es geradezu, sich in fremden Ländern mit lokalen Zutaten einzudecken und dann ausgiebig im Reisemobil ein Menü zu zaubern.
Die aktuelle promobil-Leserwahl-Umfrage bestätigt: Fast 80 Prozent der Befragten bereiten zumindest ab und zu eine warme Hauptmahlzeit in ihrem Wohnmobil zu. Zum Vergleich: Lediglich vier Prozent kochen im Reisemobil nie.
Diese Küchen gibt's für Reisemobil und Campingbus
Die Reisemobil-Entwickler schenken der Küche in neuen Modellen mehr Aufmerksamkeit und bieten potenziellen Käufern auf Wunsch mehr Kochkomfort – soweit es der Grundriss zulässt. Das hier sind die gängigsten Küchen-Arten für Wohnmobile
Winkelküche
Winkelküchen gibt es in zwei Ausführungen: Ist der hervorspringende Schenkel vorne, grenzt daran in der Regel die Querbank der Sitzgruppe. Ist er hinten, folgt darauf der Sanitärraum.
(+) Ergonomische Küchenanordnung, da Kocher und Spüle bequem zu erreichen sind.(+) Meist besteht Platz für einen großen Kühlschrank auf der Gegenseite.(-) Oftmals nur wenig echte Arbeitsfläche vorhanden.
Längsküche vorne
Modelle mit einer kompakten Längsküche direkt hinter dem Beifahrersitz werden immer seltener. Der Grund: Die Käufer wünschen sich mehr Platz an der Sitzgruppe, am besten noch mit einer Seitenbank. Darum ist diese Küchenanordnung nur noch bei sehr kompakten Alkoven, Teil- und Vollintegrierten zu finden.
(+) Küche direkt gegenüber der Sitzgruppe, daher kurze Wege.(+) Anordnung ermöglicht sehr kurze Fahrzeugmodelle mit teils unter sechs Meter Länge.(-) wenig Arbeitsfläche(-) umständliches Drehen des Beifahrersitzes(-) enge Sitzgruppe(-) oft nur kleiner Kühlschrank
Längsküche mittig
Vor allen Dingen in großen Familienmobilen sehr beliebt, punktet diese Anordnung – meist direkt im Anschluss an die Aufbautüre platziert – durch viel Stauraum und Arbeitsfläche und einen großen, angrenzenden Kühlschrank. Auch als Kompaktvariante mit Längsbanksitzgruppen.
(+) Viel Stauraum mit Hängeschränken oben und Schubladen unten(+) Häufig lässt sich eine Arbeitsflächenerweiterung ausklappen.(-) Nimmt durch oft großzügige Maße viel Platz in Anspruch, der dann in anderen Bereichen, wie etwa dem Sanitärraum wieder eingespart werden muss.
Heckküche
Früher gang und gäbe, heute eine Seltenheit: Heckküchen gibt es fast nur noch bei Spezialisten wie Campmobil Schwerin. Sie passen nicht zusammen mit dem Wunsch nach großen Betten und Garagen im Heck.
(+) Die Anordnung ermöglicht eine große Küche, selbst in kompakten Campingbussen.(-) Schränke, die in Fahrtrichtung öffnen, dürfen aus Sicherheitsgründen nicht schwer beladen werden.(-) Transport von Sperrigem wie Fahrräder nur auf Heckträger möglich.
Neue Grundrisse verdrängen klassische Heckküche
Eigentlich gab und gibt es in Reisemobilen nur vier Küchenvarianten: die Winkel-, die Längs-, die Insel- und die Heckküche. Letztere – bis Ende der Neunziger noch sehr beliebt – ist seit Anfang der 2000er Jahre nahezu ausgestorben. Das hat vor allen Dingen zwei Gründe: Zum einen stellen Schubladen und Schränke, die in Fahrtrichtung öffnen und mit schwerem Geschirr gefüllt sind, bei einem Crash ein Sicherheitsrisiko dar. Zum anderen wird bei aufgebauten Reisemobilen der Platz im Heck heute lieber für Festbetten und eine Garage genutzt. Deshalb kommt die klassische Heckküche, wenn überhaupt, nur noch in Campingbussen zum Einsatz, etwa bei den VW-Bulli-Ausbauten von Hersteller Campmobil Schwerin.
Die frei stehende Inselküche wiederum war nur eine kurzzeitige Modeerscheinung, die aufgrund ihres erhöhten Platzbedarfs bald wieder verschwand.
Die Winkelküche ist und bleibt beliebt
Winkelküchen dagegen stehen schon seit längerem hoch im Kurs. Die Anordnung weiß nicht nur aus ergonomischer Sicht zu überzeugen, weil Spüle und Kocher rückenschonend in Griffnähe zu bedienen sind, sondern auch, weil sie gegenüber meist Platz für einen großen Kühlschrank bietet.
Zwei Ausführungen stehen zur Wahl: Ist der hervorspringende Schenkel vorn angeordnet, schließt sich der Küchenblock meist direkt an eine Quersitzbank an – siehe auch den Grundriss des Knaus Sky TI 700 MEG. Häufig wird das verbindende Stück dann als Tresen genutzt oder schafft Platz für einen ausfahrbaren Fernseher.
Ist der Schenkel hinten platziert, folgt meist der Sanitärraum. Diese Variante ist in neuen Modellen häufiger anzutreffen, da sie die Kombination mit den immer beliebter werdenden Längsbanksitzgruppen ermöglicht. Eine besondere Variantefindet sich im Itineo FC650, bei dem der lange Küchenschenkel in den Gang hineinragt und so quasi die Funktion eines Raumteilers übernimmt.
Mittige Längsküche besonders familienfreundlich
Als weitere Anordnung steht die aktuell wieder häufigere Längsküche zur Wahl – denn auch sie lässt sich gut mit den trendigen Face-to-Face-Sitzgruppen verbinden. Dann steht die Küche im Anschluss mittig im Fahrzeug. Weniger verbreitet ist dagegen die Version mit kompakter Kochzeile direkt hinter dem Beifahrersitz. Eingeschränkte Platzverhältnisse an der gegenüberliegenden Halbdinette und meist wenig Arbeitsfläche sprechen gegen diese Küchenoption. Daher ist diese Anordnung nur noch in sehr kompakten Alkoven, Teil- oder Vollintegrierten, etwa von Knaus oder Hobby, zu finden.
Für Familien eignet sich hingegen oft das Pendant in der Fahrzeugmitte, teils auch mit klassischer Viererdinette davor: Dank viel Stauraum und Arbeitsfläche sind hier ideale Vorraussetzungen gegeben, um auch Mahlzeiten für mehr als zwei Personen zuzubereiten. Als Beispiele seien hier der Dethleffs Trend A 5887 und der Carado T 337 genannt.
Reicht die vorhandene Fläche zum Gemüseschneiden trotzdem nicht aus, bieten einige Hersteller zusätzlich ausklappbare Erweiterungsplatten, die den Küchenblock noch verlängern. Eine Idee, die man aus Campingbussen kennt.
Generell scheinen die beliebten ausgebauten Kastenwagen inzwischen als Vorreiter für die gesamte Branche zu agieren. Erhielten hier bereits früher Kompressorkühlschränke oft den Vorzug gegenüber Absorbermodellen, so taucht diese Technik, die mehr Kühlleistung bei heißen Außentemperaturen verspricht, nun auch immer öfter bei den aufgebauten Reisemobilen auf – etwa im Bürstner Lyseo T 644 G.
Wo früher Gläservitrinen die Küchen zierten, wird heute mehr auf den Kaffeegenuss geachtet. Immer häufiger gibt es spezielle Fächer oder gar Lifte, meist für kompakte Espressomaschinen. Das Heißgetränk ist eben bei fast allen beliebt – bei Hobbyköchen wie Kochmuffeln.
Basisausstattung: Ansprüche sind verschieden
Während im Wohnmobil bei der Anordnung der Küche – verglichen mit dem Sanitärraum oder der Sitzgruppe – nur wenig Variationen zur Auswahl stehen, sieht das beim Thema Küchenausstattung anders aus: Kocher mit zwei oder drei Flammen, kleiner oder großer Kühlschrank, viel oder wenig Arbeitsfläche, Kaffeemaschine ja oder nein?
Egal ob leidenschaftlicher Hobbykoch oder nicht: Eine gewisse Grundausstattung weisen alle Fahrzeuge auf. So gehören neben einem Hängeschrank und Schubladen für Besteck, Geschirr und Töpfe auch eine Spüle, ein Mehrflammkocher sowie ein Kühlschrank zum Basissortiment eines typischen aufgebauten Wohnmobils.
- Kühlschrank: Kompakte Campingbusse nutzen oftmals, statt eines fest eingebauten Kühlschranks, eine mobile Kühlbox, die auch außerhalb des Fahrzeug genutzt werden kann. Bei ausgebauten Kastenwagen gehören dagegen Kühlschränke mit einem Fassungsvermögen zwischen 60 und 90 Litern meist zum Serienumfang. Noch größer fallen die Modelle in Alkoven, Teil- und Vollintegrierten aus. 120 bis 140 Liter sind fast schon Standard, 160 bis 190 Liter zumindest als Option oft verfügbar.
- Kocher: Nur wenige kompakte Campingbusse verzichten auf einen fest eingebauten Herd und haben stattdessen mobile Kartuschenkocher. In großen Bussen und aufgebauten Reisemobilen gehört ein fest eingebauter Kocher immer zum Serienumfang – meist mit drei Flammen und Elektrozündung. Den Brennstoff liefern ein oder zwei Gasflaschen.
- Spüle: Egal ob kleiner Campingbus, kompakter Kastenwagen oder luxuriöser Integrierter: Eine Spüle gehört zu jedem Küchenblock. Die meist aus Edelstahl geformten Becken fallen je nach Modell mal größer, mal kleiner aus und sind oftmals aus demselben Blech geformt wie der direkt anschließende Kocher. Das erleichtert die Reinigung.
Luxusküchen
Bei Linern – den Luxusmodellen unter den Reisemobilen – fällt alles eine Nummer größer aus. Das gilt auch für die Küchenausstattung. So umfasst die nicht nur Spüle, Kühlschrank und eine großzügige Arbeitsfläche zum Vorbereiten. Nein, mit einem Backofen, einer Spülmaschine und einer Mikrowelle steht sie dem heimischen Herd kaum nach. Inzwischen setzen viele Hersteller außerdem nicht mehr auf den klassischen Gaskocher, sondern bevorzugen glatte Induktionsplatten. Die gibt es gegen Aufpreis teils auch schon für höherpreisige Teil- und Integrierte.
Küchenmodule
Flexibilität ist das Zauberwort bei kompakten Campingbussen, die oftmals in Alltag und Freizeit gleichermaßen zum Einsatz kommen sollen. Darum werden variabel ein- und ausbaubare Küchenmodule immer beliebter. Sei es, dass die Küchen komplett ausgestatteter Campingbusmodelle herausnehmbar gestaltet sind. Oder, dass Modulmöbelanbieter für beliebte Transporter passende Komponenten anbieten, die sich nachträglich schnell und ohne Werkzeug im Fahrzeug fixieren lassen. Die kompakten Blöcke bieten – je nach Preis und Ausstattung – in der Regel neben einem Kocher auch Platz für eine Kühlbox und Stauraum in mehreren Schubladen und Fächern.