Vier Wochen immer am blauen Meer entlang

Um mit dem Wohnmobil nach Griechenland zu gelangen, rollt man entweder in Italien auf die Fähre oder man fährt – wie wir – rund 2000 Kilometer über den Balkan. Wir nehmen uns vier Wochen Zeit und erkunden die ionische Küste.
Im kroatischen Zadar legen wir unseren ersten Stopp ein. Wir erreichen den Küstenort nach einem Tag Anreise über die Autobahn und freuen uns auf ein Abendessen am Meer. Am nächsten Morgen geht es endlich auf die Küstenstraße. Die Landschaft verändert sich kaum, trotzdem wird es auf der gut 500 Kilometer langen Strecke nicht langweilig. Links die hohen, schroffen Felsen des Dinara-Gebirges, rechts begleitet uns das blaue Meer.
Von der hochgelegenen Küstenstraße haben wir oft wunderschöne Ausblicke auf traumhafte Buchten, an denen wir gelegentlich für kleine Schnorchel- und Badestopps anhalten. Auch auf unzählige Inseln sowie Küstenorte wie Dubrovnik haben wir eine fantastische Sicht. Zwischendurch fahren wir exakt 10 Kilometer durch Bosnien-Herzegowina, bevor wir Montenegro erreichen. Dort kann man die Bucht von Kotor umrunden, was gut eine Stunde dauert, oder man nimmt eine fünfminütige Fähre, was wir bevorzugen.
Kleines Campingparadies in Durrës, Albanien
Kurz vor der albanischen Grenze verändert sich langsam die Landschaft, und das Gebirge wird flacher. Die Straße führt uns ins Landesinnere. Eselskarren kommen uns entgegen. In der Nähe von Durrës halten wir auf Camping Pa Emer direkt am Wasser. Mit den Vorderrädern fahren wir bis auf den Strand und stehen unter einem mit Palmwedeln bedeckten Dach. Vor uns führt ein Holzsteg zu einer kleinen, traumhaften Insel. Dort kann man tagsüber unter Strohschirmen liegen, und abends wird frische Pizza aus dem Steinofen serviert.
Neben uns stehen Sarah und Mirko mit ihrem alten Alkoven. Beide kommen aus Montenegro und schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, als wir erzählen, dass wir in Kotor die Fähre genommen haben. Da hätten wir was verpasst, und so versprechen wir, auf dem Rückweg um die Bucht zu fahren.
Nach zwei Tagen verlassen wir schweren Herzens dieses wunderschöne Fleckchen Erde. Wir fahren die albanische Riviera entlang und durch das Ceraunische Küstengebirge, bis wir an der Küste vor Butrint zu einer ungewöhnlichen Fähre kommen. Ein Floß, seitlich nur mit einem Geländer aus Seilen gesichert, soll uns über den breiten Kanal bringen? Vor uns fährt ein albanischer Kleinbus auf die Fähre, also trauen wir uns auch und rollen langsam auf die Holzbohlen. Während der Überfahrt kassiert ein junger Mann. Da es keine ausgewiesenen Preise gibt, sind wir uns sicher, dass wir mit 10 Euro etwas mehr bezahlen als die Einheimischen. Wir erreichen sicher die andere Seite und kurz darauf die griechische Grenze.
Mit der Fähre nach Korfu
Es ist schon spät, und wir suchen in der Nähe der Hafenstadt Igoumenitsa einen Platz für die Nacht. Gleich morgen früh wollen wir mit der ersten Fähre nach Korfu. Nach 70 Minuten legt sie in der gleichnamigen Inselhauptstadt an, und wir verbringen den Vormittag in der schönen Altstadt. "Die grüne Insel" trägt ihren Namen zu Recht. Wo am Festland viele Pflanzen vertrocknet sind, sieht man hier saftiges Grün. An einem kleinen Strand finden wir neben einer Palme einen schönen Platz für die Nacht. Hinten am Horizont ist noch die albanische Küste zu sehen.
Beim Frühstück vor dem Campingbus überlegen wir ein Boot zu mieten, um zum Schnorcheln die Küste entlangzuschippern. Währenddessen lassen drei junge Männer ihre Boote neben uns ins Wasser. Wir kommen ins Gespräch, und es stellt sich heraus, dass sie die Boote vermieten. Was für ein Zufall. Schnell ist das Nötigste gepackt, und wir erleben die Küste Korfus von der Wasserseite. Zum Schnorcheln halten wir an kleinen Steinstränden unterhalb der Felsen. Treibholz liegt herum und Lianen hängen von den Klippen. Das Meer ist ein Traum, türkis und glasklar.
Am nächsten Tag geht es zurück ans Festland. Von der Straße aus erblicken wir eine schöne Bucht. Der Weg hinunter ist nicht asphaltiert, unser Campingbus setzt mehrmals auf, und wir müssen rangieren. Schließlich gelangen wir doch noch nach unten und werden mit einem schattigen Plätzchen und einer herrlichen Aussicht über das Meer belohnt. Am Abend kommt eine Herde Ziegen vorbei. Es werden nicht die einzigen tierischen Besucher bleiben. Gleich am nächsten Abend, an einem anderen Strand, hinterlassen uns Kühe ihre Fladen vorm Campingbus, und am Tag darauf besuchen uns Schweine an einer anderen Bucht in der Abenddämmerung.
Halbinsel Peloponnes
Über die Rio-Andirrio-Brücke erreichen wir die Halbinsel Peloponnes. Am Bahnhof in Diakopto steigen wir um in eine Zahnradbahn. Ihre Schienen führen uns unter steilen Felshängen durch die Vouraikos-Schlucht. Nach einer Stunde endet die aufregende Fahrt in Kalavrita. In dem kleinen Skiort ist im Sommer nicht viel los, und wir beschließen, nach einem Frühstück im Café, nicht auf den nächsten Zug zu warten. Wir wandern zurück. Entlang der Schienen, über alte Brücken und vorbei an kleinen Bachläufen, werden wir auf halber Strecke von der herabfahrenden Bahn eingeholt und steigen zu.
An der Ausgrabungsstätte Archaia Korinthos besichtigen wir die gut erhaltenen antiken Säulen und an der Kulturstätte Epidauros das besterhaltene Theater der Antike. Von der oberen Sitzreihe aus hat man nicht nur eine fantastische Sicht zur Bühne, sondern ebenso auf die Berglandschaft Argolis. Auch der Kanal von Korinth ist sehenswert. Er trennt den Peloponnes im Nordosten vom Festland. Seine Felswände ragen 84 Meter steil empor. Von oben sehen selbst große Frachtschiffe wie Spielzeugboote aus.
Nach den Besichtigungen sehnen wir uns nach einer Abkühlung im Meer. Ein Zufall bringt uns auf einen Weg, der zu einem einzigartigen Strand bei Gythio führt. Wir parken unter Bäumen auf festem Sand und entdecken ein riesiges Schiffswrack. Der 67 Meter lange Frachter ist 1981 hier gestrandet und rostet seitdem vor sich hin. Ein eiskalter Quellbach fließt den Strand entlang. Er bringt uns die ersehnte Abkühlung. Am Abend stellen wir rund um den Campingbus Fackeln auf und genießen den Ausblick auf das Meer und das mystische Wrack.
Unverhofftes Wiedersehen
Die Ochsenbauchbucht Voidokilia soll die Schönste auf dem Peloponnes sein. Auf dem Parkplatz vor der Bucht fällt uns ein anderer Campingbus auf. "Moni und Christoph" sagen wir fast im Chor und blicken uns ungläubig an. Jahre zuvor hatten wir die beiden flüchtig auf Sardinien kennengelernt. Ob wir sie überhaupt wiedererkennen? Wir entdecken sie beim Fotografieren des Sonnenunterganges, der jetzt zur Nebensache wird. Die Freude ist riesengroß. Gemeinsam fahren wir zu einer Nachbarbucht, wo wir ungestört bis spät in die Nacht zwischen unseren Bussen sitzen.
Für uns geht es am nächsten Morgen wieder auf eine Fähre: Die eineinhalbstündige Überfahrt nach Zakynthos ist stürmisch. Aushängeschild der Insel ist der Navagio Beach. Die Schmugglerbucht kann man nur vom Boot oder von einer Aussichtsplattform aus bestaunen. Diese ist gut besucht, jeder will ein Foto machen. Denn auch hier liegt ein Schiffswrack, das inzwischen Berühmtheit erlangt hat. Einsam und fast gespenstisch wirkt es unten am Strand in der beeindruckenden Felsbucht, umgeben vom blauen Meer.
Im Hafenort Agios Nikolaos parken wir und gehen die paar Meter zum Strand zu Fuß. Auf dem Weg fällt uns eine schöne Taverne auf, die wir am Abend aufsuchen. Nachdem wir gut gegessen haben, spricht uns der Inhaber Dimitri an. Er ist auch der Hafenmeister und schlägt uns vor, hier kostenlos zu übernachten und die Duschen zu benutzen. Das gastfreundschaftliche Angebot nehmen wir sehr gerne an.
Kefalionia – größte ionische Insel
Auch zur Nachbarinsel Kefalionia setzen wir mit der Fähre über. Der Umriss der größten ionischen Insel erinnert an einen Eselskopf. Wir fahren hinunter zum Mythos Beach, wo am frühen Morgen noch nicht viel los ist. Im kristallklaren Wasser schnorcheln wir um weiße Felsen und entdecken eine Höhle, in der das Wasser wunderschön blau schimmert.
Dann fahren wir die Serpentinen an der Bucht wieder hoch. Der Blick zurück auf den Strand ist gigantisch. Strahlend weiß sticht er im Kontrast zum blauen Meer und grün bewachsenen Felsen hervor. In Sami besuchen wir die Melissani-Höhle. Durch das riesige Loch in der Decke der Tropfsteinhöhle fallen die Sonnenstrahlen auf den unterirdischen, tiefblauen See. In einem der bunten Boote werden wir durch die angenehm kühle Grotte gerudert und bestaunen die magische Unterwelt.
Die Straße zum höchsten Berg der Insel ist in einem schlechten Zustand. Schlaglöcher und fehlende Leitplanken machen die Fahrt auf der schmalen Straße zum Abenteuer. Dafür werden wir oben, auf 1628 Meter Höhe mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Küste entschädigt. Auch Zakynthos lässt sich am Horizont blicken. Am Nachmittag haben wir bei Sami eine Verabredung mit Katharina zur Eselwanderung. Zusammen mit Eseldame Wiolätta führt sie uns über Stock und Stein durch die unberührte, wunderschöne Natur.
Im Norden der Insel liegt der Fischerort Assos idyllisch auf einer Halbinsel. Schon die Anfahrt entlang der Küste ist wunderschön. Nach einem Frappé am Hafen sehnen wir uns aber mehr nach einer Abkühlung als nach einem Stadtrundgang. Also ziehen wir uns schnell im Campingbus um und gehen zur Belustigung der Stadtbesucher erst einmal eine Runde schnorcheln.
Auf der Fähre zurück ans Festland legen wir die Route für die Rückfahrt fest – und natürlich lösen wir unser Versprechen ein und fahren in Montenegro um die malerische Bucht von Kotor.